Blockflöte, Cello und Pisse – Schnipo Schranke im Interview


Schnitzel und Pommes mit Ketchup und Mayonnaise, kurz: Schnipo Schranke. Nicht nur der Name der Band, eigentlich alles an ihr besitzt diesen leicht verstörenden Wiedererkennungswert. Wir haben uns dem Untergang aller Sittsamkeit gestellt.

Du hast Blockflöte studiert?

FRITZI: Ja, lass mich in Ruhe! Hauptfach Blockflöte!

FRITZI: Menno. Also insofern war das Schlagzeug nach dem Klavier die totale Erlösung für mich, weil ich da ganz unbefangen rangehen konnte.

DANIELA: Ich habe Cello studiert und feiere gerade unseren neuen Synthesizer, weil du beim Cello so viel Engagement und Zeit benötigst für einen winzigen Effekt, der im Grunde keine Sau catchedBeim Synthesizer drückst du dagegen nur auf eine Taste und es geht ab! Das war so traurig beim Studium, weil ich da so viel Mühe reingesteckt habe und letzten Endes sitzen dann drei halbtote Greise in der ersten Reihe und klatschen in Zeitlupe – ganz furchtbar. Nicht mal meine Eltern waren stolz auf den Scheiß. Jetzt aber schon, wo ich den Synthesizer habe!

Das Video zu „Pisse“ wurde wegen explizitem Penis-Content gesperrt auf YouTube. Übrig blieb der Track, zu dem man einfach nur das Cover der KEINE BEWEGUNG-Compilation sieht. Aber selbst das hat fast 200 000 Klicks. Muss man fürchten, dass der Song bigger ist als die Band?

FRITZI: Das wird sich jetzt mit der Platte zweifelsfrei zeigen.

DANIELA: Sollte sich rausstellen, dass der ganze Hype sich wirklich nur um dieses eine Stück drehte, ist’s dann ja eh gewesen.

FRITZI: Können wir nach Hause gehen.

DANIELA: Aber was soll’s? Wir haben nichts zu verlieren, nur weil wir hoch gestartet sind.

https://vimeo.com/101536315

 

Die Gefahr, dass Schnipo Schranke einfach untergeht, scheint mir gar nicht wahrscheinlich. Dafür sind die Alleinstellungsmerkmale zu markant. Allein dass ihr so ungeahnte Frauenrollen in Pop und Indie besetzt und dieses ständige Proklamieren einer eigenen, freien, ja, schmutzigen Sexualität – das zieht erfahrungsgemäß viele Interessenten an. Man denke nur an „Feuchtgebiete“. Habt ihr diesen Kink bewusst zum Prinzip erhoben? Auch außerhalb von „Pisse“ fallen bei euch Buzzwords wie „Runterholen“, „Drei Tage Muschi“, „Oben ohne an der Cocktailbar“?

DANIELA: Mach dich mal frei davon, dass das alles ausgedacht ist, so reden wir privat auch. Warum dann nicht in unseren Songtexten?

FRITZI: Bei den ganzen Rappern wundert solch eine Sprache niemand.

DANIELA: Ich bin schon zu Grundschulzeiten mit meinem Fäkalhumor angeeckt. Deshalb haben Fritzi und ich uns auch so schnell gefunden – weil wir diesen zentralen Aspekt teilen. Ich würde so was gern hören, mich unterhält das – und weil sonst keiner liefert, haben wir uns das jetzt gekrallt.

Hast du denn wirklich das Handy mit den Arschbacken gehalten, wie bei „Pisse“ verlautbart?

DANIELA: Nee, das nicht.

FRITZI: Weiß man gar nicht, ob das geht.

DANIELA: Aber Fürze angezündet!

Stinken spielt überhaupt eine große Rolle in euren Texten. Was ist eure Haltung zum Gestank?

DANIELA: Dazu kann ich sagen, dass ich seit Passau nicht geduscht habe – und da waren wir vor sechs Tagen. Es kommt aber auch immer drauf an: Ich mag es, wenn ich stinke und ich mag es, wenn Fritzi stinkt.

(Fritzi guckt entsetzt)

DANIELA: Wenn Leute, die ich mag, stinken, finde ich das gut.