Julien Baker
Turn Out The Lights
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 27.10.)
Mit ihrem zweiten Album wird die junge Songwriterin endgültig zu einer Stimme, die man sich merken sollte.
Julien Bakers Musik packt einen gleich fest ums Herz. Dabei ist sie in ihrer Form nicht besonders außergewöhnlich: Junge weibliche Stimme und Gitarre und Raum – das kennt man ja. Aber wie das hier zusammenspielt, das ist doch ein seltenes Glück. Weil es vielleicht doch eine Rolle spielt, dass die 22-Jährige mit den scheinbaren Spannungsfeldern in ihrer Identität im Reinen ist: dass sie queer ist und dabei gläubige Christin, dass sie in ihrer Heimat Tennessee geblieben ist, wo das ein Problem darstellt, eben weil es dort, im Bible-Belt, der politischen und soziokulturellen Arbeit mehr bedarf als der Künste.
Frieden und Spannung finden sich zugleich auch in ihren Songs, die sich so traurig und gebrochen anfühlen, dass man allein schon aus Rücksicht der Bitte des Albumtitels nachkommen will: TURN OUT THE LIGHTS. Und auch damit man die feinen, hoffnungsfrohen Lichtstrahlen besser sieht, die doch immer wieder aus ihren Texten brechen. Überhaupt, diese Texte: „I miss you the way that I miss nicotine. If it makes me feel better, how bad could it be?“, fragt sie in „Happy To Be Here“, und im klaviergetriebenen Finale, „Claws In Your Back“, zählt sie die Jahresringe unter den Augenlidern. Zwei Jahre nach ihrem Debüt, SPRAINED ANKLE, ist das neue Album von Julien Baker deutlich größer produziert und arrangiert. Die Intimität ist geblieben.