Bush: Düsseldorf, Stahlwerk
MAN KENNT SIE, DIE AUTOMATISMEN BEI ROCKKONZERTEN. Etwa bei Abdunkeln der Saalbeleuchtung ad hoc in Ekstase zu verfallen oder sich bei Erklingen der ersten Akkorde an wilden Springübungen zu versuchen. Bei den langsamen Songs betreibt man Crowdsurfing, kollidiert dabei wahlweise mit den allgegenwärtigen VIVA-Kameras oder fällt irgendwann durch ein Loch auf den Betonfußboden. Und damitmit Lokalität und Publikum – sind wir auch schon bei den ausschlaggebenden Faktoren dieses Abends, der eigentlich zur Präsentation des neuen Bush-Albums „The Science Of Things“ gedacht war, sich letztlich aber als riesige Farce erwies. Denn statt des erwarteten Andrangs von mehreren Tausend Fans tummelten sich im Stahlwerk gerade mal ein paar Hundertschaften von Kids, die ihre letzten Ferientage in NRW genießen wollten. Die riesige Pressetribüne blieb weitestgehend leer, gigantische Kamera-Podeste versperrten die Sicht und die Übertragung des Konzertes auf eine riesige Leinwand im Vorhof des Gebäudes geriet zur Privatvorstellung für ein Dutzend johlender Punks. Zudem bestellte man die Fans schon für 18 Uhr zur Ticketausgabe, um sie dann bis 21.15 Uhr warten zu lassen. Bush konnten einem leid tun. Zumal sie wirklich ihr Bestes gaben, die vertrackte Situation zu retten. Gavin Rossdale entschuldigte sich mehrfach für die gezwungene Umstände („Eigentlich sollte man euch Geld dafür bezahlen“) und gab sich redliche Mühe,ein gutes Konzert abzuliefern. Das erledigten Bush mit Bravour. Die Band zeigte sich engagiert, flirtete mit dem Publikum und verausgabte sich völlig. Schlagzeuger Robin Goodridge und Rossdale waren schon nach ein paar Stücken durchgeschwitzt und bestritten den Rest des Sets mit freiem Oberkörper. Auch das Repertoire war sorgfältig gewählt: ein repräsentativer Querschnitt ihrer bisherigen zwei Alben, angereichert mit Kostproben aus dem aktuellen Werk: „Warm Machine“,“English Fire“,“Altered States“ und „The Chemicals Between Us“. Letzteres fügte sich nahtlos in die Reihe von Hits wie „Bonedriven“,“Swallowed“ oder „Everything Zen“ ein, die Bush – ganz verantwortungsbewußt noch immer spielen. Genau wie das umjubelte „Glycerine“, das große Finale des rund einstündigen Auftritts. Ein nettes Konzert-trotz katastrophaler Rahmenbedingungen.