Abgelehnt!


THi BlKtlt&.^Wirslatjb/n, daß Citanen-Gruppenkeine-itikunh haben.“

Mit diesen warmen Worten nahm das Schicksal seinen Lauf: Der britische Medien-Multi Decca gab den jungen Beatles 1962 den Laufpaß und vergraulte sich damit die lukrativste Einnahmequelle der Rockgeschichte. Stattdessen nahm man Brian Poole & The Tremoloes unter Vertrag, die nach einigen HitTHE POLICE. Es begob/ch vor langer Zeit^wgen3w£Mff1Deutschland. Police, damals noch Nobodies, spielten im Vorprogramm eines gewissen Herrn Eberhard Schoener. Ein merkwürdiges Musik-Menu. Als Vorspeise die später weltberühmten Song-Häppchen von Police, danach, als Hauptgang, die Klangfunde des musikalischen Globetrotters Schoener. Diese Verbindung hatte bereits Tradition: Gitarrist Andy Summers ist auf vier Schoener-Alben zu vernehmen, Sting bringt es immerhin auf zwei Nennungen. Noch schöner die Produktion „Video Magic“ (1979) — das gesamte Polizeiaufgebot war mit von der Partie.

Doch Schoener wollte den Musikerfreunden auf die eigenen Beine helfen. Was lag da näher, als die vielversprechenden Demo-Bänder zu „Outlandos Singles in der wohlverdienten Versenkung verschwanden. Verantwortlich: Decca-Boß Edward Lewis. Die ebenfalls britische EMI bewies hingegen mehr Weitblick und verdiente sich an den „Fab Four“ bekanntermaßen ein goldenes Naschen.

Als die Rolling Stones im gleichen Jahr um einen Plattenvertrag bettelten, war Decca dann nicht mehr zu halten: Als gebranntes Kind nahm man die Schmuddelbande zähneknirschend unter Vertrag. Kurz vorher hatte jedoch auch Jaggers Ur-Formation (ohne Watts und Wyman) eine ebenso freundliche wie bestimmte Absage erhalten — von EMI.

d’amour“ der eigenen Plattenfirma — sprich EMI — vorzuspielen. Nur, dort hatte man offensichtlich keine Ohren für das Morgen. Manfred Zumkeller, heute als Top-Manager des WEA-Konzerns auf der höchsten Kommandoebene, schlug das Schoener-Angebot rundum aus. Pech gehabt, denn wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Virgin Records kam rechtzeitig und konnte sich den kommenden Mega-Deal und runde Verkaufszahlen sichern.

OTTO. Das sterBQfype^VJ&^edauem, aber leider …“ durfte auch Otto Waalkes mehr als einmal lesen: Nonsens „Made in Friesland“ stieß bei der etablierten Tonträger-Industrie auf wenig Gegenliebe. Dabei war der mediengestählte Otto so bescheiden: Für schlappe 5000 Märker hatte er gemeinsam mit Hans Otto dos Debut-Album „Die Ottoplatte“ produziert. Gegen Erstattung dieser Unkosten — für Medienmultis eigentlich ein besseres Trinkgeld — bot er daraufhin sein Werk wie Sauerbier an. Resonanz der allem Anschein nach humorfeindlichen Plattenfirmen: „Otto — find ich nicht gut.“

Der abgeblitzte Flachländer machte aus der Not eine Tugend und startete höchst erfolgreich die große Friesen-Offensive. Mit seiner eigens gegründeten Plattenfirma „Rüssl Räckords“ schleuste er das einst verschmähte Werk unter die kaufwillige Menschheit — bisher über 700.000 mal. Fazit: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.

HERBERT GRÖNEMEYER. Superstar Herbie gehörte Äst xa ‚defi Tieffliegern der Branche: Seine Intercord-Alben, inzwischeri““oH«SQ(nf wiederveröffentlicht, standen wie Blei in den Regalen. Verquaste Studentenlyrik und unentschlossene Musik entpuppten sich als wahre Ladenhüter. Die Künstlerbetreuer von Herbert zogen den Gitarristen Gaggy Mrotzek zu Rate. ,Wir brauchen“, so wird das konspirative Gespräch kolportiert, ,kompetenle Musiker für unseren Künstler. Die Texte sind gut, was fehlt ist eine Schaufel Schmutz und Rock’n’Roll.“Doch trotz fähiger Rückendeckung rechneten die Grönemeyer-Manager für ,4630 Bochum“ mit bescheidenen Verkaufen in der Zehntausender-Region. Abgeschreckt von der chronischen Baisse seiner Intercord-Werke lehnte BMG Herbie schlichtweg ab. Und dies, obwohl der millionenschwere „Männer“-Hit bereits mit im Angebot war. Die Eledrola zog das As, der Rest ist Geschichte. Eine der erfolgreichsten in Musik-Deutschland.

