Das perfekte Mixtape für den Sommer – sogar schon vorgetoastet!


Der Autor ist mit der Audiokassette groß geworden und sagt trotz aller Sentimentalitäten: Dieser Zombie von einem Tonträger hat den Tod längst verdient! Doch nun gibt es eine Ausnahme – frisch aus Portland.

Weil das kleene, hippe Indies heute so machen, erscheint die erste Compilation des in Portland beheimateten Labels Golden Brown als Download – und auf Audiokassette – mit dem schönen Titel: Perfectly Toasted Vol. 1. Sieht ja auch schick aus mit diesen Palmen unter Altrosa-Farbfilter und einem so wohlgenährten wie elegant geschwungenen Schriftzug auf dem Cover, den das Hirn Rechtzeitiggeborener sofort zu Begriffen wie „Charlie´s Angels“ oder „Carpenters“ umdichten möchte.

Golden_Brown_Perfectly_Toasted_Cover

Aber: Wer braucht im Jahr 2016 tatsächlich noch eine Audiokassette?! Ich schocke gerne mal mit ein paar passenden Schlüsselbegriffen: Klangqualität – spulen – wenden – Bandsalat! Wem läuft es da nicht eiskalt den Rücken runter?

Allerdings: Nimmt man die Musik dazu, wird dieses anachronistische Ding hier zu einer unwiderstehlich runden Sache. Die Beiträge von Heim- und Kleinstudio-Künstlern wie dem blauäugigen Wohnzimmer-Soulboy Casey Burge, den Miniatur-Moroders Motorcraft, den Twee-Pop-Girls Sunbathe und den Solisten Bobey aus San Francisco, der sich nach dem Vorbild Arthur Russell selbst in seine Loops einspinnt, wehren sich nicht gegen das Zergehen in einer zart zitronig bis saftig orange schimmernden Melange aus Soft Rock, Dream, Synthie und Avantgarde-Pop sowie Psychedelia aus drei bis vier Epochen. All die Jahre und Unterschiede zwischen Todd Rundgren und Mac DeMarco, Ween und Ariel Pink, Harry Nilsson und den elf Unbekannten auf diesem Mixtape – hier verschwinden sie im schönsten Hitzeflimmern dieses Sommers.

All diese Unterschiede verschwinden im schönsten Hitzeflimmern dieses Sommers.

Und schon ertappt man sich bei dem Wunsch, dieses Mixtape in ein altes Autoradio mit dicken Knöpfen schieben zu wollen, mit einem ebenso alten, dummen, wunderbar sperrigen Auto drumherum. Und mit dem schleicht man dann die nächstbeste Küstenstraße hinunter, als gäbe es kein Morgen und auch noch lange nicht dieses Heute.

 

Alle Songs kann man sich übrigens hier anhören.

Und einen, den Opener, gleich hier: