Bootsy Collins
ES GIBT SEHR LANGWEILIGE MENSCHEN. ES GIBT weniger langweilige Menschen. Und es gibt Menschen, die haben soviel Energie, daß sie nicht anders können, als auf ihre Umwelt abzustrahlen. Machen solche Menschen auch noch Musik, dann sind sie die besten Partyveranstalter der Welt. Bootsy Collins ist so einer. Die Münchner Muffathalle überschwemmt der P-Funk-Pionier mit seiner grenzenlosen Energie, daß den Zuschauern nur so die Mägen vibrieren und die Knie flattern. Und das auch bei denjenigen, die zu Beginn des Konzertes noch nicht glauben wollen, daß sie spätestens zwei Stunden später tanzend, winkend und mit Bootsy-Bootsy-Rufen auf den Lippen dastehen werden. Schnell, laut und dröhnend kommt Collins auf die Bühne. Und läßt sich dann Zeit, den Rücken zum Publikum gewendet, ein leichtes Wiegen in den Hüften, bis er uns dann direkt gegenübersteht in seiner funkelnden P-Funk-Fantasy-Staffage, breit grinsend aus dem wagenradgroßen Leopardenkragen. Inszenierung ist viel, aber nicht alles. Gleich einer skurrilen Diva, wahlweise im Glitzer- oder Leopardendress mit geradezu obszön großen Kopfbedeckungen dazu, zaubert der ehemalige James Brown-Sideman und Kadett auf George Clintons P-Funk-Mothership diese unendlich fetten und doch unendlich warmen Basslinien aus dem sternförmigen Instrument direkt vor seinen Hüften – und trifft grandios in die Gegend um den Bauchnabel des Zuhörers. Sekundiert von seinen langjährigen Weggefährten Fred Wesley an der Posaune und Bernie Worrell hinter dem Keyboard, entführt das kunterbunte Funk-Fossil sein selig groovendes Publikum auf einen wilden Ritt von den Anfängen des Funk in den 70er Jahren bis hinein in den hiphoppigen Sound seines jüngsten Albums „Straight Outta P University“. Da können über kurz oder lang selbst die, die ganz hinten an der Bar vor sich hin wippen, nicht mehr widerstehen – die Bootsy’sche Energie saugt sie unweigerlich mit in diese Party ein. Wo die langweiligen Menschen dieser Welt an diesem Abend waren? In der Muffathalle hatten sie jedenfalls keine Chance zu überleben.