Der ewige Rocker


Missionar in eigener Sache: Huey Lewis & The News lassen den klassischen Rock'n'Roll vergangener Jahre wieder aufleben

Ehrlich währt am längsten. Huey Lewis hat in seiner knapp 15jährigen Karriere nie Etikettenschwindel betrieben. „Wir haben nie in irgendeinen Trend gepaßt, zu Zeiten von Giorgio Moroder so wenig wie heute“, lacht der sympathische Goodtime-Rocker. „Wir waren immer Bock’n’RoUer. auch mit Hits wie .The Power Of Love‘ oder ,1 Want A New Drug‘ – selbst wenn wir dabei Schlagzeugcomputer verwendet haben. Das waren Studio-Spielereien, nach dem Motto: ,wow – JeffPocaro in einer Box? Das müssen wir ausprobieren!“‚ Sechs Alben hat Huey Lewis eingespielt, doch in den letzten Jahren war es zunehmend ruhiger um den New Yorker geworden. Der Rückzug ins Familienleben? Mitnichten. Auch wenn’s nach Karriereknick aussah – Huey war im Studio: „Ich arbeitete mit Sessionmusikern in L.A. an einem Soloalbum, aber das Ding wollte und wollte nicht fertig werden. Irgendwie fehlte mir die Vision“, gibt Huey freimütig zu. Die kam, als er sich spaßeshalber mit seinen Spezies von The News traf. Ein Jahr hatten sie nicht mehr zusammengespielt, bis sie im Haus des Saxophonisten Johnny Colla alte Rock’n’Roll-Standards jammten. „Das ging richtig ab, ich hatte lange Zeit nicht mehr so viel Spaß am Musikmachen“, erzählt Lewis mit leuchtenden Augen. „Wir bauten zwei Mikrophone auf, vertrauten auf den Klang des Raumes und nahmen ein paar Songs auf.“

Alle, die dieses Tape hörten, waren auf Anhieb begeistert. Hueys Manager meinte, ein komplettes Rock’n’Roll-Album könne er locker verkaufen, was direkt in „Four Chords And Several Years Ago“ mündete: 17 Coverversionen aus der Blues-, R&B- und Rock’n’Roll-Ecke, darunter Klassiker wie „Shake Rattle And Roll“, „Some Kind Of Wonderful“ und „Good Morning Little Schoolgirl“. Eine ungewöhnliche Idee, zum Einstand bei einer neuen Plattenfirma mit einem Oldies-Album an den Start zu gehen: „Ein solches Album paßt einfach zu mir und meinem Bariton“, lacht Lewis, der wußte, daß ihn auch hämische Kommentare erwarten würden. „Mein Marketing-Mann haßt die Platte wahrscheinlich, für mich aber waren die Sessions unglaublich wichtig, der Umgang mit dieser Musik ist wie eine Rückkehr zu meinen Wurzeln – ungeheuer revitalisierend.“ Er macht zwar keinen Hehl daraus, altmodisch zu sein, aber als puren Nostalgie-Trip begreift er sein Album trotzdem nicht: „Rock’n‘ Roll als Stil ist zwar nicht gerade überrepräsentiert in der aktuellen Musikszene, aber als Lebensgefühl absolut unsterblich.“

Was er mit seiner stilecht inszenierten Liebeserklärung an die alten Zeiten vor allem auch einem jüngeren Publikum klarmachen will, ist die Einfachheit, Ehrlichkeit, Authentizität und auch Leidenschaft einer Musik, die jeder vorgibt spielen zu können, aber nur wenige mit der notwendigen Einstellung und dem richtigen Feeling interpretieren. „Es mag hochgestochen klingen: aber für genau diese Eigenschaften steht der Rock’n’Roll. Und außerdem für unendlich viel Spaß.“