„Aktion Arschloch!“: „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte soll wieder charten
Sollten demnächst der ein oder andere besorgte Bürger Zeilen wie „Zwischen Störkraft und den Onkelz steht ne Kuschelrock-LP!“ vor sich her murmeln, wird die „Aktion Arschloch!“ ein kleiner Erfolg gewesen sein.
Es fragen sich dieser Tage viele Menschen, wie sie den nach Deutschland kommenden Flüchtlingen helfen und gleichermaßen den selbsternannten Asylkritikern Einhalt gebieten können. Spenden, als freiwillige Helfer vor Ort mit anpacken, Hetzkommentare bei Facebook melden und so weiter wären wohl ein guter Anfang. Diverse Medien haben bereits aufgeschrieben, was außerdem gesagt und getan werden kann. Gerhard Torges aus dem nordrheinwestfälischen Georgsmarienhütte hat eine andere Idee: In der von ihm gegründeten „Aktion Arschloch!“ fordert er dazu auf, den Song „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte wieder in die deutschen Charts und Radios zu hieven.
Wie das gehen soll? Man soll den Song in einem Online-Store seiner Wahl kaufen, mit Bestnoten bewerten und ihn sich zudem bei seinem Radiosender, in Clubs und auf Partys wünschen, zum Beispiel. Die „Aktion Arschloch!“ will damit „auf einfache Weise dazu beitragen, ein Zeichen gegen die in Deutschland grassierende Fremdenfeindlichkeit zu setzen.“
Diese Hilfe ist natürlich, das weiß auch Torges, in erster Linie eine symbolische. Die so generierten Einnahmen über die Songverkäufe landen bei Die Ärzte und ihrem Label, nicht bei den Flüchtlingen. Da aber auch abseits ihrer Songtexte hinlänglich bekannt ist, wie Farin Urlaub und Co. so zu Rassismus und Neonazis stehen, könnte es ja sein, dass etwaige Einnahmen gespendet werden. Wo man direkt spenden kann, verschweigt die „Aktion Arschloch!“ zudem nicht.
„Schrei nach Liebe“ war die erste Single von die Ärztes Comebackalbum DIE BESTIE IN MENSCHENGESTALT aus dem Jahr 1993. Der Anti-Nazi-Song gilt vielerorts als DIE Hymne gegen Rechtsradikalismus schlechthin. Farin, Bela und Rod schrieben ihn als Reaktion auf die damaligen Übergriffe und Anschläge in Hoyerswerda, Rostock, Solingen und Mölln:„Nach Hoyerswerda konnten wir halt nicht mehr schweigen!“, sagte Bela B. später in einem Interview über die Entstehung des Songs. Geschichte wiederholt sich leider eben doch.
Naiver Aktionismus? Vielleicht. Aber besser als nichts tun. Dank ähnlicher Ideen schaffte es zuletzt eine Schweigeminute in die iTunes-Charts, „Ding Dong The Witch Is Dead“ in die britischen Charts und „Killing In The Name of“ von Rage Against The Machine stand gar im britischen Weihnachtsgeschäft ganz oben in den Download-Hitlisten.