MATTHIAlBHM.

Nur ein einziger Song war auf dem Demo, mit dem der Musik-Kleinverleger Bernd Dietrich vergeblich an der Tür sämtlicher wichtiger Talent-Scouts deutscher Plattenfirmen scharrte — „Verdammt, ich lieb dich“. Reim, der Ende der Siebziger sein Lehramts-Studium zugunsten der Musik abgebrochen hatte, war zu diesem Zeitpunkt nicht so unbeleckt, wie die A&R-Leute glaubten — immerhin gab es schon einige Singles des Sängers, produziert von Schlager-Mogul Ralf Siegel. Die einhellige Ablehnungs-Front ließ den ondolierten Blondschopf dennoch nicht verzagen, schließlich hatte er die Mäzen-Unterstützung von Ali Reimann, Inhaber der Elektronik-Firma „R&R Audio“, im Rücken (und ein von Reimann finanziertes Studio als Überlebens-Polster). Einzig Polydors weitsichtiger Produktmanager Dieter Hegemann zeigte sich interessiert, jedoch nur an dem Song, nicht an dem Sänger. Hegemanns fachkundiges Urteil: „Oer sieht ja aus wie der letzte Vorstadtloddel.“ Polydor-Boss Götz Kiso gab dennoch grünes Licht: „Wenn wir den Song nicht alleine bekommen, müssen wir den Typ eben mitkaufen.“

Dieser „Typ“ hat inzwischen die dritte Platin-LP im Fitness-Raum seines Hauses in Florida aufgehängt.

KONSTANTIN WECKER/Piano-Barde Wecker hatte seinen Vertrag bei Ariola schon unterschrieben — da platzte die Bombe. Monti Lüftner, seines Zeichens Patriarch der Münchner Plattenfirma, fand an Konstantins Reimen herzlich wenig Gefallen. Unmittelbar vor der Gegenzeichnung des Vertrages hörte er erstmals die Platte „Sadomasochistische Verse“. Das Schicksal Salman Rushdies blieb Herrn Wecker daraufhin zwar erspart, der angepeilte Plattenvertrag jedoch ebenfalls. Kommentar Lüftner: „Nicht in meiner Firma!“ Wie dos Leben so spielt: Anfang der Achtziger war Wecker bei Polydor äußerst erfolgreich und klopfte erneut bei Ariola an. Die Aussicht auf Profit versetzte Berge — das besagte Werk wurde mit der reumütigen Vertragsunterzeichnung prompt wiederveröffentlicht. Liebe auf den zweiten Blick?

DIE TOTEN HOSEN. Einen bescheren Gog dachten sich die Kollegen d«L. Zeitschrift „Soundcheck“ aus: mit einem unveröffentlichten Lied der Toten Hosen ging man bei deutschen Plattenfirmen hausieren. Die „Hosen“ bekamen kurzerhand das sinnige Pseudonym „Die Trojanischen Reiter“ verpaßt, aus etablierten Rockern wurden unbescholtene Unbekannte. Das Stück „Achterbahn“ — umgetauft in „Gebt die Bahn frei“ landete also gut getarnt als unscheinbare Demo-Kassette auf den Schreibtischen der großen Companys. Die Resonanz war ersWu^rfich : 13 von 14 Plattenfirmen Jehflfen die Toten Hosen schlichtweg ab, 6 Firmen hielten es nicht einmal für nötig, zu antworten. Einzig Ariola meldete Interesse an.

Jahre vorher hatte „Soundcheck“ schon einen ähnlichen Coup gelandet: Unbespielte Kassetten wurden an die gleichen Adressaten verschickt, die darauffolgenden Antwortschreiben paßten problemlos in die Rubrik „Realsatire“:

„Die ,Musik‘ ist intensiv begutachtet worden, paßt aber leider nicht ins Firmenkonzept …“.