Bob Marley


Am 6.Februar 1995 hätte er seinen 50.Geburtstag feiern können. Doch der große Gott des Reggae dankte viel zu früh ab. ME/Sounds-Autor Rene Wynands läßt Freunde und Förderer zu Wort kommen.

Eine Karriere wie aus dem Märchenbuch: Aufgewachsen im Kingstoner Ghetto, avancierte Robert Nesta Marley zum ersten Superstar aus der Dritten Welt. Er machte die Musik Jamaikas international zu einem Begriff und ebnete ihr den Weg für einen beispiellosen Siegeszug. Lebte er noch, gäbe es anläßlich seines 50.Geburtstages sicherlich eine große Fete. Alle wären sie gekommen, die Freunde und Förderer aus den frühen Tagen, die unzähligen Verwandten (immerhin hatte er zehn Kinder in die Welt gesetzt), Produzenten und Musiker, aber auch die skrupellosen Business-Haie, die selbst von der Vermarktung dieses intimen Festes nicht ihre Finger hätten lassen können. Sie säßen um den großen Festtisch und würden ihre Erinnerungen schweifen lassen, sie würden erzählen von den guten alten Zeiten, von der Geburt einer Legende und deren Sturz, von den romantischen Erlebnissen und den dramatischen Ereignissen, von Glaubwürdigkeit und dem ganz großen Geschäft….

in abgewetzten Hosen, denen er seit mindestens zwei Jahren entwachsen war. Er war gerade 17 Jahre alt geworden und hatte einen Song komponiert. Die Jungs aus den Ghetto gingen damals alle zu Joe Higgs. Der war ein großer Star, als man in Jamaika noch Rhythm & Blues hörte. Higgs brachte ihnen das Singen bei, um sie von der Straße zu holen. Danach kamen sie dann zu mir, damit ich mit ihnen eine Platte aufnehme.

Manche hatten Erfolg, wie Desmond Dekker oder Jimmy Cliff. Mit Bob sollte es zunächst nicht so gut laufen. Ich ließ ihn seinen Song vortragen, direkt im Laden, zwischen den Regalen und ohne Musik. Es war wirklich zu komisch: Bob klatschte in die Hände und begann wie wild zu tanzen. Dazu keuchte er seinen Song: ‚Judge Not‘.

Ich nahm ihn trotzdem mit ins Studio, zu Ken Khouri; ließ einen schnellen Ska-Rhythmus aufnehmen und setzte Bobs helle, eindringliche Stimme darauf. Doch die Platte verkaufte sich nicht. Ich habe sie dann noch nach England exportiert zu Chris Blackwell, der später internationalen Erfolg mit Millie Smalls ‚My Boy Lollypop‘ und seiner Plattenfirma Island hatte. Er konnte ‚Judge Not‘ aber auch nicht verkaufen und so ließ ich die Platten wieder einschmelzen. Vinyl war kostbar, damals!

Coxsone Dodd: Right! Ich habe fast alle meine Platten in recyceltes Vinyl gepreßt. Die Leute liebten meine Musik. Die großen Hits der 6oer Jahre kamen alle aus meinem „Studio One“. Ich hatte die besten Musiker der Insel als Studioband engagiert: „The Skatalites“. Alles fing damals an, 1958, als ich einen Stapel R&B-Platten aus den USA mit nach Jamaika brachte. Sie waren mein Startkapital für mein eigenes Sound-System „Coxsone’s Downbeat“. Als schließlich der Rock’n’Roll in Amerika den R&B verdrängte, ging mir der Nachschub aus. Da beschloß ich, eigenes Material in Jamaika aufzunehmen. In meinem „Studio One“ entstanden dann die neuen Sounds des Ska, Rocksteady und schließlich des Reggae. Viele „Riddims“ bringen ja noch heute jede Dancehall zum kochen!

Damals, in den Sechzigern hielt ich jeden Sonntagnachmittag Auditions im Garten vor dem Studio ab. Eines Tages kam auch Bob. Er hatte ein paar Freunde dabei, Peter Tosh, Bunny Livingston und Junior Braithwaite, sowie zwei Background-Vocalistinnen. Sie nannten ihre Band „The Teenagers“. Peter spielte Gitarre und die anderen sangen schmalzige Love-Songs dazu. Schrecklich! Ich wollte sie gerade zum Tor bringen, als Peter meinte: „Hey Coxsone, one more song, mon!“ Okay, dachte ich, noch eine Chance….und was soll ich sagen, der Song war großartig! Sie nannten ihn ‚Simmer Down‘ und der Text wandte sich an die „Rude Boys“, halbstarke Gangster des Ghettos, die sich untereinander Straßenschlachten lieferten und die Ärmsten der Armen terrorisierten. Die „Rude Boys“ wurden verachtet und bewundert zugleich, denn sie waren in den Augen der Ghetto-Kids nicht nur Gewaltverbrecher, sondern auch Rebellen, die sich mit Macht gegen die ungerechte Gesellschaft auflehnten.

