Konzertbericht

Badmómzjay live in Berlin: Sauberer Rap ohne Trickserei


Badmómzjay gab ein Konzert zur Premiere ihres zweiten Album SURVIVAL MODE und performte dafür ältere Hits bis neuere Banger.

Im Rahmen der Veröffentlichung ihres zweiten Albums SURVIVAL MODE gab Badmómzjay am Donnerstag (23. November) ein Konzert im RSO.Berlin. Dies fand in Zusammenarbeit mit der Telekom statt, mit der die Rapperin zurzeit eine gemeinsame Kampagne hat. Ein kleiner Sidefact, der allerdings für diesen Konzertbericht zu beachten ist. Auf solchen Events sind meist nicht nur ausschließlich Fans anzutreffen und dies machte sich in der Stimmung hier und da leider auch bemerkbar. Badmómzjay dagegen rappte fehlerlos und sauber — und das ohne jegliche hintergründige Unterstützung durch Sänger:innen oder Playback. Die Rapleistung der 21-Jährigen erinnerte an Legenden der deutschen Szene.

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Zu kleiner Raum für Kameras

Bereits vor Konzertbeginn versammelten sich die Massen vor der Bühne. Jeder versuchte so weit vorne stehen zu können wie möglich, um einen guten Blick auf die bevorstehende Show zu haben. Das war nicht ganz so einfach. Zum einen können natürlich nicht alle Anwesenden ganz vorne mit dabei sein und zum anderen, weil auch zahlreiche Fotograf:innen und Kameramänner/-frauen durch die Locations schlenderten, um später den besten Shot mit der Künstlerin zu bekommen. Dementsprechend fing alles ziemlich kuschelig eng und chaotisch an. 

Wohlgemerkt hätte man ebenfalls zu den hinteren Plätzen gehen können, denn ab der Mitte des Saals wurde dieser ein wenig leerer. Allerdings befand sich in der Mitte des clubgroßen Raumes ein kleines Podest mit einer riesigen Kamera. Diese sollte das Konzert in einem Livestream übertragen. Eine schöne Idee für all diejenigen, die kein Ticket ergattern oder sich vielleicht auch keins leisten konnten — schließlich sind Konzerttickets mittlerweile so kostspielig geworden, dass sich viele Menschen diese überhaupt nicht mehr leisten können. Die Kamera bzw. das Podest war jedoch störend für einige, die sich weiter hinten in der Crowd befanden. Dementsprechend kann man es den Zuschauer:innen nicht verübeln, dass alle versuchten sich in die vorderen Reihen zu dängen. Dann startete das Konzert weniger mit einem „Baam“, aber dafür zunächst sentimental.

Badmómzjay lässt ihre Fans zu Wort kommen

Bevor die Rapperin die Bühne betrat, wurde der Showbeginn durch Sprachnachrichten eingeläutet. Zu hören waren verschiedene Fans, die sich bei Badmómzjay für ihre harte Arbeit und das Einstehen für marginalisierte Gruppen bedankten. Stimmen, die erklärten, weshalb und wie wichtig ihnen die Rapperin und ihre Musik sind. Dann betrat die Frau des Abends mit dicken Bässen und Ansage die Bühne. Mit dem Titelsong des zweiten Albums SURVIVAL MODE machte Badmómzjay klar: Ich bin da und ganz bestimmt nicht mehr so schnell wieder weg! Und das buchstäblich und metaphorisch. Was sichttechnisch für einige zur Enttäuschung führte, machte der Sound wieder wett. Dieser war feindefiniert und ließ den Beat und den Rap im ganzen Raum so klingen, als würde man in der ersten Reihe stehen. Dies war allerdings nicht nur der Technik zu verdanken.

Badmómzjay rappte den Track clean, schnell und betont runter. Man war kurz verunsichert, denn ihre Stimme und Aussprache waren so klar, als würde man sich gerade die Studioaufnahme des Tracks und keine Liveperformance anhören. Doch der Auftritt war live durch und durch. Die nach eigenen Angaben gebürtige Berlinerin hatte weder Playback noch Vocals, die leise im Hintergrund spielten. Es waren nur das Instrumental und sie zu hören. Wenn man zusätzlich bedenkt, dass sie erst Ende 2022/Anfang 2023 ihre erste eigene Solo-Tour gab und damit nicht jahrelange Übung darin hat, war es wirklich zum Erstaunen. Nicht nur sie selber war dabei textsicher, denn die Fans missten keinen Einsatz und sobald das Mikro in ihre Richtung ging, wurden wie eingeübt harmonisch die Lyrics mitgerappt. Dies galt jedoch nicht für alle Anwesenden.

