Der letzte Vorhang: Michael Karoli
Sie waren Pioniere, die die Popmusik für immer veränderten – und Michael Caroli war ihr Gitarrist. Das Ensemble mit Ausgangsbasis Köln, dem die Stockhausen-Eleven Irmin Schmidt und Holger Czukay, der vom Jazz kommende Schlagzeuger Jaki Liebezeit und-als jüngstes Bandmitglied – Michael Karoli angehörten, hieß Can. „Monster Movie“ nannte sich ihr im August 1969 erschienenes, epochales Debüt. Bis 1979 folgten – diverse Kopplungen nicht mitgerechnet – neun weitere Alben, die (mit Ausnahme des verunglückten „Out Of Reach“) abenteuerliche Klangexpeditionen in bis dato unerforschtes Terrain boten. Can H vereinten Rock, Jazz und avantgardistische Neutönerei, – sie irrlichterten kompetent zwischen repetetiver Rhythmusarbeit und wahren Mahlströmen aus Sound.Sie schufen die Blaupause für New Wave,Techno, Ambient und Postrock, sie gelten noch heute als Vorbild für Pop-Größen von Brian Eno bis John Lydon (alias Johnny Rotten), von den Talking Heads bis Sonic Youth. Michael Karoli, geboren am 29. April 1948 im niederbayerischen Straubing, war-wie seine Kollegen-ein Freigeist, der jegliche Kategorisierung verabscheute. „Ich hasse es, meine Musik beschreiben zu müssen“, sagte er einmal. „Ist es Rock’n’Roll? Kommt ganz darauf an, wie man diesen Begriff definiert. Wenn manCapta!n Beefheart als Rock’n’Roll betrachtet oder Miles Davis okay, dann ist es Rock’n’Roll.“ Wie auch immer: Karoli war es, der mit seinem mal beseelten, dann wieder kühl-abstrakten Gitarrenspiel als Cans Kontaktmann zur Rockmusik fungierte. Michael Karoli erlag am 17. November in seinem Anwesen in der Nähe von Nizza einem Krebsleiden. Er wurde 53 Jahre alt.