CD-Piraten


Der CD-Boom schlägt Kapriolen. Obskure Hersteller bieten obskure Compact Discs an, die vom klanglichen Standard der CD meilenweit entfernt sind. Statt dessen knackt und knistert es wie in der Goldenen Ära der (Vinyl-)Bootlegger. Des Rätsels Lösung: Meilensteine der Popmusik werden schlicht und einfach von knisternden LPs auf CD überspielt! Denn gekauft wird alles, was CD heißt. Nach Qualität fragt man nicht –— und nach dem Copyright-Schutz schon gar nicht

ME/Sounds-Leser Richard S. war erbost. Er hatte in einem Hamburger Plattengeschäft eine CD gekauft, die dem Aufdruck nach den Live-Mitschnitt eines Konzerts der Gruppe Chicago enthielt. Der Name der Plattenfirma, die da als Hersteller angegeben war, kannte S. zwar nicht; aber daß es sich um ein „Bootleg“ handeln könnte, argwöhnte er auch nicht. Was ihn beim Abspielen erst staunen und dann ärgerlich machte, war die ziemlich abscheuliche Klangqualität, die nicht mal dem berühmt-berüchtigten Standard schlechter Raubpressungen der frühen 70er Jahre entsprach — der Goldenen Ära der Bootlegger. Der Händler, bei dem S. die CD gekauft hatte, weigerte sich strikt, die Scheibe zurückzunehmen. Von der miserablen Tonqualität hätte er sich schließlich vorher überzeugen können.

Das Mißgeschick unseres Lesers ist kein Einzelfall. Schon im November letzten Jahres verschickte das Londoner Sekretariat der IFPI (der Spitzenverband der „International Federation of Phonogram and Videogram Producers“) eine Pressemitteilung des Inhalts, daß zig-tausende solcher und ähnlicher CDs im Umlauf seien. So hatte eine kleine dänische Plattenfirma alte Aufnahmen von Elvis Presley, Cliff Richard und Fats Domino auf CD fertigen lassen und in europäische Länder, aber auch nach Übersee exportiert. Überspielt hatte man die CDs dabei nicht von Bändern, sondern von Schallplatten, so daß auf den Digitalplättchen alle Preßmängel der benutzten schwarzen Scheiben als Rillengeräusch zu hören waren!

In England und einigen anderen Ländern wurden die CDs prompt konfisziert, denn der Import verstieß eindeutig gegen geltendes Urheberrecht. In Dänemark und Italien allerdings dürfen solche „Counterfeits“ ganz legal verkauft werden: Aufnahmen älteren Datums genießen dort nur 25 bzw. 20 Jahre Urheberrechtsschutz.

Beispiele für solch clevere Geschäftemacherei kann man seit geraumer Zeit auch in den CD-Regalen des deutschen Plattenhandels immer häufiger finden. Da stehen „Oldies“ von den Beach Boys und Ray Charles, Joe Cocker und anderer Pop-Prominenz, bei denen es sich in aller Regel — fast immer auch an der miesen Klangqualität erkennbar — um illegale Produkte handelt, die dann auch noch als teure Import-CDs gehandelt werden. Die Scheiben kommen vielfach aus den Niederlanden, wo es der Gesetzgeber bis auf den heutigen Tag offenbar nicht für nötig fand, Urheberrechtsbestimmungen wie in den übrigen EG-Ländern zu erlassen. Gefertigt werden diese CDs in allen möglichen CD-Fabriken, wo man offensichtlich nicht nach dem Woher und Wohin der Autnahmen fragt.

Auf eine entsprechende Anfrage hin versicherte Polygram-Sprecher Wolfgang Munczinski, daß solche Raub-CDs im Werke in Hannover-Langenhagen — nach wie vor die größte CD-Fabrik der Welt – auf keinen Fall wissentlich hergestellt werden. Wo immer der Verdacht bestehe, daß der Auftraggeber eines Lohnfertigungs-Auftrags gar nicht im Besitz der Rechte an den angelieferten Aufnahmen sei, frage man erst einmal nach, wie koscher die Angelegenheit denn juristisch sei, weil man sich auf keinen Fall zum Helfershelfer von CD-Piraten machen wolle.

