Devo Im HMV Forum, London


Die New-Wave-Pioniere mit der Ankündigung eines großflächigen Comebacks.

Sie sind schon öfter rückfällig geworden, etwa beim Lollapalooza-Festival 1996, als sie vor Metallica auftraten. Oder bei Benicässim 2007, als sie ihre Rückkehr nach Europa (nach 17 Jahren) feierten. Nur: mehr als ein kurzer Spaß sollte es für die Altmeister aus Akron, Ohio, nie werden. Schließlich ist Sänger Mark Mothersbaugh inzwischen ein erfolgreicher Soundtrackkomponist für Film, Fernsehen und Videogames, während Gitarrist Gerald Casale Videos für Bands wie die Foo Fighters, Rush und Silverchair dreht. Doch nun meinen sie es offenbar ernst: Mit einem neuen Studioalbum namens PRESH, ursprünglich schon für diesen Herbst, nunmehr für 2010 angekündigt, – und einer London-Show, bei der sie reine Nostalgie verbreiten. Nämlich mit der Aufführung ihres kompletten 1978er Debüts Q: ARE ST. NOT MEN? A; WE ARE DF.VO!. Wobei auch diese zwölf Stücke, die einst unter Aufsicht von Brian Eno entstanden – und als Meilenstein des frühen New Wave gelten – noch immer ausgesprochen frisch klingen. Ein Mix aus ungestümem Punkrock und kruden Synthispielereien, mal avantgardistisch, mal hymnisch, mal melodisch, zudem mit irrwitzigen Texten und einer gewohnt angeschrägten Show. Denn obwohl die Herren Ende 50 und merklich in die Breite gegangen sind: Devo tragen weiterhin den 1980 eingeführten „Energv Dome“ (rote Plastikhütchen), gelbe Overalls (derer sie sich nach zwei Stücken entledigen) und (darunter) schwarze T-Shirts, Shorts und Knieschoner. Was nicht nur ausgesprochen skurril aussieht, sondern auch von gut der Hälfte der 3.000 Fans imitiert wird. Die Fans sind genauso alt wie Devo, tragen zum Großteil Bierbäuche und grölen jeden Song mit, wobei sie genauso viel Spaß haben wie die Akteure auf der Bühne, die ihren eigenen Kult zelebrieren: Mark gibt den verrückten Professor, der schräge Gitarrensoli zu „(I Can’t Get No) Satisfaction“ intoniert, bei „Mongoloid“ wilde Grimassen schneidet und die Massen zu „JockoHomo“ dirigiert-während die Band denkwürdige Choreografien aufführt. Sehr unterhaltsam – aber leider sehr kurz. Nach 45 Minuten gibt es mit „Smart Patrol“ und „Gates Of Steel“ lediglich zwei Zugaben, lautstarke Forderungen nach „Whip It“ werden mit grellem Licht und lauter Musik vom Band abgeschmettert. Fazit: als Appetithappen nicht schlecht. Im nächsten Jahr muss mehr kommen.