David Bowie


Als "Ziggy Stardust" stieg David Bowie auf zu den Sternen, als "Mann, der vom Himmel fiel" kehrte er - im Film - zurück. Heute lebt er in Berlin und speist seine Kreativität mit jener Spannung, die das Leben in einer isolierten, von Mauer und Stacheldraht eingeschlossenen Rentner und Studentenstadt zwangsläufig aufbaut. Bowies intensiv durchlebte Rollen beeinflußten nachhaltig die Generation der heute 18 bis 25jährigen, die Anfang der sechziger Jahre noch zu jung für die Beatles und die Stones war. Sie machte den exzentrischen Briten in den vergangen zwei Jahren auch zu einem Star in Deutschland, katapultierte ihn in die Hitparaden. Bowie ruht sich dort indes nicht aus: Noch immer macht er Platten, bei denen niemand vorher ahnt, wie sie hinterher aussehen könnten. Gabriele Meierding beschreibt die Karriere des Mannes, der seit knapp einem Jahrzehnt in der Rockszene schillernde, unübersehbare Spuren hinterläßt.

Als „Ziggy Stardust“ stieg David Bowie auf zu den Sternen, als „Mann, der vom Himmel fiel“ kehrte er – im Film – zurück.Heute lebt er in Berlin und speist seine Kreativität mit jener Spannung, die das Leben in einer isolierten, von Mauer und Stacheldraht eingeschlossenen Rentner und Studentenstadt zwangsläufig aufbaut. Bowies intensiv durchlebte Rollen beeinflußten nachhaltig die Generation der heute 18 bis 25jährigen, die Anfang der sechziger Jahre noch zu jung für die Beatles und die Stones war. Sie machte den exzentrischen Briten in den vergangen zwei Jahren auch zu einem Star in Deutschland, katapultierte ihn in die Hitparaden. Bowie ruht sich dort indes nicht aus: Noch immer macht er Platten, bei denen niemand vorher ahnt, wie sie hinterher aussehen könnten. Gabriele Meierding beschreibt die Karriere des Mannes, der seit knapp einem Jahrzehnt in der Rockszene schillernde, unübersehbare Spuren hinterlaßt.

David Bowie ist eine der widersprüchlichsten Figuren der 70er Jahre. Ein schizoider Showstar mit dem zwanghatten Bedürfnis, ständig wechselnde Identitäten anzunehmen‘. Oder ein raffinierter Macher mit faszinierendem Mimikri? Bewies Undurchsichtigkeit entspringt einem ständigen Rollenspiel, das ihn vom Science Fiction-Auftritt als Ziggy Stardust ins nostalgische fc’n tertainerfach zurückfallen ließ. Gerade dieser Schritt brachte ihm viel Kritik ein. aber er erscheint logisch: Bowies futuristische Visionen, wie sie sich zuletzt in „Diamond Dogs“ andeuteten, waren derart kaputt, daß sich tatsächlich nur noch die Rückkehr auf die Erde anzubieten schien.

Geradezu mystisch mutet es da an. daß David ausgerechnet in dem Moment, als er sich musikalisch wieder bei uns unten auf dem Boden eingerichtet hatte, von Regisseur Nicolaus Roeg für einen Film mit dem Titel „The Man Who Fell To Earth (Der Mann der vom Himmel fiel)“ engagiert wurde. Der Schauspieler David Bowie erhielt 1976 dafür anerkennende Kritiken. „Ich habe eigentlich nicht gespielt.“ meinte er.“.Ich habe mich nur einfach in die Figur des Thomas Jerome Newton hineingedacht, wie Nick es mir geraten hatte.“ Hatte Roeg geahnt, wie stark Bowie in fremden Identitäten untertauchen kann?“.Es wird lange dauern, bis du ihn wieder loswirst“, prophezeihte er seinem Hauptdarsteller. Und er behielt recht. Bowie selbst erklärte: „Sechs Monate lang war ich Newton, ich habe gedacht wie er und gehandelt wie er.“

Bowie gesteht: Ich bin ein unheimlicher Lügner!

War das nun die Wahrheit oder wieder ein echter Bowie-Spruch? Der bleiche Superstar verunsicherte die Welt nämlich nicht allein durch ständig wechselnde Masken. Genauso bunt und widersprüchlich ist die Palette seiner gesammelten Aussprüche, die immerhin in einem alles erklärenden Geständnis münden: „Ich bin ein unheimlicher Lügner“ bekannte er gegenüber dem amerikanischen Schriftsteller William Borroughs. Mehrfach erklärte er aber auch, dass er keine Identität besäße. Keine eigene. Und das sei sein größtes Problem. Es gibt sogar Theorien, die davon ausgehen, daß er vom Geiste des Ziggy Stardust so lange besessen gewesen sei, bis ihm als Erlösung endlich der Thomas Jerome Newton über den Weg gelaufen sei.

