Cracker
Da kann Cracker-Sänger David Lowery noch so laut „I hate my generation“ brüllen —- seine Generation, so viel steht fest, liebt ihn. Kein Wunder also, daß Lowery & Co. ca. 1.200 Leute ins Hollywood Grand gelockt haben. Und hier, direkt gegenüber dem berühmten ‚Chinese Theater‘, sind sämtliche Cracker -— neben David Lowery an Mikro und Akustikklampfe Gitarrist John Hickman, Bassist Bob Rupe, Keyboarder Dennis Herring und joan Osbornes Drummer Charlie Quintana —- bestens präpariert, alle Anwesenden gut zu bedienen. Seinem ‚Ich-passe-nirgendwo-hin‘-Anspruch gerecht erscheint Lowery in Hawaii-Hemd, mit Sonnenbrille und Urge Overkill-Mongofrisur. Den Übergang vom eher lahmen, balladenlastigen Sparklehorse-Vorprogramm schafft er nahtlos mit ruhigen Countrynummern vom neuen Album ‚The Golden Age‘, darunter ‚Big Dipper‘ und ‚I Can’t Forget You‘. Doch dann lenkt Lowery seine Band auf rauhes, wirklich sehr rauhes Terrain. Songs wie ‚Low‘, ‚Get Off This‘, ‚Sweet Thistle Pie‘ und das bereits erwähnte ‚I Hate My Generation‘, auf den Alben sauber produzierter Poprock, erhalten hier -— ohne 15köpfiges Streichorchester und Back-up-Sängerinnen —- ein neues, faltigeres, deswegen aber nicht unsympathischeres Gesicht. Wer Lowery bislang wegen angeblich arroganten Stargehabes zu Recht reserviert gegenübertrat, sollte umdenken: Auf der Bühne ist David ein charismatischer Frontmann und talentierter Sänger. Zudem liefert seine Band schlichtweg eine solide, gute Show. Das Publikum dankt es ihr, indem es selbst so überholte Nummern wie den Camper-Van-Beethoven-Gossenhauer ‚Take the Skinheads Bowling‘ begeistert aufnimmt. Dem einen oder anderen mag Lowerys Show zu laut sein (und ehrlich: es ist abartig laut). Vielleicht finden’s sogar Davids Mitmusiker ein wenig zu heftig. Schließlich bleiben ihre verzweifelten Versuche, eines der zappelnden und vom Lärm betäubten Lackledermädels anzusurfen, weitgehend unerhört. Doch was soll’s. Vielleicht haben sie ja in Europa mehr Erfolg. Immerhin wartet ja hier das von Lowery in der Zugabe besungene ‚Eurotrash Girl‘.