Curved Air – Experimentieren mit der Elektronik…aber keine Angst!


Curved Air gehört heute zu den wenigen Gruppen, die noch von sich behaupten können, neue Wege zu gehen. Dabei zeigen sie auf, wie die Elektronik heute zum Formen neuer Klangbilder eingesetzt werden kann, welch wundervolle Umsetzungen, Verfremdungen und Creationen möglich sind, wenn jemand die Elektronik beherrscht - und nicht umgekehrt.

Seit März 1970 besteht die Gruppe. Francis Monkman, Florian Pilkington-Miksa und Rob Martin kamen aus einer experimentellen Amateurband. Sie trafen Darryl Way als dieser gerade in einem Musikladen seine erste elektrische Violine ausprobierte. Diese Vier waren also die Stammbesetzung von Curved Air, und ihr erster interessanter Auftrag kam vom Hair-Komponisten, Galt McDermot. Er bat sie, die Musik des Hass-Rock-Musicals ‚Wer die Mörder waren‘ zu spielen. Ungewollt kamen sie später nochmals mit dem Hair-Thema in Berührung. Und das kam so: Der Pop Designer, Mark Hanau, den man heute als Entdecker der Gruppe bezeichnet, fand jedenfalls, dass

AUF DER SUCHE NACH NEUEN KLANGMUSTERN

Als die Gruppe im Herbst 1971 auf England-Tournee ging, experimentierten sie erstmals mit einem Triphonic System. Wie Darryl erklärt „kommt der Sound dabei von zwei Seiten und von der Mitte“. Sinn der Sache ist es, die Musik umlaufend zu hören. Derlei Extravaganzen gehen auf das Konto von Francis Monkman. Er ist der Bastler der Band. Um seine Ideen realisieren zu können, ist er tief in die Materie, sprich Elektronik eingedrungen. Nicht genug damit, er baute einen Computer mit dem Curved Air arbeitet, und er sitzt bereits an einer Weiterentwicklung mit der man „Höhen und Tiefen“ der Noten verändern kann. Francis Monkman ist fest davon überzeugt, dass der Computer in der Rockmusik der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen wird. „Der Computer kann zwar nichts Eigenes schaffen, ohne vorprogrammiert zu sein. Aber ich sehe nicht ein, warum ich das, was wir Emotionen nennen, nicht in eine Computersprache umsetzen kann.“

EINE EIGENE THEORIE MIT GEHALT

Der Bastelei auf der technischen Seite steht bei Francis eine umfassende Information auf der praktisch kreativen Seite gegenüber. Francis Monkman kennt sie alle, die heute mit elektronischen Klängen hantieren. Nach der ‚Monkman-Theorie‘ gibt es drei Kategorien von experimentellen Musikern: 1. Die Traditionellen. Zu denen zählt u.a. Stockhausen (der anscheinend ausserhalb Deutschlands mehr anerkannt und geschätzt wird) 2. Die Bilderstürmer. Das sind Leute wie Cage (Ein Amerikaner, der die traditionelle Rolle des Dirigenten reduziert, um den Musikern grössere Freiheit zu lassen) und Cornelius Cardew (der Nicht-Musiker einsetzt, weil er glaubt, nur sie seien frei von eingefleischten Begriffen). 3. Die Creativen. Zu denen zählt er Ligeti und Terry Riley. Grundsätzlich bemängelt er, dass dieses Thema an den Hochschulen nicht genügend behandelt und analysiert wird. „Ich kann nicht verstehen“, empört er sich, „dass die Professoren wohl alles über klassische Musik wissen, aber nichts von dem, was nach 1930 passiert ist. Ich glaube, die jungen Leute entdecken viel mehr die klassische Musik, als dass die Rock-Musik von den eingefuchsten Klassikern entdeckt wird.“ Es wird schwerfallen, Francis Monkman als Schwafler abzukanzeln. Er ist Absolvent der Royal Academy of Music.