Unmöglich!


"Undenkbare" Band-Reunions, das zeigte 2007 endgültig, gibt es so wenig wie Fußballzwerge.

Jetzt fehlen bald wirklich nur noch Abba und die Smiths: Nachdem die letzten Jahre mit bis dato „undenkbaren“ Reunions aufgewartet hatten (Dinosaur Jr., Pixies, Pink Floyd), legte 2007 dermaßen nach, dass langsam die Sensationen knapp werden. Bei The Police – zerstritten in den 80ern – hatten sich nach 21 Jahren offenbar Musiker-Egos, Stings Solo-Erfolg und die Gier nach öffentlicher Bestätigung auf Levels eingependelt, die eine Reunion möglich bzw. nötig machten. Van Halen, seit den 80ern überworfen mit Ur-Frontmann David Lee Roth, touren derzeit mit diesem durch die USA. Nicht erwartet hätte man auch, dass die originalen Smashing Pumpkins geneigt wären, sich wieder unter die Knute von Despot Billy Corgan zu begeben – waren sie auch nicht. Was da im Frühsommer zurückkehrte, war der Bandrumpf Corgan/Jimmy Chamberlin nebst Mietmusikern. Immerhin – Segen oder Fluch? – mit neuem Album, nicht als reine Best-Of-Toursause. Trotzdem: Hauptsache, es gab live die alten Songs zu hören. Mit dieser Fan-Maxime müssen alle Wiedergänger leben, da können sie noch so überzeugt an „unserem bisher besten Album“ (Richard Ashcroft) arbeiten wie die wiedervereinten The Verve.

Apropos: Die 90er, offenbar endgültig reif fürs Revival, waren am stärksten vertreten in der Reunion-Arie 2007. Ex-Teenie-Acts wie Take That (ohne Robbie), Backstreet Boys (ohne Justin), Boyzone (mit Ronan) und – Aargh! – die Spice Girls schauten bei der alten Kundschaft, nun in den 2oern/3oern, vorbei. Britpop-Zweitligisten wie James, Kula Shaker, Shed Seven und Dodgy fanden wieder zusammen, aber keinen rechten Grund dafür. Leichter taten sich hier Rage Against The Machine, die seit dem Frühjahr wieder zusammen auftreten. Im „aktuellen politischen Klima“ würden sie gebraucht, so Tom Morello. Hm. Ein paar recht interessante 5 Jahre haben sie da ja verpasst seit der Trennung 2000. So heiß lief die Reunionmaschine, dass sich für einen Moment sogar das völlig gaga Gerücht halten konnte, es sei eine

Nirvana-Wiederkehr in Planung. Nicht, dass eine erfolgreiche Reunion ohne den alten Frontmann/Songwriter unmöglich wäre: Bruce Foxton und Rick Buckler tourten ohne Paul Weller, aber mit den The-Jam-Hits durch ausverkaufte Hallen voller Mod-Nostalgiker. Wer jetzt aber _ hofft, die im Mai aufgelösten New Order könnten demnächst als Joy Division re-reinkarnieren – warum nicht mit Sam Reily am Mikro, der in control so einen tollen Job gemacht hat? -, ist ja wohl total schiefgewickelt. Hoffentlich. Wie gesagt: Denkbar ist alles.

Das zeigt die Mutter aller Reunions, der heilige Gral der Comebacks, der uns 2007 ereilte.

Nein, nicht Level 42, die tatsächlich auch wieder unterwegs sind. Auch nicht Crowded House oder die Großabzockuntemehmen Genesis und Eagles. Nach 27 Jahren Mythenbildung in Abwesenheit kommen – mit Drummer (Jason Bonham) aus eigener Nachzucht – tatsächlich Led Zeppelin zurück. Im September wurde ein einmaliger Auftritt beim Tribut-Konzert für Atlantic Records-Gründer Ahmet Ertegun in London bestätigt und sofort sämtliche Ticketnachfragerekorde pulverisiert. Bei Redaktionsschluss war das Spektakel noch nicht über die Bühne, weil Jimmy Page sich kurz vor knapp einen Finger brach und der Gig auf den 10. Dezember geschoben wurde. Dafür verdichteten sich Mitte November Hinweise, aus dem Einzelgig könnte in der Tat eine Welttournee 2008 werden. Und damit wäre dann auch diese Katze aus dem Sack und abgehakt. Und weiter? Was ist jetzt, Morrissey?

Schmidt & Pocher. Als Harald Schmidt verkündete, er werde seine Show künftig mit Oliver Pocher teilen, waren Fans fassungslos. Die ersten Sendungen warfen denn auch die Frage auf: Was will der Halbgott mit der Flachnase? Die schönste Erklärung hatte Peter Unfried in der taz: „Nein, Schmidt verdammt Young Pocher nicht (…) Das hier ist ein Bildungsroman. Harald Schmidt sitzt sich hier den Arsch ab, weil er an das Gute glaubt – in Oliver Pocher. Und das muss es geben, sonst hätte er ja Mario Barth nehmen können. Die Sendung (…) ist ein großes humanistisches Unternehmen.“ Na dann.