Der Song war genau das, wonach ich gesucht hatte: ein Song der Straße, rauh, authentisch und direkt. Ich veröffentlichte die Platte kurz vor Weihnachten 1963 und nannte die Band auf dem Label „The Wailing Wailers“. Bald wurden die „Wailing Wailers“ zur Kultband der gefürchteten „Rude Boys“ – und waren selbst ebenso gefürchtet. Ich baute sie immer mehr zu einer Star-Band auf, kaufte ihnen Bühnenkostüme aus Goldlamee und spitze Lackschuhe und schickte sie auf Tour durch die Sound-Systems. War eine großartige Zeit damals.

Rita Marley: Das war die Zeit, als ich Bob zum ersten Mal traf. Ich wohnte damals bei meiner Tante und sah Bob, Peter und Bunny täglich auf ihrem Weg ins Studio. Ich hatte schreckliche Angst vor ihnen aber andererseits war es mein größter Wunsch mit meiner Band, den „Soullettes“, ebenfalls im „Studio-One“ zu singen. Deshalb sprach ich sie eines Tages an. Bob verliebte sich sofort in mich, und ich verliebte mich in Peter. Als Bob dann aber eines Nachts vor einem untoten Geist, einem Duppy, fliehen mußte und durch mein Fenster geklettert kam, um bei mir Schutz zu suchen, entdeckte meine Tante ihn in meinem Bett. Wir beschlossen also zu heiraten.

Gegen Mitte der sechziger Jahre veränderte sich der Rhythmus des Ska allmählich. Fast eine halbe Dekade lang hatte der schnelle Ska-Rhythmus unseren Enthusiasmus über die Unabhängigkeit von Großbritannien widergespiegelt. Nun kam mit der Ernüchterung der langsame Rocksteady-Beat. Jamaika war arm geblieben, so wie wir auch – trotz unserer großen Erfolge im „Studio One“. Coxsone zahlte nämlich pro Song höchstens 15 Pfund Honorar. Und wenn man die Tantiemen für einen No.1-Hit einforderte, holte er statt seiner Brieftasche stets eine Pistole hervor, Junior Braithwaite verließ schließlich die Band und Bob fuhr mit mir aufs Land, nach Nine Miles, wo er geboren war. Wir hatten dort eine kleine Hütte und einen Garten. Traumhaft. Oft saßen wir beisammen und schrieben neue Lieder für Bob oder diskutierten über diese neue Religion, Rastafari, zu der Bob sich immer stärker hingezogen fühlte.

Danny Sims: Bob und den Wailers gelang es nicht mehr, Hits zu produzieren. Sie konnten sich mit dem Rocksteady nicht so recht anfreunden und gerieten langsam in Vergessenheit. Damals bin ich nach Jamaika gekommen. Ich wollte hier mit Johnny Nash unter preiswerten Bedingungen neue Songs für den amerikanischen Markt aufnehmen. An Reggae hatten wir gar nicht gedacht: Johnny Nash war ein Schlagersänger, der für ein weißes Publikum sang. Da wir aber immer auf der Suche nach guten Songs waren, lernten wir schließlich Bob kennen, der uns einige seiner neuen Stücke vorspielte. Wicked Stuff! Wir beschlossen, ihn, Peter und Bunny als Songwriter für Nash unter Vertrag zu nehmen.

Lee Perry: Ja, ihr habt ihn ausgesaugt, wie Vampire! Mit dem Resultat: Tralala. Hört Euch die Platten an, die ich mit ihm produziert habe, damals 1969/70. Pure Madness! Ich war im Begriff, die Welt zu erobern ¿ mit Reggae-Music! Mein Sound war eine Revolution. Er war mystisch, magisch, psychedelisch, hart und kompromißlos. Ideal für Bobs zähen, klagenden Gesang und die knappen, melodiösen Backgroundvocals von Bunny und Peter. Ich machte die Songs der Wailers zu Kunstwerken. Ich war ein Werkzeug in Gottes Hand und die Barrett-Brüder an Baß und Schlagzeug waren mein Werkzeug. Ihr Rhythmus war ultrahart und brachte die Insel zum Beben. Niemals werde ich es Bob vergessen, wie er sie mir gesteuert von der Macht des Bösen – wegnahm und der Wailers-Band einverleibte!