Aber wie gesagt, das ist Theorie. Fakten gibt es dagegen über Bowies Karriere, über den schillernden Aufstieg zum Umsatzstar diesseits und jenseits des Atlantiks. Genaugenommen brauchte es drei Anläufe, um den Namen David Bowic nachhaltig zu etablieren. Als er 1972 mit seinem Album vom „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust“ endlich zum Superstar ausgerufen wurde, lag hinter ihm nämlich schon eine umfangreiche Metamorphose.

Als David Robert Jones am 26. Mai 1947 in Brixton bei London geboren, macht Bowie heute die widersprüchlichen Äußerlichkeiten seiner Jugend die er in städtischen Elendsvierteln wie in idyllischer ländlicher Umgebung verbracht hatte, für seine schizoide Haltung verantwortlich. Mit 16 verließ er die Technical Highschool. Für einige Zeit arbeitete er in einer Werbeagentur und spielte nebenher in verschiedenen Amateurgruppen. Eine davon nannte er David Jones & The Lower Third. Als sein Namensvetter bei den damaligen TV-Kaspern „The Monkees“ zu ständigen Lästereien Anlaß gab (schließlich spielte er progressiven Blues), nannte sich David ab sofort „Bowie“. Bowie – wie das Bowie-Knife, ein zweischneidiges Jagdmasser. „Ich befaßte mich zu dem Zeitpunkt gerade mit tiefschürfender Philosophie und wollte damit so etwas wie eine Binsenweisheit ins Spiel bringen. Lügen durchschneiden oder so….“

Bowies erster Plattenvertrag: Ein glatter Reinfall

der mit „Matthew And Son über Nacht einen Hit landen konnte. Niemand kümmerte sich nun mehr um David Bowie, der dieser Company eine Anzahl äußerst reizvoller, intelligenter Songs hinterlassen hat. David hatte sich stark von Anthony Newley beeinflussen lassen, einem Schauspieler, der durch das Musical „Stop The World, I Want To Get Off“ populär geworden war. Dessen Stil war es, Balladen mit brüchiger Stimme und Cockney-Slang zu erzählen. David kopierte diesen Stil. Einen Überblick über die fabel-ähnlichen Balladen gibt das Doppelalbum“.Images“, das vor etwa zwei Jahren von der Firma Teldec veröffentlicht wurde. Darunter ist das witzige Liebeslied „Love You Till Tuesday“, der einzige Titel, der damals bekannt wurde. Viele der Songs besitzen in ihrer poetischphilosophischen Inspiration zeitloses Format. Doch damals interessierte das niemanden. Sie passten nicht in die Dekoration, die von Flower Power und Psychedelik geprägt war. So flüchtete David also zunächst ins Kloster. Jedoch: „Zwei Tage bevor ich meine Mönchsgelübte ablegen sollte, riß ich aus und betrank mich fürchterlich.“

Als Pantomime holt sich David das Rüstzeug für seine späteren Shows

Sein nächter Weg führte ihn in eine Pantomimentruppe. In Lindsay Kemps Mime Company arbeitete er 18 Monate lang und erwarb sich damit die Basis für seine späteren Effektshows. Bald darauf stand er mit rührend geschminktem Clownsgesicht wieder vor einem Rockpublikum. Die Veranstalter lachten sich in den Kulissen halb tot über den in ihren Augen verstörten Schmächtling, den sie da ins Vorprogramm vonTyrannosaurus Rex und Roy Harper gesteckt hatten. Nach einem 20minütigem Pantomimenspiel sang David sein Lied vom „SilJy Boy Blue“, einem religiös inspirierten Jungen.

Im Juli 1969 fand er auch wieder eine Schallplattenfirma. Philips veröffentlichte seine erste futuristische Vision: „Space Oddity“, jenes großartige Lied vom Major Tom, der sich in seiner Weltraumkapsel für immer verabschiedete. Damals wurde daraus Bowies erster Hit: Platz fünf in England. Als RCA diese Single 1975 neu veröffentlichte, schoß der Titel sogar auf Nummer 1. (Das erste Philips-Album, „Man Of Words And Music“, produziert von Tony Visconti, wurde als „Space Oddity“ 1972 ebenfalls von RCA wiederveröffentlicht).

Bowie hat die Nase voll und feuert seinen Manager

Damals spielte David mit einer Gruppe zusammen, die sich bezeichnenderweise „Hype“ nannte. Dabei waren Tony Visconti (Baß), John Cambridge (Drums) und Mick Ronson (Gitarre). Hype machte drei Singles: „Prettiest Star“ (mit Marc Bolan an der Gitarre), „Memory Of A Free Festival Part 1 and 2“ und „Holy Holy“. Anfang 1970 kam Tony Visconti auf die Idee, David zu einem bekannten Rechtsanwalt zu schicken, der seine Karriere endlich steuern sollte. Dieser Mann hieß Tony de Fries und witterte angesichts dieser kreativen Gestalt sofort Erfolg. Vielleicht erwachte in ihm der Ehrgeiz, ein zweiter Colonel Parker zu werden. Doch Elvis hat es bekanntlich nie fertiggebracht, seinen „Schöpier in den Hintern zu treten. Bowie tat dies mit de Fries, als dessen „Main Man“-Unternehmen schon in New York und Tokio zusätzliche Büros unterhielt.