Daß sich diese neue Form von Markenartikel-Piraterie so rasch zu einem lukrativen Geschäft entwickeln konnte, hat plausible Gründe. Zum einen ist die Nachfrage nach Rock-Klassikern der 50er und 60er Jahre auf CD beträchtlich. Wer Elvis Presley oder Beatles, Everly Brothers und Buddy Holly, Creedence Clearwater Revival und ähnlich hochkarätige Dauerseller auf CD besitzen möchte, ist anscheinend bereit, für die Digitalplatten ein Vielfaches dessen zu bezahlen, was er für dieselben — oft in „Nice Price“ — und ähnlich betitelten Billig-Serien erhältlichen — Aufnahmen als schwarze Scheibe hinlegen müßte. Rare CDs wie die in Japan aufgelegte Beatles-Aufnahme ABBEY ROAD werden gar zu Liebhaberpreisen von hunderten Mark und Dollar gehandelt.

Zweitens ist mit den Digitalscheiben satter Profit zu erwirtschaften — für die CD-Piraten umso mehr, als sie keinerlei Vorausgarantien an den oder die rechtmäßigen Besitzer der Aufnahmen zahlen und mit größter Wahrscheinlichkeit auch weder Leistungsschutzrechte honorieren noch Komponisten-Tantiemen abführen.

Geneppt wird der Käufer. Denn zur Herstellung solch illegaler Ware benutzt man praktisch nie die Originalbänder, sondern einmal Kopien der zweiten oder auch fünften Generation (wo immer man die auftut) und dann oft auch Schallplatten, die man auf U-Matic-Band irgendwo überspielen läßt, um davon dann CDs fertigen zu lassen. Entsprechend grausam klingt dann das Resultat.

Ihrer Rechte beraubt werden natürlich zunächst einmal die Komponisten, Interpreten und Plattenfirmen. Der Fall, daß CD-Piraten schlechten Gewissens anonym Geld an die rechtmäßigen Inhaber oder Autoren der Aufnahmen überwiesen hätten, wurde bislang jedenfalls noch nicht bekannt. Und übrigens: Wären diese Musik-Räuber wirklich clever und qualitätsbewußt, dann würden sie für ihre Markenartikel-Piraterie gleich die schon als CDs vorliegenden Originalaufnahmen der verkaufsträchtigen Künstler benutzen. Die liegen schließlich

schon —– von Elvis über Jimi Hendrix und Stones bis zu Yes und Zappa —– in Tausenden von Titeln vor.

Technisch gesehen könnte man dann nicht einmal mehr von „Fälschung“ reden. Denn bei digitaler Speichertechnik ist er Unterschied zwischen Original und Kopie selbst mit aufwendigstem Equipment kaum meßbar und gehörmäßig praktisch belanglos. Anders als bei Raub-Cassetten oder -Platten bemerkt auch der kritischste Käufer da keine klangliche Verschlechterung mehr. Mit jeder — einwandfrei gefertigten — CD veröffentlichen die Plattenfirmen de facto die von ihnen finanzierten oder in Lizenz erworbenen Aufnahmen in Originalqualität — technisch einwandfrei „abkupferbar“ für die CD-Piraten.

Denn um den kompletten Back-Katalog noch einmal auf Digitalplatte vermarkten zu können, unternehmen viele Plattenfirmen dem Polygram-Beispiel folgend doch erhebliche Anstrengungen, möglichst die Originalbänder in der besten noch realisierbaren technischen Qualität auf CD anzubieten. Mit dem Ergebnis, daß man Oldies von den Shirelles und Buddy Holly bis Jerry Lee Lewis und Jackson Browne jetzt vielfach in erheblich besserer Klangqualität kaufen kann als jemals zuvor auf analoger Schallplatte. Teilweise werden die Original-Multitracks neu abgemischt, Störungen aus den Bändern elektronisch rausgeschnitten und die Aufnahmen in der neuerlich ermittelten Original-Balance so sorgfältig transferiert, daß man sich nachträglich über die Schlampereien bei den LP-Umschnitten von anno dazumal nur herzlich ärgern darf. Beispiele jüngsten Datums sind etwa die Creedence Clearwater Revival-Edition, die JVC jetzt komplett auf CD vorlegte, Jackson Brownes RUNNING ON EMPTY oder auch der Kinks-Klassiker FACE TO FACE, bei dem jetzt wenigstens acht der 14 Songs meines Wissens erstmals im originalen Stereo-Mix käuflich sind (vgl. dazu auch die CD-Kolumne in diesem ME-Heft).

