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„Capitani“ (Staffel 1) bei Netflix: 10 Gründe, warum der Krimi großen Spaß macht


Die Serie „Capitani“ macht vieles richtig in ihrem Genre und ist deshalb die perfekte Chance mal wieder auf Mörderjagd zu gehen. Die Indizien sind seit Donnerstag auf Netflix streambar.

Was macht eine gute Krimiserie eigentlich aus? Klar, da ist die offensichtliche Aufgabe, den Fall zu lösen. Doch dass zu einer guten „Detektivgeschichte“ mehr gehört, zeigt die Serien-Überraschung „Capitani“ aus Luxemburg. Dort lief sie nämlich zuerst im Abendprogramm von RTL. Doch der Schöpfer Thierry Faber wollte nicht nur Luxemburgs Publikum auf Spurensuche mitnehmen. Netflix wurde also ins Boot geholt, um die neue Serie rund um Ermittler Luc Capitani (Luc Schiltz) international publik zu machen. Wir sagen Euch, warum „Capitani“ ein so großer Krimigenuss ist und was uns daran besonders gefallen hat.

Schaut Euch hier den Trailer zu Staffel 1 an.

1. Die Story

Ihr Muster muss sofort klar und eindeutig sein. Jeder gute Krimi beginnt mit einem Mord. So auch in „Capitani“. Die Leiche der Schülerin Jenny Engel (Jil Devresse) wird in der Nähe des beschaulichen Dorfes Manscheid gefunden. Doch was bereits nach ausreichend Krimi klingt, birgt noch viel mehr in sich. Da ist zum einen die Geschichte der Straftat und zum anderen die der Aufklärung des Falls. Es reicht nämlich nicht nur ein gutes Verbrechen zu haben, viel wichtiger ist seine Rekonstruktion. Und in Manscheid ist so einiges zerbrochen! Oder wie gleich zu Beginn der Serie der geistig behinderte „Dorfkauz“ Usch bemerkt: „Die Spiegel sind kaputt“. Das Bild des Täters oder der Täterin ist erst erkennbar, wenn alle Scherben zusammengesetzt sind. Spannung inklusive.

2. Die Detektiv*innenfigur

Um den Fall also lösen zu können, tritt Luc Capitani – titelgebend „Capitani“ genannt – auf die Bühne des zurückgezogenen Dörfchens. Denn: Ein Ermittler wird gebraucht. Am besten jemand von außerhalb. Schließlich ist der neutrale Blick wichtig. Doch noch wichtiger ist die Figur selbst. Sie ist der Dreh-und Angelpunkt, mit dem wir Zuschauer*innen uns auf Indiziensuche begeben. Capitani ist deshalb so passend, weil er angenehm neutral bleibt. Es werden keine Deerstalker-Mütze („Sherlock Holmes“) und auch keine übertriebenen Eigenschaften („Monk“) gebraucht. Ein neutraler Roboter ist „Capitani“ trotzdem nicht. Auch er ist ein Mensch, der liebt, mit Vergangenheit, immer empathisch bleibt und trotzdem seinen Jähzorn nicht im Griff hat. Und ja, er darf auch mal daneben liegen bei seinen Mutmaßungen (um dann doch den richtigen Riecher zu haben).

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3. Die Watsonfigur

Statt ahnungsloser, stupider Nachfragerolle, bekommt die Polizistin Elsa Ley (Sophie Mousel) ihren Auftritt als Gehilfin von Capitani. Unerschrocken und mit viel Energie verfällt sie nicht in Schwärmerei oder starre Ehrfurcht neben dem erprobten Ermittler. Vielmehr zeigt sich, dass Capitani auf Elsa oft angewiesen ist. Sie kennt ihre Heimat ganz genau. Die Serie bricht mit den alten Mustern und beweist Teamgeist. Auch wenn am Anfang das Gefälle zwischen erfahrenem Markenträger und junger Polizistin groß scheint, rücken die beiden schnell zusammen. Und das ganz ohne eine Spur von Sexismus.

4. Das Figurenkabinett oder: Der Kreis der Verdächtigen

Heraus sticht bei „Capitani“ das breite Spektrum an unterschiedlichen Persönlichkeiten und Instanzen (Politik, Militär, Kirche), die in Manscheid zu finden sind. Zusammen ergeben sie ein breites Geflecht aus Wahrscheinlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten, das die perfekte Basis für Verdächtigungen, Indizien und vor allem Geheimnisse bildet. Warum ist die Zwillingsschwester der Ermordeten direkt nach der Tat verschwunden? Und welches Geheimnis hält ihre Mutter versteckt? Warum hat sich Stiefvater Rob nach der Ermordung von Jenny umgebracht? Was liefert das „Einhorn“? Was hat es mit dem geheimen Chalet im Wald auf sich? Und warum hat sich die Ex-Freundin von Capitani 15 Jahre versteckt?