Bis Davids intergalaktische Visionen auch auf der Bühne Gestalt annahmen, dauerte es allerdings noch eine Weile. Vorher erschien sein vielleicht wichtigstes Album, „The Man Who Sold The World“, mit geringem Erfolg bei Mercury. Hier regte sich erst die Aufmerksamkeit, als RCA die LP zwei Jahre später neu herausbrachte. Extremer noch als „Space Oddity“ enthält das Album eine Häufung von metaphysischen Ausflügen. Bowie war damit seiner Zeit eindeutig voraus. Seine futuristischen Ideen waren durch Kubricks berühmten Film ,,2001 A Space Odysee“ ohnehin nur noch beflügelt worden. Und als Ausbruch aus der deprimierenden Enge gesellschaftlicher Normen schuf er die Fiktion der bisexuellen Alternative.

Erst zwei Jahre später entpuppten sich solche kreativen Vorstellungen plötzlich als Trend. Es muß in der Luft gelegen haben, wie in den vergangenen eineinhalb Jahren der Punk Rock. Aul einmal glitzerten alle um die Wette, die Eintagstunten des Pop-Geschäftes gaben sich die Klinke in die Hand. Doch Bowie war das edle Original-Geschöpf, schillernd und unnahbar. Lange hat auch er bisexuelle Sprüche geklopft, wahrscheinlich auch noch dann, wenn er seine Frau Angela im Arm und Sohn Zowie an der Hand hatte. Und was meint er heute? „Ich habe nie im Leben auch nur eine bisexuelle Handlung begangen! Himmel, das Image ist mir damals von .MainMan‘ verpaßt worden!“ Na gut, David. Was sagte Bowie doch noch zu William Bortoughs? „Ich stimme selten mit dem überein, was ich sage. Dabei weiß ich nicht einmal, woran es liegt. Vielleicht daran, daß ich meine Meinung so schnell ändere.“

Als „Hunky Dory“ erscheint, nimmt die Greta Garbo des Rock Gestalt an

Zurück ins Jahr 1971. Bowie widmete seine Zeit noch seinem experimentellen Künstlerclub, als Tony de Fries den Vertrag mit RCA aushandelte. Als hier „Hunky Dory“ erschien, nahm die Welt endlich gebührend Notiz von David. Das colorierte grobkörnige Coverphoto zeigte ihn in Diva-Pose. Die Greta Garbo des Rock hatte vorübergehend Gestalt angenommen. „Hunky Dory“ fiel musikalisch weitaus ruhiger aus als „The Man Who Sold The World“. Mitwirkende waren Mick Ronson als Gitarrist und Arrangeur, der Schlagzeuger Mick „Woody“ Woodmansey und Trevor Bolder, der Baß und Trompete spielte. Am Piano saß als Gast ein gewisser Richard Wakeman, und David selber spielte Saxophon, Gitarre und die „weniger komplizierten Klavierpassagen“, wie er auf dem Cover verrät.

„Changes“ wird sein zweiter Hit, „Oh You Pretty Thing“ ironischerweise in der Version von Hennan’s Hermits ein Treffer. „Kooks“ ist ein Titel „for small Z.“, für den kleinen Sohn Zowie also. „…und wenn die Hausaufgaben dich schaffen, dann werfen wir sie einfach ins Feuer und fahren mit dem Wagen in die Stadt…“ Das war wieder der Bowie von 1967. „Queen Bitch“ ging an die New Yorker Szene, deren Kultfigur Lou Reed hieß. „The Bewlay Brothers“ und vor allenDingen „Live On Mars deuteten bereits klar an, daß sich Bowie mit seiner nächsten LP in hervorragend kommerzieller Form präsentieren würde. Zunächst verglich man ihn jedoch noch wegen seiner zum Teil brüchig vorgetragenen Songs mit Bob Dylan.

Die letzten Hippies sind überstimmt, die Zeit ist reif für Bowies bizarres Happening

Danach passiert es dann: „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“. Es ist 1972, die allerletzten Hippes sind überstimmt und das Publikum ist vorbereitet für ein bizarres Rock-Happening ohnegleichen. David Bowie hat sich die blonden Madonnenhaare abschneiden lassen und zeigt sich zusammen mit seinen Musikern in poppigen Space-Kostümen. Die Geschichte des Ziggy Stardust macht ihn über Nacht zum Idol. Für alle, denen der Inhalt noch immer nicht klar ist, hier die Idee der Story in Davids eigenen Worten, wie er sie William Borroughs (wem sonst?) erzählte:

„Es ist fünf Jahre vor dem Ende der Welt. Es heißt, die Welt werde wegen Mangels an natürlichen Reserven untergehen. Ziggy ist wie alle Kids, die alles haben wollen, was sie glauben zu benötigen. Die Älteren haben längst den Kontakt zur Wirklichkeit verloren und die Jugendlichen sich selbst überlassen. Ziggy spielt in einer Rock ’n‘ Roll Band, aber die Jugendlichen wollen nichts mehr davon wissen. Außerdem gibt es gar keinen Strom mehr, um Rockmusik zu spielen. Ziggy bekommt den Rat, Nachrichten zu sammeln und sie zu verlesen, weil die Leute sonst überhaupt nichts Neues mehr zu hören bekommen. Ziggy tut es, und es gibt schreckliche Nachrichten! ,A11 The Young Dudes‘ ist übrigens ein Song darüber. Es ist keine Hymne an die Jugend, wie viele vermuteten, genau das Gegenteil nämlich. (David schrieb diesen Titel ursprünglich für Mott The Hoople, er hat mit Ziggy nichts zu tun). Ziggy erhält im Raum die Aufforderung, ein Lied über die Ankunft des ,Starman‘ zu schreiben. Dies ist die erste hoffnungsvolle Nachricht für die Menschen auf der Erde, deshalb steigen sie auch sofort darauf ein. Die Sternenmenschen sind .Unendliche‘, und Ziggy berichtet von diesen wunderbaren Weltraummännern, die herabkommen, um die Erde zu retten. Er beginnt schon selbst daran zu glauben und meint, er sei sein Prophet des zu erwartenden ,Starman‘. Er schwingt sich hinauf zu unglaublichen geistigen Höhen und wird nur noch durch seine Jünger am Leben erhalten. Als die Unendlichen dann schließlich auf die Erde kommen, nehmen sie sich Teile von Ziggy, um sich existent zu machen. In ihrem ursprünglichen Zustand bestehen sie nämlich aus Anti-Materie. Und sie reissen ihn in Stücke, während er sein „Rock’n‘ Roll Suicide“ singt. Als Ziggy schließlich tot auf der Bühne liegt, nehmen sie seine Teile und machen sich damit sichtbar“ Soweit Bowie. Er hatte übrigens kurz vor dem Treffen mit Borroughs dessen „Nova Express“ gelesen und erstaunliche Parallelen entdeckt. Auch der Schriftsteller selbst war erstaunt über die Ähnlichkeit der Tendenzen.

Mit „Ziggy Stardust“ schlugen David Bowie und die Spiders From Mars (so nannte sich nun seine Band) musikalisch einen ungewöhnlich eingängigen Weg ein. Botschaft oder nicht Botschaft, der „Starman“ ertönte mit schönster Regelmäßigkeit im Radio, der fetzende Rocker „Suffragette City“ gehört noch heute zu Bowie’s Standard-Titeln, genau wie „Rock ’n‘ Roll Suicide“. Tony de Fries zog derweil um seinen Schützling eine hohe Mauer aus Gerüchten undGeheimniskrämerei.Er schirmte David ab, so gut er konnte und Bowie schlüpfte nach und nach vollends in die Rolle des außerirdischen Hermaphroditen.

Der Spaceman verwandelt sich in ein karottenrotes Fabelwesen

Er verwandelte sich mit der Zeit vom futuristischen Spaceman in ein fantasievoll ausstaffiertes Fabelwesen, dessen karottenrote Stachelfrisur zum vielkopierten Markenzeichen wurde. David zeigte mehr Haut, als es irgendein Rockstar jemals auf der Bühne wagte. Er trat mit kunstvollem Make up auf, präsentierte sich im Minislip und benutzte seinen Gitarristen Mick Ronson als Partner für allerlei homophile Pantomimen. Tony de Fries und David Bowie galten damals wirklich als das genialste Gespann seit Elvis Presley und Colonel Parker.

Inzwischen hatte das „Main-Man“-Office auch Iggy Stooge-Pop, Lou Reed und Mott the Hoople auf der Liste. Für Mott schrieb David bekanntlich „All The Yound Dudes“, um ihnen aus dem Keller zu helfen. Mit Lou Reed arbeitete er an zwei LPs, und für Iggy Pop produzierte er die legendäre LP „Raw Power“. Seitdem gehört Iggy zum ständigen Gefolge David Bowie. „Ich habe von Lou Reed nie etwas gewußt, bis mir irgendjemand sagte, ich sei von ihm beeinflußt. Also redete ich mir ein, das sei so,“ erklärte David einmal, all der Vergleiche und Deutungen überdrüssig. „Genauso war es mit Iggy. Als man mir sagte, meine Musik sei sehr ‚Detroity‘, begann ich mich für Iggy & The Stooges zu interessieren. Ich dachte, was für ein großartiger Name! Ich erzählte jedem, der mich danach fragte, wie großartig sie seien, ohne zu wissen, was sie überhaupt taten…“

David verkündet cool: Dies war mein allerletzter Auftritt

Während der US – Tournee 1972/73 schrieb David das Material für „Alladin Sane“. Ein Wortspiel: Allad-Insane. „Insane“ für jede Menge kranker,, irrwitziger Situationen. Nach der Ausdruckskraft von „Ziggy“ war diese LP allerdings eine Enttäuschung. Musikalisch machten sich vergleichsweise Belanglosigkeiten breit, die Aussage ist nicht mehr zukünftsorientiert, sondern höchst dekadent. Das berühmteste und vielleicht auch beste Stück blieb „Jean Genie“, ein Song, den David angeblich Iggy Pop gewidmet hatte. „Frustrierend und unausgeglichen“, schrieb der Rolling Stone und warf David vor, sich hier dem breiten Publikumsgeschmack allzu deutlich angebiedert zu haben.

Im Mai 1973 trat David Bowie als erster Rockstar im Londoner Earls Court auf. Es bahnte sich ein Desaster an. Die Bühne lag zu tief, die Zuschauer drängelten wie verrückt; einige wurden nahezu zu Boden getrampelt. Bowie war entsetzt. Er zog sich zurück bis das Publikum sich wieder beruhigt hatte. Zwei Monate später, nach einer Show im Hammersmith Odeon, verkündete er cool, dies sei sein letzter öffentlicher Auftritt gewesen. Viele Fans ven ließen weinend das Konzerthaus. Drei Monate nach diesem öffentlichen Abschied trat David für das amerikanische Fernsehen zum letztenmal mit den Spiders auf. Im Marquee Club wurde für das „Midnight Special“ die „1980 Floorshow“ aufgezeichnet. Wer erinnert sich nicht noch an Davids großmaschigen Netzanzug mit den Riesenhänden an strategisch wichtigen Körperteilen? Die Zensoren des amerikanischen Fernsehens hatten wieder reichlich zu tun.

Etwa gleichzeitig erschien „Pin ups“. David, der mit seiner Familie mittlerweile nach Südfrankreich, ins Chateau d’Herouville gezogen war, hatte die LP dort aufgenommen. Und für einen neuen Schock gesorgt. Was sollte diese Nostalgieduselei von einem, der schließlich mal futuristischen Horizont bewiesen hatte? David hatte einfach seine Lieblingssongs aus den Jahre 64-67 neuinterpretiert und auf einer LP veröffentlicht. Darunter „Rosalyn“, „See Emily Play“, „Friday On My Mind“ und „Where Have All The Good Times Gone“. Was für ein Seufzer nach Vergangenem! Da bahnte sich etwas an, aber deutlich war die Umwandlung noch nicht zu erkennen. Das Cover zeigte Bowie noch überirdisch schön geschminkt und fotografiert.An seiner Schulter lehnte Twiggy – ein galaktisches Traumpaar. Das Innencover offenbart dann einen ungewohnten Anblick: David posierte im Gatsby-Anzug. Abgesehen von kritischen Stimmen, die David wegen „Alladin Insane“ und vor allem wegen „Pin ups“ angriffen, stand das Jahr ’73 für ihn im Zeichen zahlreicher Auszeichnungen: die Leser des .Melody Maker‘ wählten ihn zum besten Sänger, Produzenten und Komponisten, sowie „Jean Genie“ zur besten Single. Das amerikanische Magazin „Creem“ wies ihn als beliebtesten Sänger aus; Disc als populärsten englischen Sänger, populärsten Sänger der Welt, „Alladin Sane“ als bestes Album und „Jean Genie“ als beste Single. Der New Musical Express schließlich ermittelte Bowie in seinem Leserpoll als weltweite Nummer 1 unter den Sängern sowie als besten Produzenten.

Nach seinem nostalgischen Ausflug drohte David dann noch einmal mit düsteren Zukunftsvisionen. Er hatte damit begonnen, George Orwells „1984“ in ein Musical umzuarbeiten. Daraus wurde aber nichts. Stattdessen mündeten diese Ideen in das Album „Diamond Dogs“ mit dem Track „1984“. Bowie schilderte den Zusammenbruch der Zivilisation. Das Ende der Menschheit als überragende Rasse scheint gekommenen „Hunger City“ gibt es schon Maden in der Größe von Ratten und Ratten so groß wie Katzen. „Das schlechteste Album seit sechs Jahren“, urteilte der Rolling Stone. „Bowie führte seine Gefolgschaft in die Wüste und ließ sie dort schmoren. Gerade hat er eine neue Zeit ausgerufen, kehrt er ihr schon wieder den Rücken und verzieht sich in nostalgische Gefilde“, hieß es weiter im Hinblick auch auf „Alladin“ und „Pin ups“. Und weiter: „Schlaffe, nichtssagende Melodien. Was ihn interessiert, ist außerdem nicht die Zukunft, sondern sind Sex, Perversion, Degradierung, Angst und Selbstmitleid.“ Das war ein hartes Urteil. Aber es war nicht unbedingt richtig.

