Gepflegter Mann mit Maske
Clem Snide singen von dem, was sie erleben: von Tod, Krankheit und deutschem HipHop.
Als Popfan freut man sich über Kleinigkeiten: daß Eels-Sänger E den Engelschor zurückgeholt hat, der damals so hübsch morbid auf „Flower“ sang. Daß die Antony-& -The Johnsons-Platte doch mehr als zwölf Menschen interessiert. Und über die Rückkehr der schneidenden, sehnsüchtigen Stimme von Eef Barzelay, der auf dem neuen Clem-Snide-Album das Ende der Liebe besingt, das niemand überleben wird. Barzelay, einer der scharfzüngigsten US-Texter, hat in letzter Zeit manches erlebt, was ihn mit E verbindet: den Tod der Schwiegermutter, den Krebstod der Mutter, den nervenzehrenden Umzug der Familie von New York nach Nashville. Was ist dran an der Binse, daß einen stärker macht, was einen nicht umbringt? „Wenn es ums Schreiben von Songs geht, denke ich nicht, daß Leiden einen weiterbringt. Aber die schwierige Zeit hat mich wütend und frustriert gemocht, das war zumindest für die Texte schon hilfreich. Als ich jung war und mit dem Schreiben anfing, waren meine Texte ziemlich depressiv und angstbesetzt. Je älter ich wurde, desto mehr Humor habe ich einfließen lassen. Wenn sich Licht und Schatten gegeneinander ausspielen, wird es doch erst richtig interessant“, sagt Barzelay.
Clem Snide (benannt nach einer Figur in Burroughs‘ Roman „Cities Of The Red Night“) stehen für denkwürdige Aphorismen:
„And the first thing every kilter reads is. The Catcher In The Rye“, heißt es im Titelstück „The End Of Love“, anspielend auf Lennon-Mörder Mark Chapman, der sich von Salingers Erzählung „inspiriert“ fühlte. Ist Barzelay nicht auch der erste US-Folk-Pop-Musiker, der über deutschen HipHop singt? „Gut möglich“, lacht er etwas gequält. „Als wir letzten Sommer bei euch auf Tour waren, lief die ganze Zeit dieses deutsche HipHop-Video im Fernsehen. Das hat mich fasziniert, weil es ein solcher Gegensatz war zu dem, was mich ausmacht und was ich verstehe. Als mir die Sache Wochen später immer noch im Kopf rumschwirrte, hatte ich die Grundidee zu The Sound Of Germon HipHop. Er legt die Stirn in Falten, ist sich aber sicher: Ein ungepflegter Mann mit Maske kam in dem Video nicht vor.
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