Breton


Der Londoner Kunstszene entsprungen, mausert sich das Quintett aus der Not heraus zu einer Band und mixt uns dabei einen appetitlichen Elektro-Cocktail.

Manchmal muss man eben zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen, um die erwünschte Aufmerksamkeit zu generieren. Die fünf Mitglieder der britischen Band Breton etwa waren der Ansicht, alleine mit ihren Kurzfilmen nicht genügend Zuschauer zu erreichen. Um ihre Kunst einem breiteren Publikum präsentieren zu können und das Interesse von Promotern zu wecken, gründeten sie eine Band.

Ein nachvollziehbarer Schritt für Sound-Designer und Sänger Roman Rappak: „Wir haben schon immer unsere eigenen Soundtracks gemacht. Warum also das Filmmaterial nicht auch mal mit Live-Musik begleiten?“ Dieses Konzept stieß auf so viel Zuspruch in der Londoner Kunstszene, dass das Allround-Kollektiv aus Filmemachern und Musikern schließlich Other People’s Problems aufnahm. Ein Album, auf dem musikalische Grenzen aufgebrochen werden sollen, wie Rappak erklärt: „Es wäre für uns unmöglich gewesen, uns nur innerhalb eines Genres zu bewegen. Emotionen und Gedanken sind ebenso vielfältig wie musikalische Ausdrucksformen. Wir glauben, dass wir unseren Hörern diesen Stilmix anbieten können, ohne sie zu überfordern.“

Die Songs von Breton bewegen sich wie selbstverständlich in einem Netz aus ruhelosen HipHop-Beats, zugänglichen Pop-Einflüssen und atmosphärischer Elektronik. Zusammen mit den darauf abgestimmten Visuals ergibt sich so eine einheitliche Sprache, in der die Band mit dem Hörer kommunizieren möchte: „Wir wollen als Band ein Gesamtpaket erschaffen, bei dem die Musik sowie die Visuals und das Artwork merklich aus einer Feder stammen. Nur so können wir sicherstellen, unsere künstlerische Identität zu wahren und diese nach außen zu transportieren“, sagt Rappak. Eine Identität, die nicht über ein makelloses, poliertes Image den Zugang zum Publikum sucht, sondern die menschliche Fehlbarkeit in Form von musikalischen Unstimmigkeiten bewusst zulässt. Eine Attitüde, die fast schon Punk-Charakter besitzt und sich als oberstes Gebot durch die Albumaufnahmen in London sowie im Studio von Sigur Rós auf Island zog.

Der Entschluss, sich auch fernab des Londoner Hauptquartiers „The Lab“ in Arbeit zu vertiefen, hatte seinen Ursprung in dem Wunsch der Band, mit Gegensätzen zu spielen: „Zunächst wirkten die Songs noch vergleichsweise kühl und unnahbar. Während unserer Zeit auf Island konnten wir der Musik dann emotionale Tiefe geben“, bemerkt Rappak. Auf der Bühne schafft die Band den Spagat zwischen dem Einsatz von Technik in Form von aufwendigen Leinwand-Projektionen und jenem menschlichen Impuls, den ihre Musik in sich trägt. Also Breton: Kein Grund, sich hinter den mittlerweile live zum Markenzeichen gewordenen schwarzen Kapuzen zu verstecken! Annett Bonkowski

Albumkritik ME 4/12

* Sänger Roman Rappak leidet unter einer Hyperaktivitätsstörung (ADHD). „Zum Glück!“, wie er sagt, denn: „Es erlaubt mir, meine Aufmerksamkeit ständig auf etwas Neues zu lenken und inspiriert mich.“

* Als BretonLABS drehte die Band zuletzt das Video für Sinéad O’Connors Single „The Wolf Is Getting Married“.

* Für die Aufnahmen zum Debüt Other People’s Problems griff die Band zur klassischen Field-Recording-Methode, bei der sie Alltagsgeräusche wie Verkehrslärm aufzeichnete, um diese in die Songs einzubauen.