Cake
DIESER MANN TRAGT EINE MASKE. EINE SCHWARZE Sonnenbrille vor den freundlichen Augen, vor dem wahren Wesen ein Haufen witziger, verstiegen formulierter Ansagen, die vor lauter Cleverness ein wenig einstudiert wirken. Aber, wie gesagt, sie sind witzig und vergnüglich anzuhören, und genau das ist der Punkt bei John McCrea und Cake: die fünf Kalifornier verstehen sich als Dienstleister -„We’re hereto provide musical Service for you“ sagt McCrea -, und der Service ist so gut, daß es eigentlich zweitrangig ist, daß einen Herr McCrea nicht an dem teilhaben läßt, was ihn wirklich bewegt – obwohl da sicher viele interessante Sachen dabei wären. Aber das hier ist nicht Pearl Jam. Kein Seelenstriptease heute abend.
Dafür first class Indie-Entertainment. Das vollgepackte Incognito – der Semi-Radiohit „I Will Survive“ hat Wirkung gezeitigt – bekommt Lieblingssong um Lieblingssong aufgetischt, mund-trötet fröhlich Vince Di-Fiores Mariachi-Trompeten-Parts mit. Man darf kräftig den Allerwertesten schütteln, wenn Songs wie „Italian Leather Sofa“ oder „Mr. Mastodon Farm“ in schraddelige, verschachtelte LoFi-Funk-Jams ausarten. McCrea verhilft dem guten alten, überkommen geglaubten Mitsing-Spiel zu neuen Ehren -„Ein einziger Vokal kann diesen Saal in einen magischen Ort verwandeln!“, verheißt er augenzwinkernd, und bald „ooohh-ooohhh“‚t die ganze Halle wie ein ekstatischer Eingeborenenstamm. Und am Schluß gibt’s gar das lautstark geforderte „Rock’n’Roll Lifestyle“: „Eigentlich sind wir den Song leid, aber da wir hier sind, Euch zu bedienen…“ Na eben. Keep the customer satisfied. Und wie.