bärner changsongs
Man kannte sie aus den Gassen von Bern: Drei Musiker, die immer wieder Passanten aufhielten und sich deshalb auf den Bandnamen Stop The Shoppers einigten. Was die Aufmerksamkeit erregte, war ein Trio, das mit hervorragender Technik Dialekt-Rock spielte, der mit der sprichwörtlich gemütlichen Szene recht wenig am Hut hatte: jazzig nervöse Klänge mit bissigen Texten zum müden Alltag der Bundeshauptstadt. Mit diesem Programm eroberten sie zahllose Bühnen und gaben schließlich unter dem programmatischen Titel „Ornig im Land“ ihr Debütalbum heraus.
Seither sind drei Jahre verstrichen, und die Shoppers haben Zuwachs erhalten. Zum Basis-Trio stieß der Keyboarder Christian Brantschen, den man von seiner Arbeit mit Züri West, Phon Roll und B Goes kennt. Und nun kommt das neue Album „Kurt“, das einen deutlichen Richtungswechsel dokumentiert — wie es schon ihr Beitrag zum „Matter Rock“-Sampler angedeutet hatte.
Die „Shoppers“ haben sich wegbewegt von vertrackten Funk-Grooves hin zu ebenso vertrackten Chansons in der Art von Weill und Waits. Ein bewußter Schritt? Gitarrist und Sänger Schmidi Schmidhauser: „Eigentlich nicht, das passierte völlig unbewußt. Wichtig war unsere letzte Tour: Wir sind mit verschiedenen Berner Troubadouren auf Tournee gegangen, und das hat uns sehr beeinflußt. Da wird deine Musik fast zwangsläufig melodiöser, du schreibst plötzlich Lieder. Wir haben das Publikum oft vor den Kopf gestoßen, und das werden wir auch weiterhin tun, vor allem in unseren Konzerten. Da werden wir ein breites Spektrum abdecken, kreuz und quer durch alle Stile. Die neue Platte tönt anders, was an veränderten Produktionsbedingimgen liegt: Bei der ersten LP haben wir einfach im Studio ein Konzert gegeben und live reingehackt; dies ist dagegen ein ausgefeiltes Studioalbum.“
„Kurt“ enthält also nicht mehr den Amphetamin-Punk-Funk früherer Tage, sondern Berner Chansons der Moderne, mit reichlich Widerhaken und genauso bissigen und witzigen Texten wie früher. Für Abwechslung ist gesorgt: von Swing („Dr Held“) und Weillschem Liedgut bis hin zur Ballade über den langsamen Cowboy (englisch: lonesome Cowboy) und der WG-Hymne „WG Pongo“; dazu kommt eine farbige Instrumentierung mit Slide-Gitarren, Bläsern, Banjo, akustischem Bass und fein arrangierter Perkussion. Wer also gern über den helvetischen Durchschnitt hinaushört, wird mit „Kurt“ bestens bedient.