Chris Blackwell: Dein Sound war gut – in Jamaika. Aber die Welt verlangte nach etwas anderem! Ich wußte es, und als Bob eines morgens zu mir ins Büro kam, hatte ich es klar vor Augen: was die Welt brauchte, war ein Superstar aus der 3.Welt, einen Rebellen, der eine Revolution forcierte, wie sie von Jagger, Dylan oder Lennon versprochen, aber nie eingelöst worden war. Der frische, innovative Sound des Reggae konnte ein Vakuum füllen, das sich nach dem Abtritt der großen Rock-Legenden wie Jimi Hendrix, Janis Joplin , Jim Morrison gegen Ende der Sechziger aufgetan hatte.

Mir war klar, daß dies nicht mit dem Reggae eines Lee Perry oder Coxsone Dodd funktionieren würde, schließlich kaufen die Leute nur, was sie kennen – und das war Rock! So begann ich damit, Bob Marley konsequent zu einem Rockstar für ein weißes Publikum aufzubauen – woraufhin Peter und Bunny die Band verließen. Ich stimmte die Musik Marleys exakt auf die Hörgewohnheiten des lukrativen westlichen Marktes ab: Bob nahm seine Songs zwar in Jamaika auf, schickte die Bänder aber dann nach England, wo ich sie Rock-kompatibel „aufbereitete“, indem ich den Baß stark zurücknahm, Rockgitarren hinzufügte und den Rhythmus beschleunigte. Diese Reggae-Rock-Mischung war zwar keineswegs mehr repräsentativ für den Reggae in Jamaika bedeutete aber für die vom Glitter-Rock gelangweilte Szene die Erlösung.

Meine Rechnung ging auf: Bobs Alben wurden allesamt Bestseller. Mit der internationalen Akzeptanz der Musik Marleys sahen sich die Fans nun aber unvermittelt auch deren Inhalten gegenüber, die jedoch nicht wie die Musik auf die Hörgewohnheiten des weißen Publikums abgestimmt waren. Im Gegenteil, seine Songs handelten in Form der Rastafari-Metaphern von der Emanzipation der Schwarzen und standen in keiner Weise mit den Vorstellungen der weißen Hörerschaft Marleys im Einklang. Ich habe es deshalb selbst kaum geglaubt, was nun geschah: Marleys Inhalte wurden in den weltanschaulichen Kontext des Rock und seines Publikums überführt. Die Rockfans pickten ihnen wohlvertraute Signal-Begriffe wie „revolution“ oder „burning and looting“ heraus und begannen, sie ihren eigenen Bedürfnissen gemäß zu interpretieren.

LEBENSLAUF

Geboren am 6.Februar 1945 in Nine Miles/Jamaica; erste Plattenaufnahme „Judge Not‘ im Jahre 1961; sein erster Hit: ‚Simmer Down‘ (1965); am 10. Februar 1966 heiratet Bob Marley Rita; 1967 gründet er das ‚Wailin‘ Soul‘-Label und nimmt als ersten Interpreten Johnny Nash unter Vertrag; am 17.Oktober 1968 wird sein Sohn Ziggy geboren; die Wailers wechseln 1969 zu Produzent Lee ‚Scratch‘ Perry und seinem ‚Tuff Gong‘-Label; weltweiter Vertrag mit ‚Island Records‘ im Jahre 1973 und Veröffentlichung der Alben ‚Catch A Fire‘ und ‚Burnin“; mit ‚Natty Dread‘ gelingt 1975 der internationale Durchbruch; am 3.Dezember 1976 überlebt er einen Mordanschlag; am 11.Mai 1981 stirbt Marley an Lungenkrebs und Gehirntumor.

Es war paradox: während Marley von „Revolution“ sprach, dabei schwarzes Aufbegehren, Afrozentrismus und schwarzen Nationalismus meinte, verstand sein weißes Publikum unter „Revolution“ einen Akt des sozialen Widerstands gegen die Verdinglichung und die Leistungsprinzipien der technokratischen Gesellschaft, sowie einen pauschalen Affront gegen das bürgerliche Establishment.