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Das Publikumsmeer spaltet sich 

Wer genau dort Fan und wer wahrscheinlich beruflich anwesend war, wurde schnell ersichtlich. Vielleicht lag es an der Raumgröße oder daran, dass es kein „normales“ Konzert per se war, sondern ein Livestream-Event. Doch wir hatten einerseits die tanzenden und mitrappenden Fans, die die Stimmung zum Übersprudeln brachten und andererseits viele verlorene Seelen. Menschen, die das ganze Konzert über geredet, telefoniert oder sich darauf konzentriert haben, mit dem Handy die gesamte Performance abzufilmen. Letzteres kann man weniger übel nehmen, schließlich waren, wie gesagt, viele beruflich vor Ort oder wahrscheinlich als Influencer eingeladen.

Was allerdings nicht auf Shows in Ordnung ist — egal, ob beruflich oder privat — ist kontinuierlich mit seiner Begleitung zu sprechen, sodass andere Monologe der Rapperin kaum verstehen können. Genauso wenig sollte man darüber genervt sein, dass Konzertbesucher:innen tanzen. Gerade bei kleineren Räumlichkeiten kann er vorkommen, dass man beim Tanzen an die nebenstehende Person stößt. Solange dies allerdings nicht absichtlich passiert und eine Entschuldigung folgt, sollte man wenig empört darüber sein. Man befindet sich schließlich auf einem Konzert und nicht in der Bibliothek. Unabhängig davon, was man von der Musik hält, sollte man beachten, dass es auch schön ist, wenn Leute gerade live zu ihren Lieblingsliedern feiern können. Dies taten auch viele, denn nicht nur Badmómzjay-Fans konnten sich darüber freuen, ihr Idol zu treffen.

Gastauftritte über Gastauftritte

Egal, ob man zur Rapperin durch ihre Durchbruchsingle, ihr Debütalbum oder die letzten Single-Auskopplungen kam, keiner wurde enttäuscht. Die Musikerin performte Tracks wie „Move“ oder „Bounce“ aus den ersten Jahren ihrer Karriere. Von Titeln wie „Mal Mehr Mal Weniger“ aus ihrem Debütalbum BADMÓMZ zu ersten unveröffentlichten Tracks aus ihrem nun erschienen zweiten Album. Sie rappte sogar Lieder, auf denen ihr Part das Feature ist und holte sich dafür auch die dazugehörigen Künstler:innen auf die Bühne. Wer Badmómzjay bereits länger mitverfolgt, weiß, dass sie seit Anfang an eine kleine musikalische Familie, bestehend aus Stammproduzenten Jumpa und ihren Songwriter und Rapper Takt32, um sich hat. Letzterer kam für gleich mehrere Tracks vorbei und performte mit ihr gemeinsam neben all ihren Songs auch seine Singles wie „Irgendwie Egal“. 

Die musikalische Unterstützung an dem Abend konnte sich auch sehen lassen, denn fast jeder Featurpartner mit dem Badmómzjay zusammengearbeitet hat, war anwesend und gab seinen jeweiligen Part zum Besten: Juju, Kool Savas, Vito und Domiziana. Eine Rap-Party, bei der man kaum wusste, wer sauberer und schneller servierte. Neben Highs gab es auch Downs — im sentimentaleren Sinne. Badmómzjay zeigte durch Tracks wie „How To Survive“ auch ihre verletzliche Seite und ließ durch „Supernova“ im Publikum einige Tränchen fließen. Sie selbst hatte keine Probleme, neben einer selbstbewussten auch ihre menschliche Seite zu zeigen. Sie vergießt selbst ein paar Tränen und erklärt vor ihrem neuen Track „Nur für die Storys“, sie habe Angst den Text zu verhauen.

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Auch wenn einige beruflich anwesend waren und viel Wert darauf gelegt wurde, Content für Social Media oder Redaktionen zu sammeln, gab Badmómzjay keine Sekunde weniger Qualität. Sie schenkte ihren Fans Aufmerksamkeit und performte genauso hochwertig als sei es eine Tourshow gewesen.