Traurig, aber wahr: Eine Vielzahl herausragender Pop-, Soul-, Bluesund Rock-Klassiker läßt sich beim besten Willen kaum dergestalt „restaurieren“, daß man die zeitbedingten Mängel kaschieren könnte. Manche Clapton- oder Dylan-Aufnahmen wurden in eher beklagenswerter Technik aufgezeichnet, beispielsweise deswegen, weil sich die Company des letztgenannten Sängers lange Jahre einfach nicht mit der Erfindung des Mr. Dolby anfreunden mochte. Ein J. J. Cale oder Neil Young legten noch nie sonderlichen Wert auf Aufnahmequalität. Viele von Aretha Franklins oder Otis Reddings grandiosen Soul-Kabinettstücken aus den Jahren 1965 bis 1967 entstanden halt in Studios, die längst nicht dem Profi-Standard der Zeit entsprachen.

Zwar könnte man seit neuestem wenigstens das Rauschen solcher Bandaufzeichnungen erheblich reduzieren (und das, ohne die Klangbalance und -färben zu verfälschen), wenn man fortschrittlichstes und clever ausgeklügeltes Equipment wie den Elison YSMA 12 bei der Überspielung auf U-Matic-Band einsetzen würde. Aber Nachbearbeitungen kosten Studiozeit und damit Geld. Da resigniert man bei solchen „Antiquitäten“ dann doch oft, anstatt sie mit modernstem Gerät zu restaurieren.

Bezüglich der Restaurations-Praxis bei sogenanntem Digital-Remastering sind auch Fachleute des Gewerbes durchaus nicht einhelliger Meinung. Tatsache ist: Mit einem 33kanaligen Equalizer (pro Stereo-Spur) kann man natürlich Tape-Hiss absenken oder umgekehrt die Höhen anheben. Im ersteren Fall verfälscht man damit aber unvermeidlich das Oberton-Spektrum, während im zweiten das Bandrauschen höchst unangenehm auffallen kann und insbesondere obertonreiches akustisches Programm-Material klanglich verfärbt wird.

Polygram-Techniker Carlos 01ms, in London für die Überspielung vieler Jimi-Hendnx- und Clapton-, Who und King Crimson-Aufnahmen für CD verantwortlich, ist eher ein Gegner der gern praktizierten „mehr Höhen gleich mehr Klangqualitäf‘-Restaurationsvorstellungen. Nach optimaler Einmessung der Originalbänder etwa von ARE YOU EXPERIENCED? oder ELECTRIC LADYLAND prüft er die vorliegende Aufnahmequalität und kommt zu dem Schluß: „Bis jetzt habe ich die originalen Abmischungen benutzen und die verborgene Schönheit in ihnen ans Tageslicht bringen können. Man darf die Originalbalance nicht verfälschen. Was auf analogem Band aufgezeichnet wurde, kann man nur begrenzt nachentzerren: Wenn man mehr Höhen zugibt, erhält man mehr hochfrequentes Rauschen, und das ist das erste, was die Leute auf einer CD hören. Meine Ansicht ist aber auch die, daß ich lieber etwas Tape-Hiss höre und in Kauf nehme, als bei einer alten Aufnahme die harmonischen Oberwellen zu beschneiden. “ Den typischen Instrumental-Sound, den der Künstler aufgezeichnet wissen wollte und für den er schließlich berühmt ist, mag 01ms auf keinen Fall durch technische Manipulation verfälschen.

Denn mit den berühmten Aufnahmen aus dem Back-Katalog sollte man es doch besser nicht so halten wie betuchte Damen, die sich ihrer ewigen Schönheit willen so oft Gesicht und Busen „liften“ ließen, daß sie am Ende nicht mal mehr von ihren Liebhabern wiedererkannt werden.

Für derlei Überlegungen interessieren sich die CD-Piraten natürlich nicht. Sie publizieren gegebenenfalls auch Ramsch und kassieren ab. Wer sich vor solcher Ware hüten möchte, tut gut daran, vor dem Kauf mit eigenen Ohren nachzuprüfen, was da geboten wird. Oder die einschlägige ME-Kolumne zu studieren, wo wir über solche Fälle weiter berichten werden.