Die Rastafari-Religion, der sich Bob immer weiter zuwandte, übte auf weiße Jugendliche eine besondere Faszination aus, denn Rasta verkörpert „Stolz“, „Überlegenheit“ und „Stärke“ – damit ließen sich Platten verkaufen. Vor allem aber war es der spezifisch religiöse Aspekt von Rastafari, der sich ideal den Bedürfnisse der westlichen, rationalistisch geprägten Gesellschaft anpassen ließ. Denn hier funktionierte Rastafari als esoterischer Zufluchtsort und als mythische Heilserwartung, die den Marley-Fans die Verwirklichung „alternativer“ Hippie-Utopien versprach. Marleys Rasta-Botschaft drang aus der exotischen und „ursprünglichen“ Ghetto-Welt zu ihnen und verkörperte eine ihnen selbst längst verlorengegangene Authentizität, Glaubwürdigkeit und Besinnung auf „wahre“ Werte. Marley erschien in der mythischen Verkörperung des „edlen Wilden“ als ein Prophet, der die Revolution und eine „bessere“, harmonische Welt versprach. Diese Welt war jedoch in Wirklichkeit das mythisch verklärte Afrika als Symbol der schwarzen Identität und besaß keineswegs sinngebende Qualitäten für eine „weiße“ Lebensrealität, weshalb Marleys Publikum den zentralen Punkt seiner Botschaft denn auch schlicht mißverstand. Wir hatten den „Mythos Marley“ geschaffen – und doch war er eigentlich nur ein großes Mißverständnis.

Don Taylor: You’re right man! Mich hat es damals fertig gemacht, daß wir unsere schwarzen Brüder in den USA mit unserer Botschaft gar nicht erreichten. Die hörten nämlich „botschaftsfreien“ Funk, Soul und Disco, während sich statt dessen die weißen Kids in Scharen mit der eigentlich an Schwarze gerichteten Befreiungsmessage identifizierten. Ich, als Bobs Manager, wußte das, doch die anderen haben auf Jamaika kaum etwas davon mitbekommen. Wir wohnten alle in Bobs „Island-House“ auf der Hope-Road Uptown, spielten den ganzen Tag Fußball und lungerten im Garten mit diversen Groupies herum.

Damals geschah es auch, daß Bob beim Fußballspielen in einen rostigen Nagel trat und sich die schreckliche Wunde in den Fuß riß, die dann nicht mehr heilen wollte. Draußen hingegen wütete der Krieg! Die politischen Parteien hatten sich Gunmen angeheuert, die in der Zeit vor den Wahlen die Straßen Kingstons in ein Blutbad verwandelten. In dieser Situation entstand die Idee, ein Friedenskonzert zu veranstalten, um die erhitzten Gemüter abzukühlen. Ich arrangierte es so, daß Bob Marley und die Wailers der Hauptact sein würden. Kurz nachdem wir das bekannt gegeben hatten, rief Michael Manley die Wahlen für zwei Wochen nach dem Konzert aus. Das war fatal, denn nun wirkte es so, als würden wir Manley unterstützen. Es wurde plötzlich brenzlig an der Hope-Road. Zwei Tage vor dem Konzert war es dann soweit, es trat das ein, womit jeder im Haus insgeheim gerechnet hatte: Ich stand mit Bob und dem Gitarristen Don Kinsey in der Küche. Bob hielt mir einladend eine Grapefruit entgegen. Ich streckte den Arm aus und wollte gerade zugreifen, als Schüsse durch die Luft pfiffen und sich durch meinen Arm bohrten.

Plötzlich waren Schüsse und Maschinengewehrsalven von überall her zu hören, Glas splitterte, Türen wurden krachend aufgetreten und Querschläger zischten durch die Luft. Im Garten wurde Rita von einer Kugel am Kopf getroffen und fiel ohnmächtig zu Boden. Die Freundin von Don Kinsey sah einen etwa 16jährigen Gunman mit gezücktem Revolver in den Raum stürzen, der dann seine Trommel ziellos leerschoß. Ich hingegen sah einen maskierten Gunman auf Marley, Kinsey und mich feuern. Ich stand mitten in der Schußlinie – die Hand immer noch nach der Grapefruit ausgestreckt. Ich spürte nur noch wie mich Schüsse in Rücken und Beine trafen ¿ dann fiel ich bewußtlos zu Boden. Später erzählte man mir, daß Bob zwei Schüsse in die Schulter abbekommen hatte.

