Basse im Magen: Dub Syndicate


HAMBURG. Marihuana-Schwaden waberten schon durch die „Fabrik“, als sich das Dub Syndicate daran machte, die ehemalige Werkhalle in eine brodelnde Dancehall zu verwandeln. Sichtlich entspannt und gesegnet mit einem Improvisationsvermögen, das sonst nur versierte Jazzer vorweisen können, ließ ihr Gig die benebelnd-warme Luft vibrieren und hatte auf die gut 500 Fans deutlich euphorisierende Wirkung.

Live gemixt von Mischpult-Hexer Adrian Sherwood, der sein Industrial-Dub-Label „On-U Sound“ eigentlich vor Jahresfrist einstellen wollte, durchwanderten Style Scott, Skip McDonald & Co die Tiefen der Hallkammer und loteten sichtlich vergnügt bei besonders baßlastigen Passagen die Belastbarkeit der Publikumsmägen aus.

Für Ernüchterung sorgte dann Roots-Sänger Bim Sherman. Zwar muß seine samtweiche Stimme nach wie vor keine Konkurrenz fürchten, doch die predigenden Rasta-Songs des Jamaikaners wirkten dünn und blutleer. Begleitet vom nimmermüden Dub Syndicate, dem der nur noch verhalten agierende Sherwood nun deutlich die Dub-Zähne gezogen hatte, spulte Sherman sein Programm herunter, ohne bleibende Eindrücke zu hinterlassen.

Anders Gary Clail. Hatte der britische Industrial-Dance-Pionier im letzten Jahr noch einen nur vom DAT-Rekorder begleiteten Kurz-Set abgeliefert, so ging er nun mit kompletter Band über die volle Distanz. Klug mischte er Songs der aktuellen CD „Dreamstealers“ mit alten Hits und sah erstaunt, daß seine düsteren Gegenwartsanalysen das Publikum in einen Tanz-Mob verwandelten.

Summa summarum ein langer Abend mit (vielen) Höhen und (wenigen) Tiefen, der vor allem eines deutlich machte: On-U Sound lebt!