Cold Chisel – Hamburg Markthalle
“ Gleich steigt noch Lionel Hampton au/ die Bühne“, witzelte jemand, als Trommler Steven Prestwich mit dem Besen einen flotten Swing fegte. Etwas ungewohnt klang dieser Zugaben-Sound schon von dem australischen Quintett, das zuvor über 90 Minuten lang stahlharten Rock undBoogie sowie weichen Blues und Reggae-üzierten Pop geschmiedet hatte.
Besonders zwei Figuren bestachen bei diesem Live-Streifzug durchs vielseitige Repertoire der „Schrotmeißel“: Gitarrist Ian Moss und Sänger Jimmy Barnes. Nicht daß ihre drei Kollegen nur unerhebliche Begleit-Arbeit leisteten – im Gegenteil. Aber Moss und Barnes sind die Charaktere, die Cold Chisel das kompromißlose, knochenharte Rock-Image verpassen.
So fingert Ian Moss nie, wie viele Saiten-Kollegen, mit Feinmechaniker-Griffeln verstohlen auf seiner Gitarre rum; jeder Griff ist gezielt und bringt ein sattes Riff oder leitet ein ekstatisches Solo ein. Hier lebt der alte Gitarren-Heroe. Und die schottische Kratz-Kehle Jimmy Barnes halt sich niemals mit schmalzigem Vokal-Gesäusel auf. Dieses „Rock & RoB-Tier“ spuckt geraspelte Beton-Töne. Nicht immer klingt’s nach sauberem Gesang, gelegentlich kommt’s dem Kreischen einer Motorsäge oder orgiastischem Gebrüll nahe. Doch nur so steht Jimmy Barnes in einer Galerie mit Bob Seger, Mitch Ryder, Eimer Gentry und Chappo.