Chris Cornells Familie verklagt den ehemaligen Arzt des Soundgarden-Sängers
Der Arzt der verstorbenen Grunge-Legende soll ihm unter anderem grundlos das Beruhigungsmittel Lorazepam verschrieben haben, was zu Chris Cornells Tod geführt haben könnte.
Chris Cornells Witwe Vicky Cornell und seine zwei Kinder verklagen den Arzt, der den Soundgarden-Sänger bis vor seinem Tod am 17. Mai 2017 behandelt hatte.
„Pitchfork” wurde Einsicht in die schriftliche Anklage gewährt. Chris Cornells Arzt Dr. Koblin wird darin beschuldigt, Cornell „fahrlässiger Weise wiederholt gefährliche, bewusstseinsverändernde Substanzen verschrieben zu haben, welche seine Wahrnehmung beeinträchtigt und sein Urteilsvermögen getrübt” hätten. Die Einnahme dieser Substanzen hätte „zu gefährlichem, impulsivem Verhalten, welches er nicht kontrollieren konnte” geführt und sei damit als Grund für seinen Tod durch Suizid zu sehen.
In der Anklage steht weiter, Dr. Koblin habe Cornell Medikamente verschrieben, ohne ihn „medizinisch zu untersuchen, Laboruntersuchungen anzuordnen oder eine klinische Beurteilung an ihm durchzuführen”.
Nach Chris Cornells Tod wurde eine toxikologische Untersuchung angeordnet, um rekonstruieren zu können, wie es zu seinem Suizid kam. Im toxikologischen Bericht steht, dass Chris Cornell vor seinem Tod einige verschreibungspflichtige Medikamente eingenommen habe, darunter auch Lorazepam.
Das Medikament hilft unter anderem bei Epilepsie und hat eine angstlösende, sedierende, schlaffördernde und muskelrelaxierende Wirkung, aber hohes Suchtpotential. Lorazepam kann bei Langzeiteinnahme zu (allerdings reversiblen) kognitiven Schäden führen. Es verstärkt auch die Wirkung von Alkohol und anderen Drogen. Das Mittel fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz.
Vicky Cornell behauptet, Dr. Koblin habe ihren Mann „bezüglich des erhöhten Suizid-Risikos von suchtanfälligen Menschen durch die Beeinflussung des Urteilsvermögens und rationalen Denkens”, welches Lorazepam auslöst, „weder gewarnt noch beraten”. Zudem soll der Arzt seinen Mitarbeitern gestattet haben, Chris Cornell das Medikament „ohne medizinische Notwendigkeit oder Beobachtung” zu verschreiben.
Grungelegende Chris Cornell starb am 17. Mai 2017 mit 52 Jahren nach einem Soundgarden-Konzert in Detroit. Der Rockmusiker erhängte sich. Seine Frau Vicky veröffentlichte dazu einen offenen Brief. Zu seinem ersten Todestag rief sie zu einer weltweiten Mahnwache auf.
Im November soll ein unter anderem von Vicky Cornell kuratiertes „Best of”-Boxset des Musikers mit bisher unveröffentlichten Songs erscheinen. Zuletzt erinnerten auch Pearl Jam während ihres Livekonzerts in Amsterdam an ihren Freund Chris Cornell. In Seattle wurde am 7. Oktober 2018 eine Statue von Chris Cornell, inklusive Gibson-Memphis-Gitarre, im Beisein seiner Hinterbliebenen vor dem „Museum of Pop Culture” enthüllt.
Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen dabei, die Gedanken zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist oder sich um nahestehende Personen sorgt, kann sich – auch anonym – an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken unter der Nummer 0800/111 01 11.