Immer Ärger mit „DAT“

Japans Industrie mag keine „Spoiler“ in DAT-Recordern

Man traf sich — geografisch jedenfalls — auf halbem Wege, aber das Klima blieb gespannt, um nicht zu sagen eisig: Die Konferenz, zu der sich am 12. Dezember letzten Jahres im kanadischen Vancouver Spitzenvertreter der japanischen Unterhaltungselektronik und der westlichen Plattenkonzerne einfanden, endete nicht versöhnlich, sondern mit deutlichen Mißklängen. Dabei ging es eigentlich nur um den guten Klang, den beide Parteien vermarkten möchten.

Allerdings sind die Interessengegensätze so hart, daß man fast mit einem Fehlschlag rechnen durfte. Während die westliche Plattenbranche zunächst noch das Thema CompactDisc forcieren und digitale Cassettenrecorder lieber überübermorgen als demnächst in den Läden stehen sehen möchte, sind Japans Geräteproduzenten brennend daran interessiert, ihren serienreifen R-DAT-Recorder möglichst bald vermarkten zu können. Und zwar ohne jenen Copy-Code-Chip, mit dem die westlichen Plattenmacher die digitalen Bandmaschinen bestückt sehen, möchten.

Ein solcher „Spoiler“ (wörtlich: Verderber) soll direktes digitales Kopieren von Musik — und das heißt in diesem Fall zunächst mal: von CDs und künftigem digitalem Satellitenfunk — verhindern. Überspielungen sollen höchstens auf dem „analogen“ Umweg über den Verstärker möglich sein — wenn überhaupt. Und am besten gar nicht auf absehbare Zeit. Das triftige Argument der europäischen und nordamerikanischen Plattenindustrie: DAT-Recorder ohne einen solchen „Spoiler“, wie er von den CBS-Technikern vorgeschlagen wurde, ermöglichen beliebigen Musikdiebstahl ohne Qualitätsverlust.

Das bestreiten die fernöstlichen Gerätehersteller auch gar nicht. Sie sind nur der Auffassung, daß das keine lebensbedrohliche Entwicklung für die Musikindustrie sei. Und sie gehen von der praxisnahen Annahme aus, daß der Digital-Cassettenrecorder mit eingebautem „Spoiler-Chip ein entschieden schwerer

verkäufliches Produkt sein wird als ein DAT-Recorder. bei dem solcher Copyright-Schutz nicht automatisch aktiviert wird.

Der Knatsch um DAT wird also weiter ausgetragen werden — möglicherweise demnächst vor dem amerikanischen Kongreß und in EG-Gremien, wo die Plattenmacher vorstellig werden wollen, um den Import von DAT-Geräten verbieten zu lassen. Vorstellbar sind auch Importzölle in der Höhe von mehreren zig-Prozent. die Digital-Recorder derart drastisch verteuern würden, daß sie im Markt kommerziell völlig bedeutungslos blieben. Die Geräte würden dann womöglich zwischen 3000 und 4000 Mark kosten, eine Gegend, wo die Luft extrem dünn wird. Herkömmliche Cassettenrecorder jenseits der 1500-Mark-Grenze leistet sich jetzt schon nur eine für den Umsatz fast bedeutungslose Minderheit.

Bleibt abzuwarten, ob und wann sich die verfeindeten Parteien vielleicht doch noch einigen werden. Bei Sony jedenfalls will man — wenn schon, denn schon — auch umgehend vorbespielte Cassetten liefern, sobald man den DAT-Recorder einführt. Kommerziell attraktiv aber wird diese DAT-Software solange nicht sein, wie sich sämtliche westlichen Musikproduzenten weigern, ihr Programm auf Digitalcassette für jedermann zu sehen. Daß damit DAT gestorben ist. mag man kaum glauben.

Gesucht::

Bessere Verstärker für CD-Wiedergabe

Als die Unterhaltungselektronik-Konzerne ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Video-Booms die CompactDisc einführten, war das durchaus keine konzertierte Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern vorausschauendes Kalkül. Schon damals kamen Videorecorder in einen solchen Preisverriß, daß an den Apparaten kaum noch was zu verdienen war. Auch CD Player werden mittlerweile zum Teil unter Selbstkostenpreis verramscht. Aber an den silbrig glänzenden Plättchen wird allseits kräftig verdient. Und schließlich spekulierte man auch auf ein Nachfolge-Geschäft: Wer sich erst einmal von der Qualität der Digitalscheiben überzeugt hatte, der würde sich — so die Hoffnung — über kurz oder lang auch neue, sprich hochwertigere Verstärker und Lautsprecher kaufen, anstatt sich weiter mit dem alten Equipment zufriedenzugeben.