Cedella Booker: Oh Jesus, es war schrecklich! Ich war ja nicht dabei, ich lebte ja mit meinem zweiten Mann in Amerika. Aber als ich von dem Attentat auf meinen Sohn hörte, fuhr ich sofort los, um ihm beizustehen. Trotz seiner Verletzung und den Schmerzen ist er zwei Tage später auf dem Friedenskonzert aufgetreten und hat die Politiker dazu gebracht sich die Hände zu reichen. Doch diese Teufel hatten den

Frieden nicht in ihrem Herzen; zwei Wochen später schossen sich die Menschen wieder gegenseitig tot. Meinen Sohn hat dies tief betrübt, er wurde gar nicht mehr richtig froh. Erst als er später, ich glaube es war 1979, mit seinem Album „Survival“ in Afrika diesen großen Erfolg hatte, blühte er wieder auf. Sein Lied „Zimbabwe“ wurde dort zur Hymne des Befreiungskampfes. Er hatte das Gefühl, nun endlich verstanden worden zu sein. Seine Musik war auch nicht mehr so wild. Kein „Rock“ oder so. Er spielte jetzt so, wie es ihn glücklich machte. Aber sein neuer Frohsinn war schnell verflogen. Seine Wunde am Fuß machte ihm weiterhin zu schaffen. Ich sagte immer zu ihm: ‚Bob, geh zum Arzt‘, aber er wollte nicht hören…

Es war schrecklich: mein Junge hatte Krebs, Metastasen wucherten rund um die Wunde am Fuß. Der halbe Fuß sollte amputiert werden, doch Bob weigerte sich. Gott schickte uns Dr. Issels aus Deutschland. Daß der liebe Doktor einmal ein Nazi-Arzt gewesen sein soll, kann ich nicht glauben er war so nett. Wir lebten einen Winter lang in seiner verschneiten Klinik in Bayern. Im Februar 1981 kamen alle Bandmitglieder der Wailers nach Bayern und feierten mit Bob seinen 36.Geburtstag. Im gleichen Monat verlieh die jamaikanische Regierung ihm den „Order Of Merit“, der es meinem Sohn nun erlaubte, sich „The Honorable Robert Nesta Marley“ zu nennen. Er verlor rapide an Gewicht. Am 3. Mai 1981 untersuchte der Doktor ihn zum allerletzten Mal.

Rita und ich flogen mit Bob daraufhin nach Miami, um ihn von dort aus zum Sterben in seine Heimat Jamaika zu bringen. Er sollte seine letzte Reise jedoch nicht beenden. Am 9. Mai 1981 verstarb er um 11.30 Uhr in einem Krankenhaus in Miami.

Ja, das ist nun fast 14 schreckliche Jahre her – in denen alle nur das Geld von Bob haben wollten. Du, Danny Sims, bist vor Gericht gezogen, weil angeblich dein Songwritervertrag mit Bob verletzt wurde und Du, Rita, hast sein Testament gefälscht. Ja und Du, Blackwell, verdienst immer noch gut an Bobs Platten und ärgerst Dich, daß Ziggi nicht bei Dir unter Vertrag ist. Nur ich, seine Mutter bekomme nichts!

Aber wartet nur…

DISCOGRAPHIE THE WAILING WAILERS AT STUDIO ONE (Sampler, Dreadbeat 1994); SIMMER DOWN AT STUDIO ONE (Sampler, Dreadbeat 1994); SOUL REVOLUTION 1 & 2 (Sampler mit Lee Perry-Produktionen, Trojan 1988); CHANCES ARE (Sampler mit Danny Sims-Produktionen, Atlantic 1982); THE UPSETTER RECORD SHOP PART 1/2 (Sampler mit weiteren Lee Perry-Produktionen, Esoldun 1992); CATCH A FIRE (Marleys Major-Debüt, Island 1973); BURNING (Island 1973); NATTY DREAD (Island 1974); LIVE! (Island 1975); RASTAMAN VIBRATION (Marleys meistverkauftes Album, Island 1976); EXODUS (Aufgenommen im britischen Exil, Island 1977); KAJA (Marleys sanfte Seite: Love-Songs aus den Exodus-Sessions, Island 1978); BABYLON BY BUS (Live-Mitschnitte, Island 1978); SURVIVAL (Marleys „afrikanischstes“ Album, Island 1979); UPRISING (Sein letztes Studio-Album, Island 1980); CONFRONTATION (Sampler mit unveröffentlichten Songs der späten Siebziger, Island 1983); LEGEND (Best Of, Island 1984); REBEL MUSIC (Sampler mit frühem Material, Island 1986); TALKIN’BLUES (Unveröffentlichte Aufnahmen und Interview-Mitschnitte, Island 1991); SONGS OF FREEDOM (4-CD-Box mit allen wichtigen Aufnahmen und Booklet, Island 1992); LEGEND 2 (Zweiter Teil des 84er-Samplers, erscheint nach im Mai 1995 bei Phonogram)