Brian Eno gibt Windows-Geld an Palästina-Hilfe & kritisiert Microsoft

Der Musiker fordert Microsoft in einem offenen Brief dazu auf, seine Zusammenarbeit mit dem israelischen Militär zu beenden.


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Brian Eno hat sich in einem offenen Brief scharf gegen Microsofts Verbindungen zum israelischen Militär ausgesprochen. In dem Post auf Instagram kündigte der britische Musiker und Produzent an, sein Honorar für die Komposition des bekannten Startsounds von Windows 95 an Hilfsorganisationen für Palästina zu spenden. Gleichzeitig forderte er den Tech-Giganten auf, sämtliche Dienste einzustellen, die zur Unterstützung völkerrechtswidriger Handlungen beitragen.

Zum Verständnis: Eno hatte Mitte der 1990er-Jahre im Auftrag von Microsoft das bekannte sieben Sekunden lange Startsignal für das Betriebssystem Windows 95 komponiert. Und genau darauf geht er auch anfangs in seinem offiziellen Schreiben ein. Für das Projekt reichte er dem Unternehmen rund 80 Vorschläge ein, aus denen schließlich der berühmte Ton ausgewählt wurde. Heute würde er eigenen Angaben zufolge mit Entsetzen auf die Firma schauen, mit der er einst zusammenarbeitete.

Brian Eno: Microsoft sei in „Maschinerie von Unterdrückung und Krieg verstrickt“

Eno schrieb in seinem offenen Brief: „Millionen – möglicherweise Milliarden – Menschen haben seither diesen kurzen Startsound gehört – ein Symbol für den Zugang zu einer vielversprechenden technologischen Zukunft. Ich nahm das Projekt gerne als kreative Herausforderung an und schätzte den Austausch mit meinen Kontakten bei Microsoft. Ich hätte niemals geglaubt, dass dasselbe Unternehmen eines Tages in die Maschinerie von Unterdrückung und Krieg verstrickt sein könnte.“

Konkret kritisierte Eno die jüngsten Offenlegungen über Microsofts Zusammenarbeit mit dem israelischen Militär. In einem Blogeintrag vom 15. Mai 2025 bestätigte das Unternehmen laut „NME“, dass es dem israelischen Verteidigungsministerium Software, Cloud-Dienste über Azure und KI-Anwendungen, darunter auch Sprachübersetzung, zur Verfügung stellen würde. Microsoft betonte dabei, es habe „keine Einsicht, wie Kunden unsere Software auf ihren eigenen Servern oder anderen Geräten nutzen.“

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Eno: „Wer Systeme baut, die Kriegsverbrechen ermöglichen, wird zum Mittäter“

Für Eno ist das nicht ausreichend. Er hat dem Konzern Mittäterschaft vorgeworfen: „Diese ‚Dienstleistungen‘ unterstützen ein Regime, das von führenden Völkerrechtlern, Menschenrechtsorganisationen, UN-Experten und einer wachsenden Zahl internationaler Regierungen als völkermörderisch beschrieben wird“, so Eno. „Die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und der israelischen Regierung sowie Armee ist kein Geheimnis. Sie beinhaltet, dass Microsoft-Software in tödlichen Technologien eingesetzt wird – mit zynischen Namen wie ‚Where’s Daddy?‘, ein Zielsystem zur Ortung von Palästinensern, um sie in ihren Häusern zu töten.“

Eno betonte, dass die Bereitstellung solcher Technologien keine neutrale Geschäftsentscheidung sei: „Den Verkauf und die Ermöglichung fortschrittlicher KI- und Cloud-Dienste an eine Regierung, die sich systematisch der ethnischen Säuberung verschreibt, als ‚Business as usual‘ zu behandeln, ist schlichtweg Komplizenschaft. Wer wissentlich Systeme baut, die Kriegsverbrechen ermöglichen, wird unweigerlich zum Mittäter.“

Enos Forderung nach ethischer Verantwortung

Brian Eno hat Microsoft deshalb dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen: „Wir leben in einer Zeit, in der Konzerne wie Microsoft oft mehr Macht haben als Regierungen. Ich bin überzeugt, dass mit solcher Macht eine absolute ethische Verantwortung einhergeht. Ich rufe Microsoft daher auf, alle Dienste einzustellen, die Operationen unterstützen, die internationale Gesetze verletzen.“

Eno zeigte sich solidarisch mit Mitarbeitenden von Microsoft, die sich intern kritisch gegen die Israel-Kooperation des Unternehmens äußerten. Diese hätten „etwas wirklich Disruptives“ getan, indem sie nicht geschwiegen hätten. „Mein neuer Startsound ist dieser: Steht in Solidarität mit den mutigen Microsoft-Beschäftigten, die sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Sie riskieren ihre Existenz für Menschen, die ihr Leben verloren haben – und weiter verlieren werden.“ Er fügte hinzu: „Wenn ein Klang einen echten Wandel signalisieren kann, dann soll es dieser sein.“ Dieser „Startsound“ ist metaphorisch – es geht nicht um einen neuen Ton, sondern um eine neue Haltung.

Zum Abschluss seines Briefes kündigte Eno an, dass er sein Honorar für den Windows-95-Klang an Organisationen spenden wolle, die humanitäre Hilfe in Palästina leisten. Die Kommentare unter dem Post fielen bisher überwiegend zustimmend und respektvoll aus. Viele lobten Brian Eno für seine klare Haltung, wie etwa in diesem Kommentar nachlesbar: „Respekt für dich, dass du echte Integrität zeigst.“ Ein ehemaliger Microsoft-Mitarbeitender bedankte sich auch via Kommentarspalte: „Von einem gefeuerten Microsoft-Mitarbeiter: Danke.“