DAS GEHIRN
Liebes Gehirn,
stimmt es, dass David Bowie Scott Walker produzieren wollte?
Matthias Timmendorf, Braunschweig
Lieber Matthias,
David Bowie verehrt Scott Walker, seit der Amerikaner Mitte der 60er-Jahre im Trio Walker Brothers europaweit ins Blickfeld rückte. Doch vor allem Walkers Solo-Alben von 1967 bis 1970 hatten es Bowie angetan. Peu à peu übernahm Bowie einige von Walkers Interpretationen des belgischen Chansonniers, Komponisten und Texters Jacques Brel ins eigene Repertoire. Als Bowie 1972 der Durchbruch mit THE RISE AND FALL OF ZIGGY STARDUST AND THE SPIDERS FROM MARS gelang, gehörten die Brel-Originale „Amsterdam“ und „My Death“ zum festen Bestandteil seiner Konzeptshows. Parallel produzierte Bowie mit seinem Gitarristen und Arrangeur Mick Ronson. Zur Kundschaft zählten Künstler und Bands wie Lou Reed, Mott The Hoople und Iggy & The Stooges. Als Walkers Karriere mit mediokren Alben wie THE MOVIEGOER (’72) und STRETCH (’73) ins Schleudern geriet, erklärte sich Bowie bereit, sein Idol zu produzieren. Doch der Plan konkretisierte sich nie. 1974 siedelte Bowie in die USA um, lenkte seinen Stil in Richtung Soul und Funk. Als er zwei Jahre später nach Europa zurückkehrte, hatte Walker seine Solokarriere temporär auf Eis gelegt. Den reformierten Walker Brothers gelang mit der Albentrilogie NO REGRETS (’75), LINES (’76) und NITE FLIGHTS (’78) ein geschmackvoller Neustart.
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