Ein Jahr nachdem Bowie sich von der Bühne verabschiedet hatte, ging er 1974 wieder auf Tournee. Sein Programm bestand in der Hauptsache aus „Diamond Dogs“-Material. Die Band: Earl Slick (Gitarre), Herbie Flowers (Baß), Gui Adrisano und Warren Peace (Chor), Michael Kamen (Keyboards, Oboe), Tony Newman (Drums), Pablo Rosario (Perkussion), David Sanburn (Saxophon, Flöte), Richard Grandor (Saxophon, Flöte) und Mike Garson, Keyboards). Dokumentiert ist diese Phase auf dem Live-Doppelalbum „David Live/ David Bowie At The Tower Of Philadelphia“.

Im November 1974 schließlich zeigt sich ein völlig neuer Bowie. Lange genug hatte er sich in den USA aufgehalten, um schon wieder etwas Neues aufgesogen zu haben. David kreierte den weißen Soul. In New York hatte der das Material für „Young Americans“ geschrieben. Und er meisterte auch die Rolle des weißen Soulbruders. Vom hysterischen Falsett bis hinunter zum tiefen Timbre beherrschte er sowieso seit jeher alle Stimmlagen. Genau wie „Diamond Dogs“ ist „Young Americans“ allerdings eine Entgleisung, obwohl David das Repertoire im Griff hatte. Es war irgendwie zu billig. Der Titel „Farne“, eine Inspiration, die mit von John Lennon ausging, landete in den Staaten auf Platz 1. Klar, denn dort bewegte sich längst alles im Disco-Funk-Rhythmus.

John Lennon rät Bowie, sich von jedem Management freizumachen

Die Begegnung mit John Lennon war damals für David Bowie ziemlich Wichtig. Nicht nur, daß John für „Farne“ und den alten Beatles-Titel „Across The Universe“ Gitarre spielte — er riet David auch, sich endlich von jedem Management freizumachen und sein eigener Herr zu werden. Als David später endlich diesen Rat verdaut hatte, lag nicht nur Tony de Fries mit MainMan hinter ihm, sondern auch die Zusammenarbeit mit Michael Lippman, einem anderen Rechtsanwalt, der zwischendurch an Bowie verdient hatte. Bowie: „Heute bin ich mein eigener Manager. Mein Büro befindet sich in meinem Hotelzimmer in meinem Koffer, und das funktioniert prima.“ Bowie beschäftigt nunmehr Pat Gibbons als „acting manager“, Barbare deWitt als Pressemanagerin und Corinne Schwab als Sekretärin. „Andere Musiker haben ihre Bodyguards“, lästerte ein englischer Journalist, „um Bowie schwirren ständig irgendwelche Weiber herum, um ihn abzuschirmen. Und das funktioniert besser,, als wenn er drei Muskelmänner um sich hätte.“

Die „Young Americans“-Tour hatte sich natürlich als zweispaltiges Vergnügen erwiesen. Der „New Musical Express schrieb: „David ist eine seltsame Kombination aus Katherine Hepburn… und dem jungen Elvis. Er trägt ein blaues Arbeitshemd, eine lose geknotete Krawatte und ein superkurzes Tweedjackett. Er stolziert auf der Bühne umher und schwingt einen W.C. Field-Spazierstock und bewegt sich wie eine Mischung aus Fred Astaire und James Brown.“ Doch nicht nur die „zusammengeklaute“ Show störte, sondern auch die banale Aufdringlichkeit seines schwarz/weiß zusammengewürfelten Chores. Es war eben typisch „plastic America“. „Plastic Soul“ nennt Bowie „Young Americans“ selbst. „Die Musik ist nicht sehr komplex, war aber ganz erfreulich zu schreiben. Das meiste davon schrieb ich im Studio, pro Song brauchte ich höchstens 15 Minuten. Es ist eines der am wenigsten hörbaren Alben, aber man kann gut danach tanzen.“ Carlos Alomar erinnert sich an die Produktion mit Grauen. „Wir fielen nachts um vier vor Müdigkeit fast vom Hocker, doch David war immer noch in Aktion.“

Danach war Bowie erst einmal mit den Dreharbeiten für „Der Mann, der vom Himmel fiel“ beschäftigt. Anschließend ging er ins Studio, um „Station To Station“ zu produzieren. „The Return of the thin white duke, throwing darts in lovers‘ eyes…“ — da war er wieder, der Literat, diesmal nahezu in Hochform. „Station To Station“ lieferte die Basis zu „Low“ und „Heroes“, den jüngsten Alben. Bowie stieg hier zum erstenmal mit elektronischen Verfremdungen ein, bediente sich noch einiger scharfer Funk-Einlagen, warf die dumpfe, magische Rhythmus-Maschine an, kultivierte den manchmal gespenstischen zweistimmigen Gesang und bediente sich vorerst zum letztenmal vollständiger Texte. Der Sound war gleichermaßen unkonventionell und attraktiv. Diese LP erschien 1976, und die Publicity-Maschine lief wieder wie geschmiert.

