Balbina im Kurz-Interview: „Das Visuelle ist die Haut meiner Seele“
Ein Gespräch über Artwork, Streicherarrangements, physische Tonträger und frühe Kindheitserlebnisse.

Auf deinem neuen Album ist einmal mehr das Filmorchester Babelsberg zu hören. Wie wichtig ist dir Opulenz?
Balbina: Ich bin überaus froh und dankbar, dass ich mittlerweile seit mehreren Jahren regelmäßig mit dem Filmorchester Babelsberg zusammenarbeiten darf. Für mich sind Streicherarrangements das schönste Klangerlebnis, das die Musik zu bieten hat. Daher empfinde ich es als großes Privileg, diese wunderbaren Instrumente einsetzen zu können und mit ihnen gemeinsam aufzutreten. Natürlich bleibt dies stets eine Frage der Machbarkeit, doch wäre es nach mir gegangen, würde ich jede Art von Projekt, das ich gestalte, immer mit einem Orchester umsetzen – idealerweise mit meinem Lieblingsorchester, dem Babelsberger Filmorchester.

Das Album kommt nicht auf Vinyl oder CD heraus, stattdessen als aufwendiges 260-seitiges Magazin mit QR Code. Ist der physische Tonträger deiner Meinung nach tot?
Der physische Tonträger ist zwar nicht tot, aber die Definition, wie er gestaltet ist, hat sich fundamental verändert – er hat einen anderen Stellenwert als vor zehn Jahren. Ich betrachte mein visuelles Album tatsächlich als eine Art Tonträger, denn alle Texte sind darin hinterlegt. Gleichzeitig führt der QR-Code darauf direkt aber auch symbolisch zu allen digitalen Formaten. Ich schließe aber nicht aus, jemals wieder eine Vinyl oder CD zu produzieren.
Du bist im Alter von drei Jahren mit deinen Eltern von Warschau nach Berlin übergesiedelt. Inwiefern setzen frühe Kindheitserlebnisse bis heute den Ton für dein Werk?
Es ist faszinierend, wie tief eine Kränkung in uns verankert sein kann, und ich habe lange mit mir gerungen, darüber zu sprechen. Denn ich betrachte es als Privileg, hier in Deutschland als Migrant angekommen zu sein. Dies würde ich niemals infrage stellen, und ich fühle mich keineswegs abgelehnt – im Gegenteil, viele Türen wurden mir hier geöffnet. Dennoch hat es eine lange Zeit gedauert, diesen Punkt zu erreichen, und der Weg war voller Herausforderungen. Einen Teil dieser Herausforderungen und Traurigkeiten thematisiere ich in meinem Song „Zwischen 2 Welten“, in dem ich zum ersten Mal musikalisch mit einer Emotionalität konfrontiert werde, die ich nicht kontrollieren kann.
Artwork und Style spielen eine große Rolle bei dir. Wie lange machst du dir im Vorfeld einer Veröffentlichung Gedanken um dein visuelles Image?
Das Visuelle spielt seit jeher eine zentrale Rolle in meinem Leben, denn es ist die Haut meiner Seele. Über Inszenierung gestalte ich die Welt in vollem Umfang, passend zu meiner Musik und meiner Person. Ich empfinde es als bemerkenswert, wenn Dritte mein visuelles Konzept als mangelnde Authentizität wahrnehmen, denn für mich ist es der tiefste Ausdruck meines Wesens, den ich nach außen spiegle.
Am 16. Mai 2025 ist mit INFINITY TUNES das neue Album von Balbina erschienen.