Cypress Hill


SO GEHT’S JA NICHT. ES IST ZEHN UHR, WIR BEFINDEN uns auf einem Cypress Hill-Konzert -CYPRESS HILL, man! Die Herren des Dope-Rap! Und wie riecht es hier? Ganz normal. So nach Luft. Komisch. Ein irritierender Nicht-Geruch, den Rapper B-Real alsbald durch einen wohlmeinenden Aufruf loszuwerden versucht: „If you got weed, light it up! Don’t wait for me! I smoke, too.“ Ach was? Na, mal sehen. Die versammelte Münchner Ganxta-Posse, überwiegend bestehend aus Jungvolk in baggy pants, XL-Daunenanoraks, Wollmützen und mit dem obligatorischen schlurfenden Gang ist scheint’s eher hier, um rauschmittelfreien Musikgenuß zu erhaschen. Ist zwar nicht ganz stilecht, aber schon ok. Dröhnung gibt es ja auch so. Unter der Aufsicht des breit grinsenden überdimensionalen Skelettkönigs, der mit schiefer Krone und Hermelinmantel auf der Bühne thront, läßt DJ Muggs Beats aus den Boxen rumpeln, die einem gehörig in den Bauch treten und die typischen nasalen Raps oft nur dünn durchsickern lassen. Schwere Jungs, schwere Beats – die sich leider auch als zu schwer für die Anlage erweisen. Die knistert und knarzt ein Weilchen ungesund vor sich hin, um dann sang- und klanglos den Geist aufzugeben. Macht nix, die zwei Percussionisten überbrücken den kurzen technischen Breakdown souverän durch ein spontanes Solo, während ein anfangs etwas irritierter B-Real die Fans zum Mitklatschen animiert. Und weiter geht’s. Cool, aber nicht zu abgehoben rotzen die beiden rappenden Muthafuckas in den bunten T-Shirts phattes Material aus ihren vier Platten, wie „Do You Wanna Get High“, „When The ShitGoes Down“ oder.Jnsane In The Brain“ ins euphorisierte Publikum. Selbiges spielt heute abend mal nicht die peinliche Ghetto-Kids-Nummer, bei der man, tougher als die Jungs auf der Bühne, nur obercool rumstehen, trübe dreinblicken und allenfalls rhythmisch mit dem Kopfnicken darf, sondern läßt ganz schön die Sau raus. Bis ins hintere Drittel der Halle brodelt eine tanzende, hüpfende, lauthals mitrappende Menge. Nach eineinviertel Stunden inklusive einer Zugabe mit Synchron-Tanzeinlage der fünfköpfigen Bühnentruppe riecht es dann zwar noch immer nicht nach Kräutern, aber der Duft von ehrlichem Begeisterungsschweiß ist doch eigentlich auch ganz schön cool, oder?