Merkwürdige Bemerkungen über den Gröfaz Adolf Hitler

Nicht nur die Geheimniskrämerei um die heue Tournee hatten Bowie wieder ins Gespräch gebracht. Zunächst einmal kaute die Welt noch an Aussprüchen, die ihm den Ruf eines Adolf Hitler-Sympathisanten einbrachten. Was hatte er gesagt: „Adolf Hitler war der erste Rock n Roll-Star. Das hat sicherlich nichts mit seiner Politik zu tun. Er war ein.Medien-Popstar. Ich befürworte es völlig, wenn man die Medien benutzt.“

Und in einem früheren Interview: „Hitler war ein katastrophaler militärischer Stratege. Der schlechteste der Welt. Aber sein übergeordnetes Ziel war gut, und er war ein wunderbarer Förderer der Moral. Ich meine, er war eine perfekte Galionsfigur. Und ich bin sicher, daß er nur ein Teil des Ganzen war, daß er benutzt wurde… Er war ein Verrückter und jedermann wußte das. Sie hätten ihn doch niemals das Land allein regieren lassen…, ich glaube nicht, daß er der Diktator, der alleinige Führer war, für den man ihn immer gehalten hat.“

Ehe David Bowie 1976 zu seiner Tournee startete, gab es Gerüchte, daß er sich selbst in einen Diktator verwandelt hätte. Earl Slick, der kurz vor der Tour ausgestiegen war und durch den jungen Gitarristen Stacey Heydon ersetzt wurde, erklärte, daß David sich in beängstigender Weise verändert hätte. Die Kälte, die er auf der Bühne ausstrahlte und teilweise in seiner Musik verbreitete, schien nicht gespielt zu sein. Er arbeitete fanatisch und drohte menschlich zu verkrüppeln. Vielleicht war es an der Zeit, daß Bowie mal wieder nach Europa zurückkehrte, nachdem er zwei Jahre lang ununterbrochen in den Staaten verbracht hatte. Verbracht nicht gelebt, so hat er es selbst betont. Außerdem faselte er davon, daß er eines Tages auf der Bühne ermordet werde. Waren das noch die Nachwehen des „Rock’n’Roll Suicide“ eines Ziggy Stardust?

Die Welttournee lief grandios. Speziell in England wurde Bowie wie der endlich heimgekehrte Sohn gefeiert. Als er mit seinem gecharterten Zug in der Victoria Station einrollte (Bowie hat Angst vorm Fliegen), drängten sich die Fans in Trauben, um ihren bleichgesichtigen Star in Empfang zu nehmen. Als er in seiner Luxuslimousine davonrollte, winkte er den Fans zu. Verewigt wurde diese Szene von einem Fotografen, der David mitten im „Deutschen Gruß“ mit ausgestrecktem Arm einfing. Hat ihn da der Teufel geritten? Doch David meint: „Ich bin fast wahnsinnig geworden, als ich das Foto sah. Ich winkte mit dem Arm, da muß mich dieser Kerl mitten in der Bewegung abgelichtet haben.“ Er zeigte sich ehrlich empört und schockiert. Hatte er sich nun selbst mit Hitler kompromittiert, oder waren es wieder die Medien, die ihm irgendetwas in den Mund legten?

Bowie startet seine erste Tournee durch die Bundesrepublik

Zum ersten Mal trat David nun auch in der Bundesrepublik auf, was möglicherweise seiner plötzlichen Neigung für alles Deutsche zu verdanken war. Im Vorprogramm langweilte er mindestens 50 Prozent der Zuschauer mit der Musik von Kraftwerk, seiner neuen Lieblingsband. Nach diesem Ausflug ins elektronische Zeitalter unterhielt er sein Publikum mit dem Dali/ Bunuel-Machwerk „Der andalusische Hund , dem experimentellen Gruselstreifen aus der Stummfilm-Ära mit dem berühmten Schnitt durch den Augapfel. Die Amis sollen angeblich über diese Stimulanz ausgeflippt sein. Über all dem schwebte, so schien es, ein kaltes, sadistisches Bowie-Grinsen. Schließlich kam er. Todernst zog er sein Programm durch. Bleich, dünn, schwarze weite Hose, schwarze Weste, weißes Hemd, streng zurückgekämmte Haare, vorn gelb, hinten rot. Der Effekt stimmte mal wieder bis aufs i-Tüpfelchen. Bowie im grellen weißen Licht mimte den nonchalanten Entertainer. Er befand sich, und das hatte er selbst angekündigt, auf dem Frank Sinatra-Trip. Dann plötzlich, nach zwei Dritteln der Show, verzog sich sein bisher unbewegliches Gesicht zu einem Strahlen, und Bowie begab sich – oh Schreck! — von der Bühne und pflanzte sich neben eine zur Salzsäule erstarrte Zuschauerin, grinste freundlich und freute sich diebisch über die Auswirkungen seines Überrumplungseffektes. Wer rechnete damit, daß ausgerechnet er eines Tages ins Publikum hinabsteigen werde?

