Der grosse Troubadour


Wenn die Berner (Mundart-)Rockszene mit Bands wie Züri West. Polo Hofer und Patent Ochsner den helvetischen Markt beherrscht, so liegt das zu einem großen Teil auch an ihm: Mani Matter, Jahrgang 1936, gestorben 1972, seinerzeit Rechtskonsulent der Stadt Bern und erster großer Berner Troubadour und Mundart-Poet. Man weiß es seit den vielen CoverVersionen von Zun West, oder erst recht seit Stephan Eicher mit „Hemmige“ das frankophone Publikum verzückt: Mani Matter hat der Bundeshauptstadt das Musizieren mit bärndütschen Texten beigebracht. Und eben diese Texte haben ihn überlebt. Diese scharfen Beobachtungen des Alltags, wo sich kleine Absurditäten zur Regel wandeln, diese kleinen Vignetten haben bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren, sind noch genauso poetisch und modern, wie sie es zu Matters Lebzeiten waren.

Zum 20. Todestag des Troubadours nahmen nun 24 Berner Bands und Interpreten verschiedene seiner Songs für den Sampler „Matter Rock“ auf — als Hommage, und als eine Art Berner Wurzelforschung.

Mani Matter war Berner, doch er bezeichnete sich als Schüler des großen gallischen Barden George Brassens. Wie sein großes Idol begleitete sich auch Matter ausschließlich auf der Wanderklampfe. Derart minimalistische Vorlagen ließen den Musikerinnen für ihre Versionen jegliche Freiheiten, und diese wurden denn auch reichlich genutzt. „Matter Rock“ enthält eine breite Stil-Palette, von a cappella über Rap bis zum deftigen Rock-Stück — eine kleine Rundreise durch die vielfältige Berner Szene.

Die Beiträge zu diesem Sampler stammen von Interpretinnen unterschiedlichster Popularität. Besonders gespannt ist man natürlich auf die Zusammenarbeit von Stephan Eicher mit Züri West oder auf Patent Ochsner und Polo Hofer mit seiner Schmetterband. Neben diesen etablierten Bands stehen aber auch einige Überraschungen ins Haus, zum Beispiel die Zusammenarbeit des Szenen-Originals Housi Wittlin mit der schrägsten aller Berner Bands, den Stop the Shoppers, oder „Ds Lied vo de Bahnhof‘ in der Version der Vokalakrobatin Mad Dodo oder die a cappella-Reprise des „Portmonee“ von Eleven Up.

Eines haben die Initiatoren des Projektes bereits erreicht: Zu einer Zeit, in der der Berner Rock so hoch im Kurs steht, haben sie bewiesen, daß Mani Matter immer noch lebt — als Übervater dieser vitalen Szene.