Bruce Willis: So lange hielten Tricks am Filmset seine Karriere am Leben


Die Karriere von Bruce Willis nahm kürzlich ein trauriges Ende. Wie die Aphasie seine Arbeit bereits beeinflusste, erzählen nun Kolleg*innen.

Bruce Willis geht in Zwangsrente. Diese Nachricht verkündete seine Familie kürzlich für ihn über die Sozialen Medien. Aus gesundheitlichen Gründen muss sich der Schauspieler aus der Filmwelt zurückziehen. Dass seine Aphasie ihm schon länger Schwierigkeiten bei der Arbeit bereitete, berichten nun verschiedene Kolleg*innen.

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Die Sorge um Bruce Willis wurde größer

Für einen Bericht der „Los Angeles Times“ wurden über 20 Personen befragt, die innerhalb der vergangenen Jahre mit dem Action-Star zusammengearbeitet haben. Diese sollen alle angegeben haben, sich Sorgen um den Zustand des Schauspielers gemacht zu haben. Die Krankheit Aphasie, an der Bruce Willis leidet, führt zu einer Schädigung des Sprachzentrums im Gehirn. Dadurch können Probleme beim Sprechen, Lesen und Verstehen auftreten.

Innerhalb der vergangenen vier Jahre wirkte Willis immerhin an 22 Produktionen mit und war trotz seines schlechten Zustandes sehr begehrt bei den Filmemachern, wenngleich es überwiegend „Straight to Homevideo“-Produktionen waren, in denen der einstige Superstar in den vergangenen zehn Jahren mitwirkte.

Vielen seiner Kolleg*innen sollen sich allerdings während der Dreharbeiten gefragt haben, ob Willis sich seiner Umgebung am Set noch bewusst war. So beschrieben Regisseure Situationen, in denen der „Stirb Langsam“-Star nicht in der Lage war, sich an seinen Text zu erinnern. Daraufhin wurden seine Szenen gekürzt, die Dialoge vereinfacht und seine Drehtage auf zwei Tage mit nicht mehr als acht Stunden Arbeitszeit reduziert, so die „Los Angeles Times“.

Mit Tricks wurde Bruce Willis Karriere am Leben gehalten

Da seine Krankheit dem 67-Jährigen, trotz des Entgegenkommens des Teams, weiter Schwierigkeiten bereitete, wurden weitere Tricks bemüht: Der Schauspieler Huel Potter bekam die Aufgabe, Willis seinen Text mit Hilfe eines Ohrhörers zuzusprechen. Zudem wurde Stephen J. Eads als Assistent eingesetzt, der Bruce Willis während des Drehs im Auge behielt. Das größte Zugeständnis war allerdings, dass die meisten Actionszenen nicht mehr vom Schauspieler selbst, sondern von einem Double gespielt wurden. Dabei handelte es sich vor allem um solche, in denen geschossen wurde.

Er feuerte geladene Waffen zur falschen Zeit

Während der Dreharbeiten zum Film „Hard Kill“ im Jahr 2020 soll der pensionierte Darsteller eine mit einer Platzpatrone geladene Waffe zum falschen Zeitpunkt abgefeuert haben, berichten zwei Personen vom Set. Darunter auch Lala Kent, die die Rolle der Eva Chalmers spielte und damit im Film Willis‘ Tochter mimte. Sie erzählt, der Schauspieler habe sogar in zwei aufeinanderfolgenden Takes zur falschen Zeit auf den Abzug gedrückt. Kent führt aus: „Weil ich mit dem Rücken zu ihm stand, habe ich nicht mitbekommen, was hinter mir passiert ist. Aber beim ersten Mal ging es nach dem Motto: ‚Keine große Sache, lass uns das Ganze nochmal neu machen.’“

Unstimmigkeiten gibt es bezüglich der zweiten Situation: Kent behauptet, Willis habe trotz der Aufforderung vorher seinen Satz zu sprechen, die Waffe zu früh abgefeuert. Dies wird von ihrem Ex-Verlobten Regisseur Randall Emmett dementiert. Eine Äußerung von Regisseur Matt Eskandari liegt dazu nicht vor, ein anderes Crew-Mitglied will aber bezeugen, Bruce Willis habe die Schusswaffe nach dem falschen Text betätigt. Als Sicherheitsmaßnahme wurde daher laut eines Kollegen stets sichergestellt, „dass sich niemand in der Schusslinie befand, wenn er mit Waffen hantierte.“

„Nicht mehr der, an den ich mich erinnere“

Ein weiterer Regisseur, Jesse V. Johnson, berichtet von seinen Erfahrungen mit dem erkrankten Schauspieler: Da sich die beiden noch von früheren gemeinsamen Projekten kannten, könne Johnson mit Sicherheit sagen, „dass das nicht mehr der Bruce Willis war, an den ich mich erinnere.“ Für die Produktion von „White Elephant“ habe er die Dreharbeiten beschleunigt, da er sich bewusst war, dass es Willis nicht gut ginge. Durch die Arbeiten hätte sich die Frage gezogen: „Wie machen wir es, dass Bruce nicht blöd dasteht?“, so ein Crew-Mitglied. Man habe ihm „Text-Zeilen gesagt, aber er hat nicht verstanden, was es bedeutet“.

Erleichterung über den Rückzug: „Keine weiteren Filme mehr mit Bruce“

So wären Johnson und sein Team sich einig geworden, dass sie „keinen weiteren Film mehr mit Bruce Willis drehen“ möchten. Johnson bedauert diesen Schritt: „Wir sind alle Bruce-Willis-Fans, und die Entscheidung fühlte sich falsch an und war letztlich ein ziemlich trauriges Ende einer unglaublichen Karriere, mit der sich keiner von uns wohlfühlte.“

„Out of Death“-Regisseur Mike Burns, der bis zuletzt mit Willis zusammen an „The Wrong Place“ drehte, zeigte sich sogar beruhigt über den Rücktritt des Schauspielers. Er hätte bemerkt, dass sich sein Gesundheitszustand in dem Jahr, das zwischen den Dreharbeiten zu „The Wrong Place“ und „Out of Death“ lag, noch verschlechtert hätte. Nach Drehschluss hätte er sich gedacht: „Ich bin fertig. Ich werde keine weiteren Bruce-Willis-Filme machen“ und sei erleichtert, „dass er sich eine Auszeit nimmt.“

Zahlreiche Stars hatten am Mittwoch auf das Karriere-Aus des Kult-Schauspielers reagiert. Darunter viele Schauspiel-Kolleg*innen, die ihm und seiner Familie Mitleid und Solidarität bekundeten. Sie ehrten aber auch das Werk Willis‘ und bedankten sich für die schöne Zeit mit ihm. Am 1. April ehrten auch die Sender ProSieben und Kabel Eins den Darsteller und stellten ihr Programm um: Ab 20.15 Uhr werden bis in die Nacht Bruce-Willis-Filme gezeigt.

+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf rollingstone.de +++