ChillyChilly-BangBang


Der Klavierentertainer Gonzales kann das Experimentieren nicht lassen: Jetzt hat er sich einen Technoproduzenten gesucht.

„Wenn ich mein Publikum nicht erreiche, ist das mein Fehler. Der Kunde hat immer Recht. Da bin ich knallharter Kapitalist.“ Markige Worte von Chilly Gonzales, dem begnadeten Entertainer am Klavier. Für gewöhnlich gibt er wenig auf künstlerische Innenschau, auf die oft beschworene Authentizität. Die Resonanz auf sein letztes Album Soft Power ließ ihn jedoch gekränkt zurück. Fans und Presse hatten nicht verstanden, wie ernst es ihm mit dem süßem 70s-Pop war: „Da steckte viel Persönliches drin. Die Leute aber hielten das Album für einen Witz, eine Stilübung. Das habe ich wohl nicht richtig vermittelt.“

Für sein neues Album Ivory Tower hat er den Berliner Elektronik-Überflieger Alexander Ridha alias Boys Noize verpflichtet. Nicht, dass radikale Richtungswechsel für Gonzales etwas Neues wären. Für fast jedes seiner Alben hat er sich an einem anderen Genre probiert. Elektro-Pop gibt es in seinem Backkatalog ebenso wie klassische Klaviermusik und sarkastischen Rap. Das Ergebnis der jüngsten Erkundung wirkt vergleichsweise zurückgenommen: deutlich dezenter, als man sich ein Zusammentreffen des bratzigen Techno-Produzenten mit dem virtuosen Clown vorgestellt hätte.

Bei Ivory Tower steckt spürbar weniger Gonzales drin. „So viel Kontrolle habe ich noch nie abgegeben. Es war toll.“ Sein abgründiger Humor schlägt nur gelegentlich durch. Bei „The Grudge“ etwa, wo er die Neurosen feiert, die ihn antreiben, oder bei „I am Europe“, wo es heißt: „I’m a movie with no plot, written in the backseat of a piss-powered taxi. I am an imperial armpit, sweating chianti“. Der in Paris lebende Kanadier allerdings besteht darauf, dass in dem Song viel Nettes steckt: „Ich bin inzwischen ein richtiger Europäer geworden. Filme ohne Handlung sind doch toll“.

Womit wir bei dem Betätigungsfeld sind, dass Gonzales derzeit mehr brennen lässt als die Musik: Die Arbeit am ebenfalls mit „Ivory Tower“ betitelten Film. Hier schrieb er am Drehbuch mit und spielt zudem die Hauptfigur. Auch die Kollegen Tiga und Peaches sind dabei. Regie führt Adam Traynor, ehemals bei den Puppetmastaz. Im Herbst soll der Film fertig sein.

Irgendwie eine logische Weiterentwicklung, dass Gonzales sich nicht nur an immer neuer Musik, sondern auch an anderen Formaten versucht.

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