Cyndi


Auf den Spuren von Madonna

Es war nur eine Frage der Zeit. Daß ein bunter Hund wie Cyndi Lauper früher oder später vor der Kamera stehen würde, lag eigentlich auf der Hand, in „Vibes“ darf sie nun zeigen, was sie unter einer Hollywood-Diva versteht, schade nur, daß der Film nicht hält, was ihr komödiantisches Talent verspricht

Manche Menschen wissen mehr als andere, sie ahnen Ereignisse im voraus. Es geht um übersinnliche Kräfte, es geht um „Vibes“.

Dan Aykroyd, der eine der Hauptrollen spielen sollte, scheint etwas geahnt zu haben. Er forderte, daß entweder Regisseur Ken Kwapis oder Film-Partnerin Cyndi Lauper ausgewechselt würden. Mit zwei Newcomern auf einmal wollte er nicht arbeiten. Die Filmemacher trennten sich von Aykroyd.

Heute zeigt sich, daß Aykroyds „Vibes“ richtig waren. Als Schwachpunkt erweist sich allerdings nur der Regisseur. Cyndi Lauper liefert ein Film-Debüt, das durch eine ähnliche Hoppla-jetzt-komm‘-ich-Unbefangenheit für sich einnimmt, wie Madonnas erster Auftritt in „Susan, verzweifelt gesucht“.

Daß Cyndi einen Film dreht, daran war ihre Plattenfirma CBS schon länger interessiert. Madonna, die bei Warner Brothers unter Vertrag ist, wurde für deren Film-Abteilung zweimal aktiv. „Shanghai Surprise“ und „Who„s That Girl“ waren zwar keine Hits, aber immerhin: Soundtracks gab’s schließlich auch jedesmal. „Zeitweise wurde ich mit Drehbüchern geradezu überhäuft“, erinnert

sich Cyndi, „meist waren es aber schnell hingehauene Geschichten. Nicht daß ich auf eine ullraseriöse Rolle gewartet hätte, sie sollte nur mit Witz und Herz geschrieben sein.“

Mit „Vibes“ hatte Columbia, das Filmstudio, das zum selben Konzern gehört wie CBS, Glück. Cyndi, die sich gern grell schminkt und schrill kleidet, gefiel der Part der grell geschminkten Kosmetikerin Sylvia in den schrillen Klamotten (Lauper: „Disco Safari-Look aus dem Kaufhaus“). Deren beste Freundin ist eine innere Stimme, die ihr Ratschläge aus dem Jenseits flüstert. Svlvias großes Ziel ist es, einen Mann zu finden. Gegen satte Bezahlung läßt sie sich von einem zwielichtigen Abenteurer (Peter Falk) anheuern, dessen verschollenen Sohn in den Anden zu suchen. Unterstützt von einem weiteren übersinnlich Begabten (Jeff Goldblum), auf den Sylvia scharf ist. ziehen sie los.

„Ich hatte sofort eine Beziehung zu meiner Rolle“, erklärt Cyndi. „Ich kenne solche Menschen. Wir Normalen stufen sie als verrückt ein. Wir machen sie zu Außenseitern, weil wir uns ihr Verhalten nicht erklären können. „

Kaum zu erklären an „Vibes“ ist nicht nur, daß den zwei Übersinnlichen verborgen bleibt, was der Zuschauer sofort ahnt: In Wahrheit geht es ihrem Auftraggeber um einen Schatz. Das größte Rätsel bleibt, woher Regisseur Ken Kwapis seine Vibes empfing. Der Titel-Zusatz „Die übersinnliche Suche nach der glühenden Pyramide“ verrät die hehre Absicht: „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ war Vorbild. Dazu optischer Hokuspokus von Richard Edlund („Ghostbusters“).

Kwapis aber scheint Schauspieler so zu behandeln wie die Teddybären aus seiner Arbeit für die „Sesamstraße“. Peter Falk behauptet sich zwar auch in puppentheaterhaft plumpen Szenen: die Präsenz von Naturtalent Cyndi hilft selbst über lange und leere Momente hinweg. Am wenigsten wehren konnte sich Jeff Goldblum. Dessen stechenden Blick schlachtet Kwapis schonungslos aus und läßt ihn dafür sogar vor der Kamera verhungern.

Nach Lachern im ersten Drittel und nachdem Peter Falk verschwindet, haben es die guten Vibes von Lauper und Goldblum arg schwer im Kampf gegen hölzerne Regie und zähes Drehbuch. Das bizarre Bild von Disco-Cyndi auf Anden-Safari und ihr einziger Song „I Got A Hole In My Heart“ bieten nur schwachen Trost.