Britpop-Altväter und Popliteratur-Jungmänner
Nach Jahren amerikanischer Rock-Weltherrschaft feiert britische Popmusik Auferstehung und da wollen offenbar auch die Altvorderen nicht hintan stehen. Im November erscheint antholosy i als erste einer Serie von drei Doppel-CDs, die die noch lebenden Rest-Beatles Paul Mc-Cartney, George Harrison und Ringo Starr in langen Monaten des Wühlens in alten Archivbeständen zusammengestellt haben und die nur einen Teil des umfangreichen „Anthology „-Projektes darstellt, das in den nächsten Monat die Fans erwärmt – und dann auch etwas überstrapaziert. Höhepunkt ist vielleicht die begleitende TV-Doku-Serie. die mit nie gesehenem Beatles-Filmmaterial aufwartet, Tiefpunkt die selbst von glühenden Verehrern zwiespältig aufgenommene Single „Free As A Bird“ später gefolgt von „Real Love „1, für die die Fab Three zusammen mit ihrem ergebenen Jünger Jeff Lynne als Produzent ein altes Lennon-Demo mit neuer Musik unterlegten. Lennon dürfte im Grab rotiert haben, anthology aber setzt in jedem Fall Maßstäbe: Keine umfangreiche Rückschau einer Band kommt heute noch ohne Berge von aus den Kellern hervorgekramtem Restmaterial aus. Leider nicht immer zum Vorteil des Produktes.
Schon vorteilhafter: Christian Kracht veröffentlicht seinen Roman „Faserland“, der uneingeschränkt empfehlenswert ist; was folgt ist der neue Trend „Pop-Literatur“, dersich in den kommenden Jahren erst zu einem Trend, dann zu einer kleinen Pest auswächst.