Tränen & beschränkte Haftung
Ein Jahrzwölft Fettes Brot - Gelegenheit, sich grundsätzlich zu erklären, ehe die Beziehung zum Publikum zu gewöhnlich wird.
So ein Popstar hat’s nicht leicht: Macht und tut und gibt sich Mühe, aber keiner da draußen, keiner im Publikum, kein Schreiberling und keiner von den alten Kumpels mag ehrlich glauben, daß das Leben zwischen Studio, Bühne und Tourbus manchmal ziemlich anstrengend sein kann. Daß man vom vielen Faxenmachen auch müde werden kann und sich nicht recht verstanden fühlt. „Und deshalb“, sagt Björn Wams, der bei Fettes Brot den „Schiffmeister“ gibt, „war das nach so vielen Jahren einfach eine gute Idee, mal ein paar grundlegende Dinge aufzuschreiben“. Nein, ein Buch hat er nicht verfaßt mit seinen Kollegen Martin Vandreier a.k.a. Doktor Renz und „König Boris“ Lauterbach, nur (in Gänsefüßchen) wie gewohnt die Texte für die neue „Pladde“ AM WASSER GEBAUT und eines Januarmorgens früh um 6 Uhr 3O in der Hamburger „Prinzenbar“ ein Bandinfo, das mit den branchenüblichen Waschzetteln allenfalls das DIN-A4-Format gemein hat und das Martin ohne Übertreibung „Pamphlet“ nennt. Es geht darin um: das Gefühl des Genervtseins von gefühlloser Musik, einen latenten Mangel an Selbstsicherheit und ein totales Desinteresse an unsensiblen Menschen, die Suche nach Wärme und Leidenschaft, die Absage an die rüde, materialistische HipHop-Welt unserer Tage („Kommando un-pimp my life“), um salzige Tränen – und um Aufrichtigkeit. Ein großes Wort, sehr sperrig und irgendwie auch sehr deutsch. „Wirglauben an Aufrichtigkeit, undunsere Musikist aufrichtig“, schreiben die drei. Martin erklärt dazu: „Wir können niemandem vorschreiben, wie er unsere Musik zu verstehen hat. Aber wir wollten wenigstens mal ausdrücken, was wir uns dabei gedacht haben“-und vor allem, wie Boris betont: „daß wir uns was dabei gedacht haben.“ Zwölf Jahre Bandgeschichte sind schließlich kein Zufall. Und so ist es auch keine irrige Laune von Mutter Musikindustrie, daß die Fetten Brote nun nicht mehr im Schoß eines Plattenmultis ruhen. Wir zitieren ein letztes Mal das Pamphlet: „Wir bitten euch am Ende zu notieren, daß sich unsere kleine Kapelle auf eigene Füße gestellt und eine selbstausbeuterische Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet hat: Fettes Brot Schallplatten.“ Gern geschehen.
www.fettesbrot.de