Dexy’s ausgepunkte Soulbrüder


Dexy s Midnight Runners: Funky Punks???‘ Das Lob des Monats gilt dem Pioniergeist des Bayerischen Rundfunks (jawohl, Ihr habt richtig gelesen!). Mitten in der fränkischen Provinz unseres bayerischen Nachbarstaates, in Wiesentheids Steigerwaldhalle, nahe Würzburg, präsentierte POP NACH ACHT neben Thomas Gottschalk, dem Popper in roten Lederhosen, und Tommy Ohrner alias Timm Thaler, Englands neuestes Chartswunder, „Dexy’s Midnight Runners“. Die acht kernigen Burschen aus Birmingham haben mit „Geno“ einen Nr. 1-Hit landen können. Erstaunlich daran: die Musik der Dexy’s ist zwar schwarz, hat aber mit Reggae, Two Tone und Konsorten wenig bis gar nichts zu tun. Sänger und Gitarrist Carlo Rolan in Leder mit Strickkäppi (siehe Foto) spricht stellvertretend für die Jungs (Steve Spooner – alto sax, Pete Williams – baß, Big Jimmy Petterson – Posaune, J.B. – tenor sax, AI Archer – lead guitar, Andy Leek* – organ&Grokerdrums): „Wir orientieren uns am klassischen Soul rund um James Brown und den frühen Funkformen!“ Die britischen Zeitungen sprechen derweil schon von einem Soulrevival. Carlo schaut skeptisch drein. „Revival? Wer sprach von Revival, als die Clash, die Pistols anfingen zu spielen. Die haben sich auch auf alte Musikformen stilistisch berufen. Gut, der Soul war eine Zeitlang weg vom Fenster… Aber Revival, nein!“

Der Background der Midnight Runners liegt derweil im Punk begründet. „Wir sind Ex-Punks, die es gelangweilt hat, weiter Punk zu spielen. Wir haben den Rock schlechthin über Bord geworfen.“ Er spricht von punk influenced soul… und ist selbst nicht glücklich mit dieser Kategorisierung. Also vergessen wir die Schubladen. Die Dexys lassen Dampf ab, die Bläser reinigen Dir die Gehörgänge. Musik mit Feeling und Drive. Im September wollen sie wiederkommen…

Im übrigen brüstet sich die Band damit, daß sie niemals für ihre Eisenbahnfahrten bezahlt und daß sie sich ihre Anlage stückweise von anderen Bands zusammengeklaut habe.

*Andy Leek hat die Band inzwischen schon wieder verlassen. Nach dem Hitparadenerfolg von „Geno“ sei ihm der Ruhm lästig geworden, er wolle nun eine eigene Band gründen, erklärte er.