Manic Street Preachers
Gut ist die Band, die 1988 im walisischen Blackwood zusammentraf, immer schon gewesen. Und nachdem ihnen jahrelang das Trademark der Kultband für den weltgeschmerzten britischen Teenager anhaftete, sind sie jetzt – recht spät, nach fünf Alben – drauf und dran, auch jenseits des Kanals richtig groß zu werden. Die Manics stehen bereit, dem Britpopzirkus, dem sie all die Jahre fälschlich zugeschlagen wurden, Zeit und Publikum zu rauben. Die „Straßenprediger“ sind „epic“ geworden, seit Gitarrist Richey James 1995 spurlos verschwand. James Dean Bradfield (Gesang, Gitarre), Nicky Wire (Baß) und Sean Moore (Schlagzeug) erfanden sich als Trio neu und ließen nach und nach allzu Rüpeliges aus dem Sound verschwinden. Vergleicht man das Debüt „Generation Terrorists“ (1991) mit dem ’98er Werk „This Is My Truth, Tell Me Yours“, dann ist jetzt ein gereiftes Schwelgen vordergründig, findet man flächige Arrangements, die einen an Pink Floyd oder Queen denken lassen -was auch am volltönenden Gesang von Bradfield liegt. Live kommt das aber immer noch „manic“ rüber. Dabei ist Bradfield kein Rock ’n‘ Roll Hero, eher ein Wie-Du-und-ich Typ, ein untersetzter Knubben mit Geheimratsecken. Sein Charisma entfaltet sich langsam, über die traurigen, zornroten, manchmal kryptischen Zeilen von Songs wie „Motorcycle Emptiness“, „Faster“, „A Design For Life“, des letztjährigen Hits „If YouTolerate This Your Children Will Be Next“ oder der neuen Single „The Everlasting“. Und dann geht es auch zur Sache. Denn bei aller Schwelgerei: die Manics haben Groove, und Groove ist ein Feuer, das sich ins Publikum frißt. Den Manic Street Preachers möchte man Chancen einräumen, in den nächsten Jahren die Welt zu knacken. Pop genug sind sie, zeitlos gut sind ihre Songs und absolut zwingend ihre Live-Shows. Man überzeuge sich selbst.