5. Die Spurensuche

Es ist wohl die stärkste Anziehungskraft des Krimis: Das Ratespiel, um die Frage: „Wer ist es gewesen?“. In „Capitani“ ist das Enthüllungsspiel gelungen. Vor allem die falschen Fährten und die Essenz des Unwahrscheinlichen, lassen beides zu: Ratespiel und Surprise-Moment am Ende. Wenn am Anfang noch die Leiche am „Kifferberg“ liegt, scheinen Drogen und jugendlicher Leichtsinn längst unbrauchbare Indizien zu sein. Gleichzeitig schafft es die Serie, dass man kurzzeitig versteht, wohin die Fährte führt. Nur um danach schon wieder im Dunkeln zu tappen.

6. Das Fährtenwirrwarr

Weil „Capitani“ nicht umsonst so heißt, deckt er während der vielen Folgen nicht nur am Ende einen Mord auf. Immer wieder begegnen ihm auf der Indiziensuche neue Ungereimtheiten. In dem Dorf scheint so einiges nicht mit rechten Dingen vor sich zu gehen. Von Korruption bis Erpressung ist alles dabei und die vielen verschiedenen Akteure*innen machen es nicht leicht zu unterscheiden, ob dies am Ende alles zusammengehört, oder falsche Fährten sind. Nur: Irgendwas stimmt in Manscheid nicht, das steht fest.

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7. Die Bedrohung der Realität

Furcht, Sorge und Angst sind die Grundsteine, auf denen eine gute Krimi-Story aufgebaut ist. Unsicherheit macht sich auch in Manscheid breit und führt zu Argwohn unter den Bewohner*innen. Die Serie „Capitani“ erzeugt diesen auf allen Persönlichkeitsebenen, von der Gemeinde bis zur Familie. In dem luxemburgischen Dorf, dessen Devise „Jeder kennt jeden – und redet auch über jeden“ fruchtenden Boden für Verschwörungen und Hinterzimmergespräche ist. So wie anscheinend niemand im Dorf den anderen trauen kann, so schwierig ist es auch die richtigen Personen infrage zu stellen.

8. Die Faszination des Verbrechens

Das Böse ist in „Capitani“ omnipräsent. Es spielt sogar die geheime Hauptrolle – in Form psychologischer Fehlfunktionen, der soziologischen Konklusion aus Rivalität, Druck, Eifersucht und allen anderen Übeln der Leistungsgesellschaft. Stets dient sie der Kunst, die sich daraus ihre Täter*innenmotive webt. Oder in den Worten des Philosophen Georges Bataille: „Die große Wahrheit: Das Böse in der Welt ist wichtiger als das Gute. Das Gute ist die Basis, aber der Gipfel ist das Böse.“ Das ist die Maxime jedes Spannungsbogens einer Krimiserie. „Capitani“ hat das verstanden und erschafft über fünf Stunden und zwölf Minuten eine Bedrohung, die frei herumläuft. Dabei sind es vor allem die Auswirkungen des Bösen, die eine spürbar angespannte Atmosphäre zaubern.

9. Stay classic

„Capitani“ bleibt schlussendlich dem Genre treu und das ist gut so. Die vergangenen Jahrzehnte wurde zunehmend an der Krimigeschichte herumgeschraubt. Plötzlich decken nicht mehr der Kommissar oder die Kommissarin mit scharfem Verstand und Ermittlungsgeist den Fall auf, sondern Forensiker*innen lassen Chemieproben die Arbeit machen und das Zuschauen beschränkt sich auf Laborkittel und Reagenzgläser. Wer keine Biochemie studiert hat, kann nur staunen. Weg fällt die Illusion, den Fall vor dem auflösenden Ende zu durchschauen. Bei „Capitani“ fühlt es sich dagegen an wie auf dem Spielfeld einer luxemburgischen „Cluedo“-Version.

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10. Erfolgserprobt

Wie bereits in den einleitenden Worten beschrieben, muss „Capitani“ sich nicht erst beweisen. Klar, internationale Netflix-Luft schnuppert die Serie erst jetzt. Dabei ist sie schon im Herbst 2019 in Luxemburg auf dem Sender RTL ausgestrahlt worden. Mit Erfolg: Die Zuschauer*innen im Großherzogtum konnten der Anziehungskraft wahrer Krimistärke nicht entgehen. Bei einer Umfrage gaben 90 Prozent vom Publikum an, sich eine zweite Staffel zu wünschen. Vergangenes Jahr fingen die ersten Planungen rund um Drehbuch und Produktion an. Der Capitani darf also wieder auf Spurensuche gehen. Diesmal mit fast doppelt so hohem Budget (4 Millionen Euro). Netflix ist daran jedoch (noch) nicht beteiligt.

Staffel 1 von „Capitani“ mit Luc Schiltz, Jil Devresse und Sophie Mousel ist am 11. Februar 2021 bei Netflix gestartet. Sie umfasst 12 Folgen, die je 26 Minuten lang sind und alle auf einmal erschienen sind. Eine zweite Staffel ist bereits bestätigt.

Netflix, RTL, Samsa Film
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