And You Will Know Us By The Trail Of Dead


Wenn einem so viel Direktes widerfährt, dann ist das eine Religionsausübung wert: eine Naturgewalt aus Texas.

Ihnen ist das Meer gewogen. Und auch der Himmel gehorcht. Blind. Sie sind Wolkenmacher. Donnergötter. Sturmbläser. Die Erde ist ihnen Untertan, ihr treuester. Sie treten los, und du sollst es spüren. Ganzleibig. Ein Erdplattenverschiebung bleibt für jeden theoretisches, kaum vernehmliches Knirschen, wer nicht selbst schon zwischen den Kanten geklemmt hat. Blitze erschließen sich nicht den Augen. Gib du den Ast, den höchsten Mast, Babyloniens Turm, leite ab und durch dich durch. Elektrizität vom Schlage nackter Gewalt. Naturgewalt. Pur und, es lässt sich doch nicht leugnen, unbeschreiblich schon. Ist da noch ein ungläubiger Thomas? You will know them by the trail of dead, baby! Zugegeben, selten hat einer mit entschlossenerem, raffgierigerem Griff in die Bandnamen-Kiste gelangt. Doch wer unter so symbolschwangerem Vorzeichen die fünf größenwahnsinnigen, großmäuligen und allerlei Mystisches zusammenraunenden Texaner schon in den Wind geschrieben hatte, muss in der phongewaltigen Livedarbietung ihres Spiels mit den Gewaltigkeiten so physisch wie Faust in Magen erfahren, dass diese Götter zwar so manches Opfer annehmen. Nur Ignoranz wird nicht akzeptiert. Die wird aber wohl auch keiner mehr als Schild vor seine Wahrnehmung halten können, wenn ihm so viel Direktes widerfährt. …Trail Of Dead lösen live eins zu eins ein, was ihnen nachgesagt wird, schüttelt man das ganze Blumige und den zu fetten Barock ab. Was bleibt, ist Kultmusik im jenem Sinne, den wir, wollen wir ihn unverwässert lesen, heute im Nachschlagewerk suchen müssen. Da steht nämlich: „Kult: Verehrung, Form der Religionsausübung; auch für übertriebene Verehrung“ Ja! Ja! DAS HIER IST KULT! Und unsere Verehrung ist selbstverständlich und hoffentlich übertrieben. Anders ist nicht zu erklären, dass wir in all dem Lärm, den die Texaner auf der Bühne zusammendreschen, größte Anmut zu erkennen glauben. Dass uns das offensichtlich bis an körperlichen Schmerz (Gesichtszüge entgleisen zu schweißnassen Ekstase-Fratzen!] heranreichende Tribal-Geballer des Trommel-Zweiers ausgerechnet in den Momenten der nimmer endenden Wiederholung von schnellen Schlägen als die in der heutigen Rockmusik größte Ausprägung von Dynamik erreicht. Und wir erkennen in den verschachtelten Kompositionen, in den minütlichen Aufzügen und Abgängen von Intros, Outros, Breaks, Fingerpickings, Riffkaskaden und sonstigem Spektakel den Vollzug von Plänen derer, die in überirdischen Steuerzentralen ihre mächtigen Dienste versehen. Was würde wohl nur mit uns geschehen, wenn …Trail Of Dead eines Tages auch noch auf die Idee kommen würden, ihre kompletten Alben, all die Pink-Floyd’schen bis Bachschen Anmaßungen, Kinder- und Mövenschreie inklusive, live zur Aufführung zu bringen? Nun. es könnte sein, dass wir uns abwenden, um uns, „Artrock-Scheiß“ grummelnd. draußen an der Bar noch ein Bier zu bestellen.

www.trailofdead.com