Chinesisches Roulette


Regie: Rainer Werner Faßbinder Darsteller: Alexander Allerson, Anna Karina, Brigitte Mira Mitten hinein in die schillernde Welt des Luxus und des Müßiggangs, wo man sich mit teuren Annehmlichkeiten wie 3-Liter-Autos und schönen Mädchen umgibt, führt uns Rainer Werner Faßbinder, einer der fleißigsten Filmer des westdeutschen Kinos, in seinem neuen Film „Chinesisches Roulette“. Leider merkt man diesem Ergebnis des Faßbinderischen Gewerbefleißes an, wie lieblos und oberflächlich auch ein begabter Regisseur arbeiten kann.

Faßbinder läßt einige seiner Lieblingsdarsteller(Alexander Allerson, Margit Carstensen, Ulli Lommel — dazu aus Frankreich Macha Meril und Anna Karina) anderthalb Stunden lang in den Salons eines fränkischen Herrensitzes herumgehen, herumstehen und herumreden. Diese Versammlung neureicher Nichtsnutze wird komplettiert durch zwei „exotische“ Typen, ein frühreifes, halbgelähmtes, am Stock humpelndes Mädchen (das auf Geheiß der Regie hier dauernd stehen muß!) und einen fetten blonden Jüngling, der so geheimnisvoll wirkt wie ein Sack Mehl.

In dem Schlößchen will der Chef der Familie (Typ dynamischer Unternehmer) eigentlich mit seiner Geliebten herummachen, dort trifft er dann allerdings die Gattin mit ihrem Geliebten. Darauf lachen alle vier herzlich… Sodann blicken sich die Akteure ständig bedeutungsschwer an, es fallen ab und zu ein paar Andeutungen über (möglicherweise arabische) politische Verwicklungen, doch das Dunkel dieser Hintergrundgeschichten wird von Faßbinder nicht aufgehellt, da bleibt er eisern. Der Zuschauer sitzt ratlos bis verärgert im dunklen Kino. Am Ende hat er – und manchen genügt das ja —- 90 Minuten lang teilgehabt an der großen weiten Welt des Rainer Werner Stuyvesant, der allerdings in seinen schlechteren Szenen noch um einiges besser ist, als es die Zigarettenwerbung sein kann.