Adventures – Fette Zeiten
Das Meer der Liebe - so episch wie der Titel des aktuellen Albums, so verunsichert reagierte die britische Musik-Kritik auf das opulente Werk der Adventures. Bei den Fans löste der pralle Pop-Sound eher einen Hormonschock aus: Binnen zweier Wochen kauften sie die Single "Broken Land" in die Charts.
THE SEA OF LOVE ist ein Frontalangriff auf moderne Hörgewohnheiten: Die Adventures setzen den computergesteuerten Wegwerl-Liedchen und dem blutleer-vegetarischen Gitarren-Pop eine Woge von fetten Sounds, breiten Harmoniegesängen und großen Gesten entgegen. Hoffnungslos überproduziert oder der neue Fruchtbarkeitsgott des Pop?
Für Pat Gribben. Sänger und Haupt-Songschreiber der Band, ist das keine Glaubens-Frage:
„Wir halten überhaupt keinen Plan für das Album. Wir wollten nur nicht noch eine weitere synthetische Drum-Computer-Platte machen“.
Handgespieltes dominiert im Meer der Liebe, bei der Vergangenheit von Gribben und Terry Sharpe. dem zweiten Ur-Abenteurer. kein Wunder. Nachdem die beiden in ihrer irischen Heimat Belfast mit der Punk-Pop-Band Starjets gehörig baden gegangen waren, schlugen sie sich als Bar-Musiker in London durch.
„Wir waren vom Business vollkommen desillusioniert. Um unsere Brötchen zu verdienen, spielten wir mit Gitarre und Klavier in Nachtbars, nur um nicht tagsüber arbeiten zu müssen.“. Diese harte Stimm-Schuie kam ihnen auch zugute, als sie 1984 die ersten Gigs mit eigenen Songs und ihrer neuen Band – The Adventures – spielten: „Nach vier Nummern verabschiedete sich die PA-Anlage; wir sangen den Rest der Tour über die Monitorboxen“.
THE ADVENTURES. das Debüt-Album, löste genau die umgekehrte Reaktion von THE SEA OF LOVE aus: 1985 überschlugen sich die positiven Kritiken, die Band tourte mit Tears For Fears zwei Monate durch die USA, nur – die Platte wollte keiner kaufen. Terry errinnert sich: „Irgendwie waren im Endeffekt alle gegen uns, wir waren ziemlich verunsichert. Aber wir haben den Glauben an unsere Sones nicht verloren“.
Gerettet hat die Band schließlich die zähe Naivität: Die Background-Sänger Eileen (Hausfrau) und Spud (Roadie) sowie Drummer Paul (Toningenieur) glaubten fest an Hymnen und Glamour-Sound, der jetzt in England, wie ein saftiges Steak nach einer Körner-Diät, dankbar aufgenommen wird.