Bob Mould


Er ist gekommen, Hüsker Dü ein für allemal zu beerdigen und auf ihrem Grab zu tanzen. Als dieser Komet von einem Power-Trio in einem Wirbel drogen-aufgeheizter Egos zerbarst, schleppte sich Gitarrist/Sänger Mould aufs Land, um seine Wunden zu lecken und bittere Songs zu schreiben. Das daraus resultierende Album WORKBOOK macht den größten Teil des Sets aus, aber die Düsternis der LP geht im Sturmangriff der Band unter. Bei Hüsker Du war es meist Mould. der die Band vorwärts peitschte, Baß und Drunis in seinem Kielwasser mit sich riß. In der neuen Gruppe läuft es andersherum: Hier geben die Sidemen das Tempo an. und Mould kostet es einige Schweißtropfen mitzukommen.

Mould beginnt mit filigranen Country-Rock-Figuren, doch dann stürzt sich die Band, mit einem Sound wie knirschende Zahnräder, in „Wishing Well.“ Von hier ab wird nicht mehr zurückgeschaut. Anton Fier (Golden Palominos, Lounge Lizards usw.) ist ein völlig anderer Drummer als Hüsker Düs Gram Hart. Während Hart um den Beat drischt, sitzt Fier fest im Beat-Sattel, reichert ihn mit flüssigen, spannenden Fills an, fällt aber unerbittlich wieder in einen treibenden Beat zurück, um die Gruppe voranzupeitschen. Tony Maimone (Ex-Pere Ubu) am Baß präsentiert sich als Ausnahmemusiker, spielt den ganzen Abend kein einziges abgedroschenes Lick. Jim Harry, zweiter Gitarrist in der Band, hat Hüsker Du offensichtlich genau studiert und kann Mould selbst in die gewagtesten Windungen seiner Soli folgen.

Zum Atemholen wird uns. fast widerwillig, eine akustische Nummer zugestanden. Danach aber geht es gnadenlos weiter in Richtung Höhepunkt – eine in Feedback-Gewittern explodierende Version von „Whichever Way The Wind Blows“. Moulds und Harrys Gitarren gehen in Sound-Clinch mit den Verstärkern, und Fier verabschiedet sich vom Rhythmus, zerlegt ihn in etwas Free-Jazzähnliches. eine Sturmflut perkussiven Lärms unter dem Kreischen der Lautsprecher. Die halbvolle Theaterfabrik schaut leicht perplex. Moulds Band ist’s egal – sie haben sowieso für sich selbst gespielt. Moulds zweiter Anlauf wird die Massen in nächster Zukunft wohl kaum in Verzückung versetzen – dafür ist diese Musik zu roh. zu ungehobelt – aber als wichtige Randfigur wird er uns noch lange erhalten bleiben.