Ein sensationelles Geheimnis wird aufgedeckt: David Bowie wohnt in Berlin Irgendwann kam dann heraus, daß Bowie in Berlin wohnt. Total versteckt und abgeschirmt natürlich. Hier und da wurde er gesichtet, aber kein Journalist kam und kommt an ihn heran. Er schaffte es, unbehelligt im Berliner Hansa Studio die LP „Low“ aufzunehmen. Inspiriert durch Kraftwerk, begab er sich nun eine LP-Seite lang auf den elektronischen Pfad. Er hatte sich Eno ins Studio geholt, weil er ungeheuer auf dessen LP „Another Green World“ abfahren war. So verloren sich die zwei gemeinsam in kalten, trägen und meist etwas nabelhaften Klanggemälden. Seite 1 dagegen war kommerziell, greifbar, eine weiterentwickelte Form von „Station To Station“. Der Gesang diente meistens nur als zusätzliches Klangmuster, die Texte beschränkten sich reizwortartig auf zwei wiederkehrende Verse. Mit dem farbigen „Sound & Vision“ verbuchte

Discoqrafie

Space Oddity RCA LSP 4813 The Man Who Sold The World RCA LSP 4816 Hunky Dory RCA 2621079 The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars RCA 2641089 AladdinSane RCA 2621105 Pinups RCA 2621294 Diamond Dogs RCA 2621307 David Live RCA 2628107 Young Americans RCA 2621488 Station To Station RCA 2621611 Low RCA PL 12030 Heroes RCA PL 42372 The Beginning Vol. II, David Bowie Deram 621680 Images 1966 – 1967 Deram SDM 3017/1-2 Changesonebowie RCA 2621778 Bowie in seiner neuen Heimat Deutschland einen grandiosen Erfolg in den Single-Charts.

Zur Produktion von „Low“ hatte David seinen Schatten Iggy Pop mit ins Studio genommen, wo er einmal kurz singen durfte. Wenig später produzierte Bowie mit ihm die LP „Idiot“, mehr oder weniger ein Abklatsch von „Low“. Dies war tatsächlich eine reine Bowie-LP geworden, und man fragte sich zu diesem Zeitpunkt, welches Verhältnis wohl diese beiden Exzentriker verband. Iggy hatte immerhin schon seinen Nihilismus ausgetobt, als David noch in Clubs zur akustischen Gitarre sang, richtete sich später dann aber fast mit Rauschgift zugrunde. Vermutlich hat David ihn all die Jahre hindurch aufgebaut, bis er wieder in der Lage war, auf die Bühne zu gehen. Doch auch noch Iggys erste England-Tournee war geprägt von Bowie. Der saß zwar unangekündigt und unscheinbar hinter den Keyboards, bestimmte jedoch hörbar den Sound, während Iggy Pop als neugekürter Bater des Punktock (Wie bitte, liebe Setzerin?) tobte. Der Bowie’sche Abschirmmechanismus war im Nu auch auf Iggy übertragen. Niemand kam an Hin heran, dafür sorgten Davids Damen. Wollte David vermeiden, daß sein „Werk“ auch anderen gehört, war es Fürsorge oder einfach Herrschsucht? Daß weiß wohl niemand so genau. Derweil produzierte er Iggys Album „Lust For Life“, das seinem Freund wieder ein höheres Maß an Individualismus zugestand. Seine Crew arbeitete in der Zwischenzeit an der ersten Iggy Pop-Welttournee.

Bowie führt inzwischen ein Weltenbummlerdasein, ohne Flugzeuge zu benutzen, versteht sich. Mal ist er in der Schweiz, mal in New York (wo er zur Zeit mit einem neuen Film beschäftigt sein soll) oder in Berlin. Berlin dient ihm zum Untertauchen. Hier kann er ungestört durch die Straßen gehen, ohne angesprochen zu werden.

Kreative Spannung in der Stadt der Rentner und Studenten Und hier findet er offenbar auch mehr kreative Spannung als anderswo: „Berlin“, sagt er, „ist eine Stadt, deren Bevölkerung überwiegend von Rentnern und Studenten gebildet wird. Es ist eine Frontstadt, in der zwei verschiedene, sich nicht wohl gesonnene Gesellschaftssysteme gegenüberstehen. In dieser Stadt schaffen all die Gegensätze ständig eine ungewöhnlich gespannte Atmosphäre, und die setzt Kreativität frei!“ Hier enthüllt sich also, warum Berlin inzwischen in der Rock- und ganz speziell in der New Wave-Szene als Geheimtip gehandelt wird; und Bowie war, wie so oft in seiner Karriere, wieder der Vorläufer eines Trends. Der Verweis auf das Studio „Hansa by the wall“, der auf das Cover von „Low“ gedruckt wurde, ist daher wohl auch kaum als modischer Fürt mit dem Schrecken der Berliner Mauer zu verstehen, sondern schlicht als Hinweis auf Kräfte, die Bowie bei der Plattenproduktion besonders beeinflußt haben.

gm