Bryan Adams


Regensburg, Donauhalle

Der kleine, sympathische Kanadier mit dem blonden Bürstenhaarschnitt und dem Lausbuben-Image macht eigentlich überall eine gute Figur. Hauptsache er hat seine unverwüstlichen Jeans, sein Billig-T-Shirt und die Stratocaster-Gitarre dabei und weiß die tourfleißige Bande an seiner Seite, dann lockt der Ahorn-Rocker selbst in der hintersten Provinz noch den letzten Hund hinterm Ofen hervor.

Daß einige der 2500 Zuschauer aus dem verträumten Städtchen an der Donau ausgerechnet zu Beginn des Konzerts aus den Latschen kippten, lag allerdings weniger an ihm oder an der Musik als vielmehr an den Temperaturen in der Halle, die selbst Sauna-Freunden arg zusetzten. Zünftiger Rock’n’Roll in der Diaspora, mit Eddie Cochrans „C’mon Everybody“ als Opener, darauf versteht sich Adams wie kaum ein anderer dieses Genres. In seiner hemdsärmeligen Art, die Gitarre lässig vorm Bauch baumelnd, die Hände übers Mikro gefaltet, ist er einer der letzten Sympathie-Träger des ansonsten eher gesichtslosen Mainstream-Rock. Sein Stil hat seine Wurzeln im Rock’n’Roll der späten 60er Jahre -— trotz der kommerziellen Glätte, die vielen seiner Songs („Somebody Like You“ oder „Straight From The Heart“) erst den nötigen Hit-Appeal verleihen. Doch der Mann aus Vancouver und sein brillant aufspielender Gitarrero Keith Scott wären nicht die bodenständigen Rocker, die sie nun einmal sind, wenn sie die allzu seichten, sentimentalen Tiefen („Heaven’s On Fire“) im Verlauf des 90minütigen Konzerts nicht immer wieder durch überraschende Breaks in härtere Bahnen lenken würden. Dabei erweisen sich der unermüdlich pumpende Dave Taylor am Baß und Drummer Mickey Currey als rhythmusfestes Team, während Tommy Mandel dezente Klangtupfer aus seinen Keyboards beisteuert. Ein Aspekt stach besonders heraus und hätte der nicht endenwollenden Begeisterung des Publikums eigentlich gar nicht bedurft: Bryan Adams, obwohl nicht der begnadetste Sänger und Gitarrist, gibt jedem im Auditorium das Gefühl, für sein Eintrittsgeld eine zweihundertprozentige Leistung zu bekommen. Auch in der Provinz. Nach mehreren Zugaben, darunter natürlich „Summer Of 69“ und einer Solo-Einlage auf seiner Strat war die Welt in Regensburg wieder ganz in Ordnung.