„Crazy Rich Asians“: Warum der deutsche Filmtitel einen faden Beigeschmack hinterlässt
An der Spitze der US-Charts steht gerade eine kleine Sensation: Eine Komödie mit ausschließlich asiatisch-stämmigem Ensemble erobert die Kinos. In Deutschland wird das „asiatisch“ lieber aus dem Titel gestrichen.
2018 ist das Jahr, in dem Hollywood beweist, dass es nicht nur weiße Helden und Figuren an die Spitze der Kinocharts bringen kann. „Black Panther“ wurde im Frühjahr zum Megahit, der Film mit dem fast ausschließlich schwarzen Cast spielte in den USA sogar mehr Geld ein als das Marvel-Klassentreffen „Infinity War“ einige Monate später. Aktuell werden die Kinocharts in den USA von dem Film „Crazy Rich Asians“ angeführt, dem ersten in Hollywood produzierten Film mit asiatisch-stämmigem Ensemble seit mehr als zwei Jahrzehnten. Am Donnerstag startet „Crazy Rich Asians“ nun auch in Deutschland. Und hierzulande hat der Titel einen entlarvenden Titel erhalten: „Crazy Rich“ heißt er, das „Asians“ fällt einfach weg.
Kritiker und Publikum lieben den Film
In der Komödie von Jon M. Chu reist die in New York lebende Rachel (Constance Wu) mit ihrem Lebensgefährten Nick (Henry Golding) nach Singapur, um dort der Hochzeit eines Freundes beizuwohnen. Rachel hat zwar Wurzeln in Asien, war selbst aber noch nie da. Bei der Reise lernt sich nicht nur ihre eigenen Wurzeln und kulturelle Unterschiede kennen, sondern findet auch heraus, dass ihr Partner einer der reichsten Familien Singapurs angehört und die Hochzeit als rauschendes Fest angelegt ist.
„Crazy Rich Asians“ ist in den USA bereits ein Hit, spielte an seinem ersten Wochenende knapp 25 Millionen US-Dollar ein, seit 2015 gelang dies keinem Film aus dem Genre mehr. Der Erfolg liegt nicht nur an guten Kritiken (93 % auf Rotten Tomatoes) und einem launigen Trailer, sondern eben vor allem an der Tatsache, dass ein Film mit ausschließlich asiatisch verwurzeltem Cast einen flächendeckenden Kinostart bekommt.
Regisseur Jon M. Chu und sein Team stellen diesen Umstand auch bei der Vermarktung des Films in den Vordergrund, in den USA gilt „Crazy Rich Asians“ allein durch die Tatsache, dass er auf Mainstream-Level existiert, als großer Erfolg. Dabei war schon die Idee zum Film vielversprechend, sowohl Netflix als auch große Hollywood-Studios starteten einen Bieterwettstreit um die Rechte der Buchverfilmung, die vielleicht noch zu einer Trilogie ausgebaut wird. Gleich mehrere Verleiher und Studios sahen das Potenzial in der lange nicht vorhandenen Repräsentation asiatischer und asiatisch-stämmiger Darsteller auf den westlichen Leinwänden.
Der Plan ging auf, das Publikum, asiatisch oder nicht, nimmt den Film in den USA gut an – mit dem „Asians“ im Titel wohlgemerkt. In Deutschland wird dieser Teil nun gekürzt, die Liebeskomödie wird als „Crazy Rich“ vermarktet und ins Kino gebracht. Wie sich der Cast, der den Stolz auf die Herkunft und das Projekt derzeit in Interviews nun zur Schau stellt, wohl fühlt, sollte er vom deutschen Titel erfahren? „Crazy Rich“ muss hierzulande reichen, der Grund kann eigentlich nur einer sein: Warner Bros. Germany geht anscheinend davon aus, dass das „Asians“ im Titel Besucher abschrecken würde, Asiaten in Hauptrollen automatisch Kassengift seien.
Fallbeispiele aus den vergangenen Jahren können bei der Kürzung des Titels kaum eine Rolle gespielt haben, einen Film wie „Crazy Rich Asians“ gab es immerhin nicht – deshalb ja der große Wirbel. Eventuell unterstellt der deutsche Verleih dem Publikum schlichtweg einen leichten Rassismus, indem die Minderheit lieber aus dem Filmtitel entfernt wird. Gehen deutsche Zuschauer nicht ins Kino, nur weil „Asiaten“ im Titel steht? Wir werden es nie herausfinden, die Entscheidung wurde uns vorher abgenommen. Unterm Strich ist das zugleich bevormundend und geschmacklos.