Das Weiße im Auge
Sons And Daughters wissen, was sie wollen. Und auch, was sie dafür tun müssen.
„Klar war das ein Griff ins ganz große Heldenregal“, lacht Adele Bethel, Sängerin und Gitarristin von Sons And Daughters aus Glasgow. „Aber ich wußte ja, von wem er kommt.“ Inhalt der Lobhudelei aus dem vergangenen Sommer: „Der Zwiegesang zwischen Adele und Scott erinnert mich an Nancy und Lee.“ Der Laudator: Alex Kapranos. „Ich kenne Alex schon ein paar Jährchen“, sagt Adele, „schließlich bin ich auch schon ’ne Weile drin in der Musikerblase von Glasgow. Für mich kommt das Lob nicht vom Franz-Ferdinand-Sänger, sondern von Alex. Außerdem: Wer hat schon was gegen Nancy Sinatra und Lee Hazlewood?!“
Wo Adele richtig liegt, liegt sie richtig – in die Kategorie kann man guten Gewissens auch The Repulsion Box, nach der 2003er-EP Love The Cup die erste Langspielplatte von Sons And Daughters, einsortieren. Zehn Songs, 31 Minuten, es rappelt nicht nur im Karton, es knarzt auch davor und dahinter, es knistert schön mittig, die Lieder sind im Blues geerdet, wohnen aber auch mal im Countryhouse, logieren vorübergehend bei Rockabilly, Folk und Postpunk und der Zwiegesang zwischen Adele und Scott Paterson ist wiederum absofuckinglutely brilliant. „Red Receiver“ etwa singen die beiden derart zackig und emotional, als könnten sie jedesmal, wenn sie den Song gegeben haben, in aller Seelenruhe sterben. Die Klangwerdung des Weißen im menschlichen Auge funktioniert genau so. „Dabei haben wir s im Studio sogar getrennt aufgenommen „, sagt Adele (eingespielt wurde The Repulsion Box in Conny Planks legendärem Studio bei Köln), „aber das macht letztlich keinen Unterschied. Wir wissen, was wir wollen, wir haben auch den Bogen raus, wie wir dahin kommen – und ich kann das Weiße in Scotts Augen sehen, ohne ihn dabei direkt anzugucken.“ Mwww.sonsanddaughtersloveyou.com