Tatsächlich brachte die CD das Thema HiFi auch für den“.Otto Normalverbraucher“ wieder verstärkt ins Gespräch. Vier Jahre nach Einführung der Digitalscheibe ist leider auch zu konstatieren, daß es bei der Verstärkerqualität doch oft arg hapert und daß diese durchaus nicht immer mit den neuen digitalen Abspielapparaturen Schritt hielt.

Wie groteske Bauernfängerei muten jene HiFi-„Türme“ und“.Racks“

an, die — einschließlieh windigem CD Player, schwachbrüstigem Vollverstärker. Tuner. Doppel-Cassettendeck und namenlosen NoFi-Boxen in Preßspan-Gestell! — zwischen 900 und 1600 Mark gehandelt werden. Über die Tonrillen zerfräsenden Plattenspieler, die da teilweise noch mitgeliefert werden, schweigt man besser höflich.

Aber selbst um die Qualität mancher Mittelklasse-Verstärker isi es nach den kostenbewußt vorgenommenen Abspeckungskuren oft nicht gerade rühmlich bestellt. Da rauschen die Phono-Eingänge für den Analogspieler oft mehr als die Tonrillen guter LP-Pressungen, sehen die Meßdiagramme für den Frequenzgang um ein Vielfaches schlechter aus als bei preiswerten CD Playern um die 600 Mark, und bei manchen Verstärkern stellten die Testzeitschriften neuerdings gar bei den Hochpegel-Eingängen (für Tuner, Cassettenrecorder. Player usw.) kümmerliche Rauschabstände fest, die um 30 bis 40- dB unter denen besserer CD Player liegen.

Wem dieser logarythmische Wert nichts sagt, dem sei hier der krasse Qualitätsabfall erklärt: Verstärker mit so bescheidenen Werten rauschen bis zum Hundertfachen mehr als der CD Player! Mit anderen Worten: Sie vernichten das an Qualität, was man sich durch die Anschaffung von Digital-Spieler und -Platten füglich erhofft hat. Auch führen teilweise massenhaft eingelötete Kondensatoren, die den Verstärker störstrahlfest gegen Flug-, Polizei- oder Amateurfunk machen sollen, zu erheblichen Klangvenschlechterungen.

Da hilft vor dem Kauf eines neuen Verstärkers nur eines: Die entsprechenden Meßergebnisse der Fachzeitschriften studieren und von Geräten Abstand nehmen, bei denen unbefriedigende Rauschabstände moniert werden. Um den Leser nachdrücklich auf solche Mängel hinzuweisen, geben manche Testblätter diesen Verstärkern in der Disziplin Rauschfreiheit auch im Jahre 1987 glatte Null von zehn möglichen Punkten.

Vor dem Kauf kann man sich aber auch selber darüber informieren, ob der Verstärker in diesem Punkt die eigenen Ansprüche erfüllt. Rauscht oder brummt er gar vernehmlich, wenn man mal nur etwas lauter als „Zimmerlautstärke“ aufdreht (ohne daß ein Signal eingespeist wird). dann vergißt man das Modell besser schnell. Wo die Störgeräusche beim Umschalten von Hochpegel- auf Phono-Eingänge drastisch zunehmen, hat der Hersteller offenkundig kräftig bei der Qualität der Phono-Stufe gespart. Wer noch geraume Zeit seine schwarzen Scheiben so rauschfrei wie möglich abspielen möchte, kann auch solch ein Modell „abhaken“. Ob der Verstärker schließlich genügend Leistungsreserven bietet, hängt vom Wirkungsgrad der eigenen oder in Aussicht genommenen Lautsprecher ab. Falls der Verstärker bei höheren Pegeln und relativ „laut überspielten“ CDs schon zu Verzerrungen tendiert, wird man an ihm kaum lange Freude haben.

Das Mißverhältnis zwischen Verstärker- und Player-Qualität muß nicht sein: Es gibt auch Hersteller, die erschwingliche Verstärker mit ausgezeichneter Klang- und Verarbeitungsqualität anbieten.