Apparat


Als Jugendlicher stieg Sascha Ring in die verlassenen Industriebauten seiner Heimatstadt Quedlinburg ein, weil ihn deren Ästhetik so sehr begeisterte. Heute ist er als Apparat einer der meistgeschätzten elektronischen Musiker Deutschlands.

Die erste Musik, die ich hörte …

Pink Floyd – Dark Side Of The Moon

Mein Vater war selbst Musiker und spielte in den 80er-Jahren in Coverbands. Oft saßen wir im Keller, und er baute Boxen oder lötete am Verstärker. Ich blätterte gerne seine Plattensammlung durch, und habe davon vor allem dieses Album vor Augen, natürlich in erster Linie wegen des Covers. Mein Vater hatte davon eine Version, die bei Amiga, also dem DDR-Pop-Label, erschienen war. Später verweigerte ich mich Pink Floyd dann. Erst vor fünf, sechs Jahren fing ich an, mich durch seine Sammlung zu hören. Nicht nur Pink Floyd, auch Roxy Music und so. Letztens war ich bei ihm und wollte mir all diese Platten mal krallen, aber leider sind die nicht mehr existent.

Meine erste selbst gekaufte Platte war …

V.A. – in Order To Dance 5

In meiner Heimatstadt Quedlinburg, gab es nur einen Plattenladen, wo man Sachen bestellen konnte. Man musste sich als Techno-Fan also erst mal Zugang zu solcher Musik beschaffen. Der Mailorder Hardwax hat Kleinstädtern wie mir das Leben gerettet. Die Beschreibungen in den Katalogen waren herrlich blumig: „Noisy distorted Acid mit Detroit-Feeling“ und so. Wenn die Pakete kamen, war das ein Gefühl wie Weihnachten mit acht Jahren. Ich fing den Postboten ab, peste hoch in mein Zimmer und legte den Inhalt sofort auf meinen hart erarbeiteten Plattenspieler. Aber die erste Platte, die ich mir kaufte, war doch eine aus erwähntem Laden, und zwar In Order To Dance 5. Ein Sampler mit viel Detroit-Techno drauf. Dieser monoton deepe Kram gefiel mir sehr gut – einen der Songs, „Rushed“ von Carl Craigs Projekt 69, lege ich heute noch auf.

Als wir mit Moderat um die Welt tourten, hörte ich …

Jonsi & Alex – Riceboy Sleeps

Wir frühstückten 2009 mit Moderat in drei Monaten die ganze Welt ab. Einmal rund um den Globus. Im Jahr danach machten wir genau das Gleiche noch mal, nur auf Festivals. Für mich war das die erste Erfahrung mit Musikern auf der Bühne, vorher zog ich meine Laufbahn als Autist durch. In den privaten Momenten habe ich mich allerdings meistens zurückgezogen. Da saß ich dann mit Kopfhörern im Tourbus und hörte Musik, vor allem Jonsi & Alex. Das ist wunderbar stimmungsvoller Ambient. Komplett organisch, ohne Beats, nur ein Klangteppich, auf den man sich drauflegen kann. Die Platte wurde damals überhaupt nicht beworben und ging leider ein wenig unter.

Als wir in Mexiko an The Devil’s Walk arbeiteten, hörten wir …

Cocteau Twins – Heaven or Las Vegas

Wir waren zu dritt in Mexiko – mit Josh von Telefon Tel Aviv und dessen Kumpel Fredo. Dann war noch Jörg dabei, mein Drummer. Wir arbeiteten in Sayulita, einer kleinen Stadt an der Westküste, wo wir so etwas wie ein Bandcamp errichteten. Wir fingen dort an, vor allem 80er-Jahre-Musik zu hören. Ich glaube, Josh war es, der mich auf die Cocteau Twins brachte. Ich stand sofort total auf dieses Dreamige. Vor allem aber besitzt die Band eine Soundästhetik, die man nach drei Sekunden erkennt. Das interessiert mich auch als Produzent. Es ist zunächst einmal schwierig, diesen Wiedererkennungswert zu schaffen. Aber vor allem ist es nicht einfach, in diesem Rahmen zu bleiben, und sich gleichzeitig weiterzuentwickeln.

Ein aktueller Popsong, den ich gerne höre …

Lykke Li – I Follow Rivers (Magician Remix)

Ich muss sagen, dass ich kein Radio höre und auch keine Charts durchlese, weil mich das nur deprimiert. Pop ist also eher Passiv-Input für mich, eine Sache, die ich im Vorbeigehen mitbekomme. Der letzte Popsong, der mir nicht auf den Sack ging, war dieser Lykke-Li-Remix. Ich finde es immer noch ein kleines Wunder, dass der populär geworden ist, weil der zwar nach Pop-Regeln spielt, aber keine Trommelwirbel oder Eurodance-Synths oder ähnlichen Blödsinn benutzt. Ein gut gemachter Remix, den auch Underground-DJs auflegen könnten. Schön, dass Leute offenbar auch Musik hören, die nicht total nervig ist. Man muss sie nur damit in Kontakt bringen!