Alt werden mit Rap


Die Jungen räumen die Alten weg – selbst im HipHop hat diese uralte Rock‘n‘Roll-Regel keine Geltung mehr. Mit dem Filmdenkmal „Straight Outta Compton“ hat die Legendenbildung auch den Mainstream erreicht. Hierzulande ist das Erwachsenwerden im Rap allerdings noch ein wenig kompliziert.

Diese Verbindung hat es hierzulande nie gegeben. Wer sich in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren der aufkommenden HipHop-Bewegung anschloss, der verstand das zumeist als Akt der Rebellion. Für viele blieb es eine Phase, egal ob sie danach Banker wurden oder Werbegrafiker oder Popsänger wie Clueso und Xavier Naidoo. Jan Delay selbst mag noch immer „hiphop to the bone“ sein, sein Publikum ist es nicht. Eine Generation, die Rap als Musik der meisten wahrnimmt und deswegen auch dauerhaft ganz normal hören wird – weil man sie halt immer schon gehört hat – wächst jetzt erst heran.

Auch hier wird versucht, HipHop in Würde altern zu lassen. Aber will Deutschrap denn erwachsen werden?

Dennoch gab es 2015 auch in Deutschland ein paar Versuche, HipHop in Würde altern zu lassen. Max Herre etwa, Baujahr ’73, tourte mit seiner Unplugged-Show und war damit erfolgreicher als je zuvor. Dabei kommt ihm zugute, dass er schon als junger MC eine alte Seele war: Er erzählte von Allende und Tschernobyl und nahm Bezug auf Soul, Jazz und R’n’B. So kann er heute stimmig mit Orchester musizieren und gleichzeitig an der Seite des Gangsta-Rappers Xatar den flowenden Filou geben – das Stück „Rap & Soul (Remix)“ war einer der HipHop-Momente des Jahres.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Auch Dendemann fand als Stimme von Jan Böhmermanns Hausband zu neuem Sinn und Swag. Weniger Glück dagegen hatte Denyo von den Beginnern. Auf seinem Comeback-Album DERBE rappte er auf zeitgemäß elektrifizierte Beats über nächtlichen Rausch und den Alltag als Familienvater. Doch hören wollte das kaum jemand.

Es ist, als traute sich Deutschrap einfach nicht, überzeugt erwachsen zu werden. Was da hilft, ist die eine oder andere Meta-Ebene und ein bisschen Ironie. Abseits des Branchengoldrauschs zeigten Künstler wie Audio88 & Yassin, Fatoni oder Mädness auf ihre ganz eigene Weise,wie cooler Ü30-Rap klingen kann. Von einer linearen Heldengeschichte wie „Straight Outta Compton“ ist deren Schaffen freilich meilenweit entfernt. Aber vermutlich müssen einfach noch zehn Jahre ins Land ziehen. „Straight Outta Eimsbush“, „Die Sido-Saga“, „Kollegah: Der Film“ – irgendwann auch in diesem Theater.