Blondie


Köln, E-Werk Eine Frau und ihre beste, ewige und einzige Rotte: Debbie Harry ist Blondie.

Schon als Ende der 70er Jahre der erste ganz große Erfolg kam, war sie nicht mehr ganz blutjung und hatte die 30 überschritten. Heute ist Deborah Ann Harry 58 Jahre alt, und das, was sie hier und heute Abend kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter auf der Bühne veranstaltet, ist durch und durch großartig. Hat Stil. Würde. Eleganz. Und ist, jawohl: sexy. Vor allem deshalb, weil die Frau, die Blondie ist, nicht mit dem Manifest ewig währender Jugendlichkeit hausieren geht. Sondern sich – darin dem Generationskollegen Bowie nicht unähnlich lieber von Bühnen-Ventilatoren den Wind ins blondierte Haupthaar blasen lässt und sich ansonsten in Minirock und hautengem Top altersadäquat geriert. Da werden Tanzschritte nicht zu Ende getanzt und wird eben ein Hüftschwung nur angedeutet, aber nicht bis ins Letzte ausgereizt wie einst im Mai 1979Neben der Chefin wirken die drei aus dem Original-Line-up -Chris Stein, Clem Burke und Jimmi Destri – ein wenig hüftsteif und vorzeitig verbeamtet, machen aber im Vergleich zur Comeback-Tour 1999 einen deutlich besseren, weil reduzierten und im besten Wortsinne schnörkellosen Job. Eiernde Gitarrensoli: och nö. Wüste, an Selbstbefleckung grenzende Trommeleien: Fehlanzeige. Blondie im Jahr 2003, das bedeutet vor allem eine stringente und zeitgemäße Umsetzung des New-Wave-Gedankens. Tand und Firlefanz kommen hier nicht vor, geradlinige Songs aus dem mit Hits, Hits, Hits gespickten Lebenswerk dagegen umso reichlicher: knackig die Version von „Hangin‘ On The Telephone“, frisch und knusprig „Atomic“ und „Rapture“, kleine stimmliche Defizite im Hausfrauenradiosender-kompatiblen, dennoch flotten „Maria“.

Songs vom aktuellen Album the curse of blondie gibt’s -Schwamm drüber – auch hin und wieder in homöopathischen Dosen; den Höhepunkt aber setzt es, als Blondie „Pet Semetary‘ von den Ramones covern. Da möchte man der Band vorübergehend das heutzutage viel strapazierte „The“ spendieren, und auf einmal versteht man noch viel besser, warum auf parallel lines von The Blondie ein Song „11.59“ heißt und The Strokes heute von „12.51“ singen. „Hopp/ Friday to you all“, sprach Debbie Harry irgendwann zwischendurch. Kann man wohl sagen, schießt es einem noch am Tag eins nach dem Konzert durch den Kopf – verbunden mit dem innigen Wunsch, eines hoffentlich sonnigen Tages kurz vor den 60 auch noch so drauf zu sein wie die Frau, die wie eh und je Deborah Ann Harry heißt. Und für immer Blondie ist.