ES NE-ERVT!!!


Die unvollständige Enzyklopädie der konzertanten Nervtöter

Der Mitklatscher ist wohl eine der irritierendsten Erscheinungen in der freien Wildbahn der Konzertauditorien. Nicht zu verwechseln mit dem Applausklatscher und dem Anheiz-Klatscher, setzt der Mitklatscher (MK) sein Klatschen nicht dosiert und zweckgebunden ein (Beifallsbekundung, perkussive Unterstützung an geeigneten Songpassagen, Zugaben-Forderung etc.), sondern geht seinem Handwerk abendfüllend, ausdauernd und mit einer charakteristischen Verbissenheit nach. Weil er mit dem Rhythmusgefühl eines Pfundes Humus ausgestattet ist (auffallend: MK sind fast ausschließlich Männchen), kann der MK nicht auf landläufige Aktivitäten wie Hüftwackeln und Kniewippen zurückgreifen, sondern reagiert stattdessen die sich unter dem akustischen Eindruck des dargebotenen Konzerts aufstauende motorische Energie über das Ventil monotonen Hände-Patschens ab. Ganz in der Tradition einschlägiger Bierzelt-Klientel, und unter Nichtbeachtung der Möglichkeit, solch Stimmungsgetue könne Umstehenden – zumal akustische Nebenwirkungen zeitigend (Klatscht) und nur im Ausnahmefall dem Takt des so begleiteten Musikstückes gehorchen (siehe HumusJ- auf Keks, Nüsse, Senkel, Sack, Wecker etc. gehen, sieht der MK die arhythmische Lärmerzeugung als Legitimation seines Hierseins und Ausdruck seines Teilhabens am event an. Deshalb klatscht er durch, komme was da wolle. Ob Umtempo-Beat, kunstvoll eingewobener Song-Mittelteil oder filigrane Ballade: Solange die Batterie nicht alle ist, zuckt das Karnickel. Und verbreitet so noch in der mondänsten Pop-Veranstaltung jene piefige Musikantenstadl-Atmosphäre, die den Mitklatscher so meidenswert macht.

Lesen Sie demnächst in der unvollständigen Enzyklopädie der konzertanten Nervtäter. Der Laberanch, Der Luftgitarrist, Der Lange Lulatsch, Der Pogo-Vandale, Der V.I.P.