Chris Rea


Nothing’s happening by the sea „, singt er auf seiner letzten LP. In der Karriere des 32jährigen „Mischlings“ – halb Italiener, halb Ire-tut sich dafür um so mehr. Spätestens seit seiner Tournee im Vorprogramm von Saga, der Rockpalast-Übertragung eines seiner Konzerte und der kurz zuvor veröffentlichten LP WATER SIGN ist Chris Rea auf dem besten Weg, das zu werden, was er am allerwenigsten sein möchte:

ein Star. „Ich bin überhaupt keine Persönlichkeit für das Showbusiness“, sagt er im Gespräch, „das hat doch mit Musik gar nicht mehr viel zu tun.“ Darauf fuhrt er es auch zurück, daß sein Name bisher weitgehend unbekannt war, zumindest was den Interpreten Rea angeht. Als Auforbekannter Hits hat er es nämlich schon seit Jahren faustdick hinter den Ohren: Elkie Brooks sang seine Songs ebenso wie Rauhbein Rod Stewart, und Chris Reas bekannteste Komposition „Fool If You Think It’s Over“ wurde in den Staaten gar zum Top Ten-Hit.

Nach vier Solo-Alben „droht“ ihm nun mit WATER SIGN endlich der Durchbruch in eigener Sache. Hier hat ihn sein Talent, Balladen mit emotionaler Leuchtkraft zum Leben zu erwecken, zu wahrer Meisterschaft geführt. Troubadoure wie Chris de Burgh sollten vor Neid erblassen.

Vielleicht liegt es daran, daß Chris Rea eher der Typ des erdverbundenen, nicht gerade intellektuellen Burschen aus der nordenglischen Provinz ist, der drauf losschreibt, wie’s ihm gerade einfällt – egal, ob angetörnt am Strand von Yorkshire faulenzend („Nothings Happening By The Sea“), ob traurig, weil er sich in dieselbe Frau wie sein Bruder verknallt hat und keine Schnitte kriegt („Hey You“) oder ob wirklich betroffen, als ihm bei einer Polen-Tournee kurz vor Verhängung des Kriegsrechts eine Frau um den Hals fällt und ihn flehentlich bittet, für sie alle zu beten („Candles“).

Obwohl sonst eher ein Eigenbrötler, der im Studio alle Instrumente selbst spielt und sein eigener Produzent ist, gibt es für Rea dank seiner natürlichen Art und einer sehr guten Backing Band auf der Bühne keine Probleme. Selbst vor 10 000 Saga-Fans erspielt er sich mühelos Zugaben-für ein Vorprogramm mehr als ungewöhnlich.

Daß er in Deutschland so gut angekommen ist, freut ihn ganz besonders: „Dann habe ich wenigstens einen Grund, mich vor einer Amerika-Tournee zu drücken. Da will ich nämlich auf gar keinen Fall spielen, well mir das alles viel zu groß da ist.“ Und auf die Frage, was er denn dann sein wolle, wenn schon kein Popstar, saat er einfach nur:

„Ein Mensch!“ (ah)