Eminem
Dr. Dre macht aus dem Rapper Eminem mit einer alten Masche einen neuen Star.
Ein schrecklich originelles Rezept: Man benimmt sich wie ein Vollidiot, macht HipHop-Musik mit anrüchigen Texten und läßt sich in aggressiven Posen ablichten – klingt irgendwie bekannt? Abgelutscht? Ist es auch, es hat einen meterlangen Bart. Eminem, das spricht sich wie „M and M“ und ist ein unglaublich cleveres Wortspiel mit den Initialen eines Mannes, der mit politisch unkorrektem Provokationsgehabe die Eltern amerikanischer Teenager auf die Barrikaden treibt. Der böse Mann heißt Marshall Mathers, kommt aus Detroit und ist 24 Jahre alt. Er bettelt als weißer Rapper mit ultrahartem Kasperltheater um Anerkennung in einer schwarzen Domäne. Slim Shady, die fiktive Hauptperson auf Eminems Debüt-Album „The Slim Shady LP“, ermordet die Mutter seiner Tochter, vergewaltigt eine 15jährige, füttert seine Freundin mit Magic Mushrooms und so weiter… „Geht in die Kirehe“, rät er Kritikern, die seine Texte anstößig finden. „Hört euch meinen Shit nicht an. Ich übernehme die Verantwortung für meine Texte, aber man darf nicht alles ernst nehmen.“ Sein „Shit“ wird aber trotzdem gehört, und das nicht nicht zu knapp. HipHop-Mogul Dr. Dre hat nämlich Geld gerochen und den zum Teil doch ziemlich stumpfsinnigen Songs einen glitzernden Umhang verpaßt. „The Slim Shady LP“ wurde von Dre mit einem aufwendigem Klangbild produziert. Der Sound-Doktor besetzt damit eine Marktlücke, welche die Beastie Boys längst hinter sich gelassen haben. Denn die Beasties geben inzwischen dem Dalai Lama den Vorzug. Das schafft Bedarf für böse Buben, die schlimme Sachen sagen und die Hose runterlassen – von der „Slim Shady LP“ gingen in den USA in zwei Wochen knapp eine halbe Million Exemplare über die Ladentische. Die Single „My Name Is“ schaffte es auf Platz 1 der Charts.